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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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schließlich Dunedin. Sofort begeisterte sie sich für die neue, lebenssprühende Stadt. Es war herrlich, durch die Geschäftsstraßen zu flanieren, hübsche Kleider und Hüte in den Auslagen zu bewundern – zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren fühlte sich Lizzie fast wie in London. Einen Augenblick lang dachte sie sehnsüchtig daran, eine Stelle anzunehmen. Ganz sicher brauchten all die Kaufleute, Bankiers und gut verdienenden Handwerker Dienstmädchen! Keine Verantwortung für ein eigenes Geschäft zu haben hatte seinen Reiz, aber andererseits war der Lohn schlecht und man erhielt keine Dankbarkeit von Seiten der Herrschaft. Womöglich würde ihr wieder nachgestellt! Nein, in dieses Leben wollte Lizzie nicht zurück, so verlockend ein warmes Zimmer und eine gemütliche Küche auch waren.
    Lizzie fröstelte – in Dunedin war es jetzt schon empfindlich kalt. Dabei lag der Ort günstig, und das Klima galt als gemäßigt. In den Bergen dagegen …
    »Wollen Sie da wirklich hin?«, fragte die Wirtin, als die junge Frau endlich eine Pension gefunden hatte, in der sie sich einmieten konnte. »Den Tuapeka River entlang, ganz allein? Sie sind doch … Sie sind doch kein leichtes Mädchen?«
    Lizzie war stolz und glücklich, dass man ihr das nicht mehr ansah. »Ich suche meinen Mann!«, behauptete sie ernst. »Ich weiß nicht, ob er ohne mich zurechtkommt.«
    Die Wirtin lachte beherzt. »Die kommen da alle irgendwie klar!«, meinte sie, »und gar nicht so schlecht, wenn Sie mich fragen. Wenn Reverend Burton in die Stadt kommt, hören wir zwar nur das Allerschlimmste, aber ich seh immer die Wagen rauffahren. Jeden Tag mindestens ein Wagen Whiskey, so schlimm kann’s also nicht stehen!«
    Lizzie ärgerte sich, die Brennutensilien nicht mitgebracht zu haben. Womöglich hätte man damit mehr verdienen können alsmit dem Goldwaschen, aber da müsste natürlich erst Michael mit sich reden lassen. Sie konnte es jetzt kaum erwarten, den Tuapeka River hinaufzufahren. Sie war gespannt, was sie erwartete.

    Reverend Burton war entsetzt gewesen, als er, einige Monate vor Lizzies Aufbruch, Gabriel’s Gully erreichte. Die Landschaft rund um den Tuapeka River war einstmals schön gewesen. Grün, bewaldet, die Täler und Flussufer voller wilder Blumen. Was die Goldgräber davon übrig gelassen hatten, war eine stinkende Wüste. Jeder hatte sein Zelt da aufgebaut, wo es ihm gerade passte, in dieser Anfangszeit des Goldrausches kümmerte man sich kaum um das Abstecken von Claims. Die Männer gruben, wo sie gingen und standen, gerade bei Gabriel’s Gully lag das Gold ja oft knapp unter der Erde. Andere Goldsucher – besonders die Veteranen aus Australien – verlegten sich aufs Goldwaschen in den Bächen, und die Bäume fielen dem Bau von Waschrinnen zum Opfer.
    In der Gegend der ersten Funde wuchs inzwischen nichts mehr. Die Erde lag brach, meist mehrfach umgegraben. Bei jedem starken Regen verwandelte sich das Lager folglich in ein Schlammloch. Tonnen von Erdreich wurden weggespült und ein paar Zelte gleich mit. An Gemeinschaftseinrichtungen gab es zwei improvisierte Pubs und einen ebenso primitiv aufgebauten Laden, der Lebensmittel und Whiskey feilhielt. In ein paar Zelten verkauften Mädchen sich selbst – allerdings nur wenige auf eigene Rechnung. Die meisten waren mit Beschützern gekommen – Goldgräber, die ihre mitgebrachte Freundin vermieteten, wenn sie mit der Goldsuche keinen Erfolg hatten.
    Dem Reverend liefen gleich nach der ersten Messe drei dieser enttäuschten und verzweifelten Mädchen zu, die sich nichts dringlicher wünschten, als ihre Männer und das Lager verlassen zu können. Burton prügelte sich mit zweien der Kerle – er hatte im College geboxt – und erwarb sich damit ungeahntes Ansehen. Eins der Mädchen schickte er nach Dunedin – zunächst zu Claire und Kathleen, aber letztlich mit dem Ziel Waikouaiti. Die anderenstellte er an, ihm beim Aufbau seiner Gemeinde zu helfen. Peter hatte schon vorher gewusst, dass die Männer in Otago weniger Gebete benötigten als tätige Hilfe. Das Lagerleben musste organisiert werden, man brauchte Latrinen und ein Minimum an gesundheitlicher Versorgung – bei den herrschenden hygienischen Verhältnissen waren Seuchen vorauszusehen.
    Reverend Burton war dann auch vorbereitet, als im Herbst die Cholera ausbrach. Zusammen mit seinen Helferinnen und weiteren Freiwilligen aus Dunedin pflegte er wochenlang Kranke und gewann dadurch weiteren Respekt im Lager. In dieser Zeit

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