Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Hütte am Feuer sitzen sah.
Chris schnitzte an einem Holzlöffel. Eigentlich hatte er an einem Pferdchen gearbeitet. Er verkaufte mitunter Spielzeug in Tuapeka, wo es immer mehr Kinder gab – und auch Eltern, die sich einen kleinen Luxus für sie leisten konnten. In den letzten Tagen hatte Michael Chris aber stets brüsk aufgefordert, das Schaukelpferd wegzupacken, sobald er nach Hause kam. Er konnte kein Spielzeug sehen, mochte an Kinder nicht einmal denken.
Chris konnte das nachvollziehen. Auch ihn erinnerte das Pferdchen an ein ähnliches, das er in Wales für seine Kinder geschnitzt hatte. Letztlich gaben sich beide Männer ihrer Trauer um verlorene Zeiten hin, wobei Michael immerhin versuchen konnte, sich abzulenken. Er arbeitete von morgens bis abends und bemühte sich, dem Bach bei ihrem Haus wenigstens ein bisschen Gold abzuringen. Auch an diesem Tag war er bis mittags draußen gewesen, aber es regnete so heftig, dass er irgendwann aufgab. Nun versuchte er, sich am Feuer zu wärmen.
Lizzie sah glücklich aus. Schon ihre Anwesenheit schien die Hütte zu erhellen. Sie strahlte, als sie vorsichtig einen Stoffbeutel und einen Gegenstand aus Jade aus den Taschen ihres durchnässten Mantels zog. Erst dann warf sie den Mantel ab und trat nah ans Feuer. Sie war vom Ritt vollkommen durchgefroren. Als Lizzie dieGesichter der Männer sah, wurde ihr Blick wachsam. Michael saß gebückt und gebrochen vor der Feuerstelle.
»Habt ihr vielleicht einen Whiskey für mich?«, fragte sie in das trübsinnige Schweigen. Mehr als einen kurzen Gruß hatten die Männer sich bislang nicht abringen können.
»Eigentlich brauchten wir ja Champagner! Was ist denn mit euch? Michael, Chris? Freut ihr euch nicht, dass ich da bin? Ist was passiert? Na, egal, gleich werdet ihr jedenfalls staunen.« Lizzie nahm den Stoffbeutel vom Tisch und kauerte sich zwischen die Männer.
»Tief durchatmen, ihr zwei!«, kündigte sie vergnügt an. »Oder … Moment mal … Augen zu!« Sie strahlte, als entzünde sie Weihnachtskerzen.
»Lizzie … lass die Spielchen.« Michaels Stimme klang gequält.
Lizzies Besorgnis wuchs. Aber dies war ihre Stunde, die Männer mussten sich einfach aufmuntern lassen. »Gut, dann läufst du eben Gefahr, geblendet zu werden.«
Sie nahm sanft Michaels Hand, öffnete sie und ließ etwas Goldstaub hineinrieseln. Dann wiederholte sie das Gleiche bei Chris.
Chris Timlocks Pupillen weiteten sich. Er glaubte nicht, was er sah. »Aber … aber Lizzie, das ist Gold!«
Lizzie lachte. »Und ob! So etwa neun Unzen. Aber zwei gehören uns nicht, das erkläre ich euch später. Wichtiger ist: Ich hab’s an einem Tag gewaschen! Mühelos, ich brauchte nicht mal früh aufzustehen. Und wir können uns hundert Unzen holen, schätze ich, ohne irgendetwas zu zerstören. Es muss nur ein Geheimnis bleiben, das habe ich den Ngai Tahu versprochen.« Lizzie erzählte aufgeregt von den Maori und wo sie ihren Schatz gefunden hatte.
Michael starrte blicklos auf das Gold in seiner Hand. Er war reich. Jetzt endlich war er reich. Aber auch allein. Oder … frei? Er spürte Lizzies Blick auf sich ruhen, schließlich überwand er sich und sah ihr in die Augen. Lizzie … sie war schön in ihrem Glück, das sie so bereitwillig mit anderen teilte.
»Dies Gold ist jedenfalls erst mal für dich, Chris!«, rief sie fröhlich. »Du kannst es morgen verkaufen und das Geld telegrafisch an Ann schicken. Es sollte genug sein für ihre Überfahrt. Und bis sie da ist, haben wir noch mehr, viel mehr! Michael, wir werden unsere Farm haben! Mit Dienstmädchen und Herrenhaus und allem, was wir uns noch wünschen!«
Michael wärmte sich an ihrem Lächeln, weit mehr als am Feuer des Kamins. Er merkte plötzlich, wie seine Traurigkeit von ihm abfiel. Kathleen und das Kind waren Vergangenheit. Aber Lizzie war da. Großmütig, verrückt, voller Leben und nur darauf aus, ihn glücklich zu machen. Bisher hatte er ihr viel zu wenig zurückgegeben. Er war verrückt gewesen, gefangen in einem unrealistischen Traum.
Michael ließ das Gold vorsichtig wieder in das Säckchen rieseln. Dann stand er auf und nahm Lizzie in die Arme. Zum ersten Mal wehrte sie sich nicht, als ob auch sie spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte.
»Chris …«, sagte Michael heiser und bedachte seinen Freund mit einem prüfenden Blick. Doch, er sah gut aus, er konnte es schaffen. »Vielleicht … vielleicht solltest du gleich mal in die Stadt reiten und das Gold eintauschen? Du
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