Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
vor der Bühne. Thomas Winslow und Ian Coltrane hatten sich eher zufällig zusammengefunden. Sie waren keineswegs Freunde, aber Coltrane versuchte Winslow seit einiger Zeit einzureden, dass er zur Beförderung seiner Grabungsutensilien von seinem Laden zu den Goldfeldern unbedingt ein Maultier brauche. Das richtige Tier dafür hatte er natürlich auch gleich anzubieten – aber bislang biss Winslow nicht recht an. Er schwamm nicht gerade im Geld und konnte seinen Spaten durchaus noch selbst tragen. An diesem Tag jedoch hatten beide Männer interessante Beobachtungen gemacht und teilten sie miteinander. Sie warfen Chris Timlock an der Bar gelegentlich abschätzende Blicke zu.
»Ein Schmuckstück aus zwei Unzen Gold!«, raunte Winslow Coltrane zu. »Das heißt, das Gold hatte er sozusagen übrig! Wie viel, sagst du, hat er eingewechselt?«
»Siebeneinhalb Unzen! Ein kleines Vermögen. Kann es sein, dass das Lüge war mit seiner Krankheit? Vielleicht ist er ja die ganzen Wochen in den Bergen unterwegs gewesen, um neue Goldvorkommen zu erschließen.« Ian Coltrane füllte noch mal sein Glas.
Winslow prostete ihm zu. »Unwahrscheinlich. Guck ihn dir doch an, der ist immer noch so dünn, dass ihn ein Windhauch umpusten könnte, und vorhin hat er mir noch was vorgehustet. Er war auch nicht weg, ab und zu war er im Gottesdienst beim Reverend.« Auch Winslow gehörte zu Peter Burtons Gemeinde, er besuchte die Messe sogar regelmäßig. Immer dann, wenn er seine Kneipentouren bereute. »Und da war er eindeutig krank, der kam überhaupt nur hoch, wenn sein Partner und diese Lizzie ihn stützten. Was hältste überhaupt von der? Hat die was mit einem von denen oder mit beiden?«
Coltrane war das in dem Moment ziemlich gleichgültig. Er ließseine schwarzen, wachen Augen weiterhin auf Timlock ruhen, als könnte der durch ein Lächeln oder eine Bewegung irgendetwas verraten. Eins stand jedenfalls fest: Der Mann an der Bar war zufrieden und in sich ruhend. Er schrie sein Glück nicht heraus wie viele andere erfolgreiche Goldgräber, er schien von innen heraus zu leuchten.
»Wir sollten abwarten, bis er betrunken ist, und ihn dann mal drauf anhauen!«, schlug Winslow vor. »Also auf das Gold … nicht auf Lizzie, auch wenn die ’ne ganz süße Maus ist …«
Coltrane schüttelte den Kopf. Er hatte diese Idee längst verworfen. Chris Timlock nippte gerade erst an seinem zweiten Bier. Er war kein Mann, der sich betrank und dann im Suff Geheimnisse ausplauderte. Wahrscheinlich würde er noch ein oder zwei Gläser trinken und den Pub dann verlassen – lange bevor Winslow den Hintern hochkriegte. Nein, wenn man Timlock sein Wissen entlocken wollte, musste man zu drastischeren Methoden greifen.
»Anhauen klingt gut«, bemerkte Coltrane. »Aber nicht hier vor Zeugen. Wir passen ihn hinter Janey’s Puff ab und verhören ihn ein bisschen.«
»Ver…hören?«, fragte Winslow dümmlich.
Er hatte schon mehr als drei Whiskeys getrunken und wurde langsam schwerfällig. Erst im Geiste, was nicht viel ausmachte. Aber wenn sich das mit Timlock noch lange hinzog, würde er auch körperlich kaum noch fähig sein, Coltranes Vorhaben auszuführen.
»O ja, mein Freund. Du weißt schon, diese Art von Befragung, bei der man ein Nein nicht gelten lässt!« Coltrane grinste Winslow kumpelhaft zu.
Der Goldschmied runzelte die Stirn und nahm noch einen Schluck Whiskey. »Das ist … aber nicht nett!«, wandte er ein.
Coltrane verdrehte die Augen. »Also willst du jetzt nett sein oder reich werden?«, erkundigte er sich. »Und überhaupt, wir fangen ja ganz freundlich an. Wir sind doch Kumpel, Mensch, vor denen hat man keine Geheimnisse.«
»Aber wenn’s doch sein Claim ist …«
»Wetten, dass da noch gar kein Claim abgesteckt ist? Angemeldet wurde jedenfalls nichts Neues. Und überhaupt – wer will seinen Claim? Wir könnten uns nebenan einnisten. Komm, Winslow, in Gabriel’s Gully ist doch auch nicht nur Gabriel Read reich geworden!«
Coltrane war entschlossen. Dieser Chris Timlock würde ihm an diesem Abend noch erzählen, wo er das Gold gefunden hatte – freiwillig oder mithilfe von ein paar gezielten Schlägen. Winslow musste bloß mitmachen … Und jetzt stand Timlock auf und warf ein paar Münzen für sein Bier auf den Tisch. Coltrane stieß seinen Trinkkumpanen an.
»Er geht. Komm jetzt, wir folgen ihm!«
»Du weißt doch gar nicht, wo er hinwill.« Winslow zögerte, schließlich war noch Whiskey in der Flasche.
»Klar weiß ich
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