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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sah man den Reverend auch nicht selten in den Pubs. Nach einem langen Tag, den er hauptsächlich mit dem Waschen von Kranken, dem Sprechen von Sterbegebeten und immer wieder mit raschem Einsegnen von Särgen verbrachte, bevor man sie in der schlammigen Erde versenkte, brauchte er seinen Whiskey. Am Ende begannen die Männer, auf Burton zu hören. Das Lager wurde geordneter, man legte Wege und Latrinen an.
    Allerdings stand Gabriel’s Gully kurz vor der Auflösung. Das Land war ausgebeutet, man hatte an anderen Stellen Gold gefunden. Die Männer – und mit ihnen der Reverend – zogen weiter zu neuen Flussufern und an neue Bäche, um dort bald die gleiche Zerstörung anzurichten wie auf den ersten Feldern.
    Lizzie folgte zwar neuen, zum Teil jedoch holprigen Wegen in die Berge. Ihr Pferd musste sich anstrengen, um den Planwagen die Steigungen hinaufzuziehen – mit Maultieren wäre es nicht ganz so anstrengend gewesen. Immerhin hatte sie Glück, und die Wege waren nicht schlammig. Es war bitterkalt, der Untergrund hart gefroren.
    Als sie Gabriel’s Gully passierte, dessen tote Landschaft nun zudem in Eis erstarrt war, verstand sie die Worte der Maori. Die Eingeborenen mussten schockiert sein, wenn sie sahen, was hier mit ihrem Land geschah. Lizzie fragte sich, wem die Ufer des Tuapeka River eigentlich gehörten. Soweit sie wusste, hatten die pakeha zwar das Land für ihre Siedlungen gekauft, aber für die Grabungen irgendwo in der Wildnis gaben sie den Maori nichts. Auch der Reichtum, der aus diesem Goldrausch erwachsen mochte, kam ganz sicher nicht den Eingeborenen und eigentlichen Besitzern zugute.
    Am zweiten Tag der Reise den Fluss hinauf begann es zu schneien. Das Schneetreiben war bald so stark, dass Lizzie die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Schließlich schirrte sie ihr Pferd aus, deckte es ein und band es an, um sich dann selbst unter Zeltplanen und Decken zu verkriechen. Ihre Umsicht beim Einkauf der Ausrüstung zahlte sich jetzt aus: All die Wollsachen und Regenplanen hielten sie halbwegs warm.
    Als Lizzie am Morgen erwachte, blickte sie in eine Märchenlandschaft. Die Berge, die Bäume, alles lag unter einer wattigen weißen Schicht. Lizzie konnte sich kaum daran sattsehen, erst recht, als dann die Sonne aufging und den Schnee wie Diamantsplitter schimmern ließ. In London war Schnee stets nur eine graue, schmutzige Masse gewesen, in der Bay of Islands auf der Nordinsel hatte es gar nicht geschneit. Hier dagegen … Lizzie begann, sich in die Berge um Otago zu verlieben.
    Nach drei Tagen Fahrt erreichte sie schließlich das neue Goldgräberlager. Hunderte, vielleicht tausende von Zelten standen am Ufer des Flusses, sowie rund um die neuesten Fundstellen. Es wimmelte von Pferden, Maultieren, Zugochsen, um die Feuer standen Männer und versuchten, sich die Hände zu wärmen, bevor sie wieder auf die gefrorene und unwillige Erde einhackten. Lizzie fand, dass sie wenig optimistisch wirkten, eher verwahrlost und krank. Das Wetter setzte ihnen sichtlich zu, und viel Geld verdienen konnten sie eigentlich auch nicht. Der gefrorene Boden ließ keine ernsthaften Grabungen zu. Es war gut möglich, dass ein Teil der Männer hungerte.
    Lizzie begann gleich, nach Michael Drury oder Parsley zu fragen, stieß aber auf Desinteresse. Kaum jemand schien hier mehr Leute zu kennen als seine unmittelbaren Nachbarn oder die Männer, mit denen er arbeitete. Erst der vierte angesprochene Digger gab einen brauchbaren Hinweis.
    »Da fragst du am besten den Reverend, Mädchen. Der schreibt sich zumindest die Namen von denen auf, die hier sterben.«
    Lizzie fand dies zwar nicht sehr ermutigend, machte sich aber nichtsdestotrotz auf ins Zentrum des Lagers. Sie passierte improvisierte Pubs und Freudenhäuser, Läden, deren Preise sie kaum glauben konnte, und schließlich ein Postamt. Der Posthalter konnte ihr endlich weiterhelfen.
    »Is’n Zelt mit ’nem Kreuz dran, kann man gar nich’ verfehlen. Aber der Reverend ist jetzt wohl eher im Hospital. Was soll er um die Zeit beten?«
    Eins der Freudenmädchen, das noch verfrorener wirkte als die Männer im Camp, zeigte Lizzie schließlich die Krankenstation und wies auf einen Mann, der auf einer Leiter stand.
    »Das isser. Reverend? Hier will eine was von Ihnen. Hamse die Kleine womöglich geschwängert und sind dann in die Goldfelder abgehauen?«
    Die Männer rund um das Hospitalzelt lachten. Nur der Reverend selbst schien die Sache nicht komisch zu finden. Aber der braunhaarige,

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