Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Schläft wahrscheinlich irgendwo, der arme Junge. Den ganzen Morgen soll er rumgeritten sein und Leute befragt haben.«
»Schauen Sie doch mal, ob Sie ihn aufspüren, Mrs. Jordan. Wenn Timlock wirklich noch mal aufwacht, wird er mit ihm reden wollen.«
Der Arzt stand an Chris Timlocks Bett und fühlte seinen Puls. »Es tut sich zweifellos etwas. Er scheint sich geradezu an sein Bewusstsein zu klammern. Er will aufwachen.«
Chris versuchte, sich zu bewegen, und öffnete sein verbliebenes Auge. Es starrte aber blicklos in den Raum, wahrscheinlich war der Sehnerv verletzt und der Mann völlig erblindet.
Peter nahm seine linke Hand. »Chris … Chris, hören Sie mich?«
Timlock erwiderte den Druck leicht. »Mike …?«
Es war nur ein Flüstern, Peter und der Arzt hielten den Atem an.
»Reverend Burton, Chris. Peter Burton. Wie geht es Ihnen, können Sie sprechen?«
Chris drückte Peters Hand noch einmal, dann ließ er sie los und schien etwas in die Luft zu zeichnen. »Lizzie … Gold … warn… farn…«
»Farne, Chris? Was meinen Sie, und was ist mit Lizzie?«
»Warn… Gold, Lizzie, Mike … Dreieck … Moridorf … Haus …Haus Westen …« Chris stieß die Worte mit letzter Kraft zwischen den zerschlagenen Lippen hervor.
»Warnen, Mr. Timlock?«, fragte der Arzt. »Meinen Sie, man müsste Lizzie warnen?«
Chris nickte heftig. »Westen … Haus … Bach … aufwäss …«
Peter sah den jungen Mann hilflos an. »Ich verstehe nicht, Chris … Noch mal, langsam. Lizzie sucht Gold in einem Dreieck, und wir müssen sie warnen? Warum, Chris, wovor? Chris, wer hat Ihnen das angetan? Vor wem müssen wir Lizzie und Michael warnen?«
Chris stöhnte. Er griff nach Peters Hand und schien sich daran hochziehen zu wollen. Dann nahm er noch einmal alle Kraft zusammen. »Reiten wesfärs, von Haus bis Bach, auffärs … bachauffärs … Schnell!«
Chris fiel zurück in die Kissen. Sein Auge hatte sich wieder geschlossen. Der Arzt fühlte erneut seinen Puls. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das war es, Reverend. Mehr wird er uns nicht sagen. Aber das hat er wenigstens noch geschafft, und es war ihm offensichtlich sehr wichtig. Wir müssen herausfinden, was er meinte!«
Peter strich sanft Chris’ sandfarbenes Haar zurück, das ihm in sein verbundenes Gesicht gefallen war. »Wir müssen warten, bis Michael wieder auftaucht. Vielleicht kann der sich ja einen Reim darauf machen. Chris muss gedacht haben, er sei mit Lizzie zusammen und sie wären beide in Gefahr. Aber so … Es kann ja nicht lange dauern, sein Pferd steht vor der Tür.«
Peter stand auf und sah sich nach möglichen Helfern um. Es war Mittagszeit, die Männer, die zur Armenspeisung gekommen waren, konnten den Toten später in die Kirche bringen und dort aufbahren.
»Ich halte morgen früh einen Gottesdienst«, sagte der Reverend. »Wobei es schön wäre, wenn viele kämen … Benachrichtigen Sie den Police Officer, Doktor? Wir haben es nicht mehr nur mit einem Überfall zu tun, es ist Mord.«
Die Nachricht von Chris’ Tod sprach sich in Windeseile herum – nur Michael verschlief sie in Janey’s Dollhouse. Die Mädchen waren übereingekommen, ihn nicht zu wecken.
»Er kann ihn ja auch nicht mehr lebendig machen«, meinte Janey, eine kleine, kräftige Frau, die Lizzie in mancher Hinsicht ähnlich war. Ihre Geschichten glichen sich in vieler Hinsicht – nur dass Janey den Gedanken, ehrbar zu werden, irgendwann aufgegeben hatte.
Tom Winslow allerdings schlief nicht. Er hatte sich zwar nach dem Besuch im Krankenhaus bis zur Besinnungslosigkeit weiter betrunken, aber am Morgen kam er in seinen Laden. Natürlich war der Überfall auf Chris immer noch Stadtgespräch. Winslow erfuhr, dass der Junge noch am Leben war, und ertränkte seine Erleichterung in den ersten Drinks des neuen Tages. Gegen Mittag redete er sich ein, dass Chris nun gar nicht mehr sterben könne. Alles würde sich einrenken, alles würde gut werden. Sicher erinnerte der Junge sich nicht mehr daran, wer ihn niedergeschlagen hatte. Und womöglich machte Coltrane ja wirklich das große Geld, indem er dieser Lizzie folgte.
Winslow trank noch einen Whiskey und beschloss dann, zum Essen zu Barbara zu gehen. Vielleicht konnte er Chris ja später noch mal besuchen. Er torkelte in die Teestube.
Peter half eben dem Küster, ein Podest für den Sarg von Chris Timlock zu errichten, als ein halbwüchsiger Junge wie von Furien gehetzt ins Kirchenzelt hastete. Peter erkannte ihn als einen
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