Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Augenblick daran, sie zu überfallen und zu zwingen, ihr Ziel preiszugeben, aber wozu sollte er sich die Nacht unruhig gestalten? Natürlich würde er sich ein bisschen kostenlosen Spaß mit dem Mädchen machen, aber das hatte bis zum anderen Morgen Zeit. Er musste nur höllisch aufpassen, dass seine Beute ihm nicht entwischte. Jetzt wollte er erst mal ruhig schlafen.
Ian verschob die Angelegenheit also auf den nächsten Tag. Lizzie war dann immer noch hübsch, nach der entsprechenden Behandlung bestimmt willig – und wenn er das Gold hatte und mit ihr fertig war, brauchte er sie nicht mehr mit Vorsicht zu behandeln. Es war sogar besser, wenn sie verschwand. Dann hätte er es nur noch mit Michael zu tun, und der sollte ihm erst mal beweisen, dass er Lizzie den Claim gestohlen hatte.
Ian band sein Maultier ein paar hundert Yard unterhalb von Lizzies Schlafplatz an und hoffte, dass sie nicht zu geübt darin war, die Laute der Nacht zu unterscheiden. Er fesselte seiner Stute noch sicherheitshalber zusätzlich die Vorderbeine, aber sie würde natürlich gelegentlich von einem Bein aufs andere treten. Lizzies eigenes Pferd tat das glücklicherweise auch – und wie sich herausstellte, war der lichte Südbuchenwald, in dem sie sich befanden, bevölkert von Nachtvögeln. Die Biester ließen Ian kaum ein Auge zumachen, aber sie boten ihm auch die ideale Tarnung.
Lizzie ahnte nichts, als sie am Morgen aufstand, sich im Bach wusch und Brotfladen zum Frühstück backte. Am Abend zuvor hatte sie Fische gefangen. Ian fand, dass sie sehr klug war, er fragte sich, wo Michael sie herhatte.
Lizzie trödelte offensichtlich herum. Die Sonne stand schonhoch am Himmel, als sie endlich ihr Lager abbaute, um weiterzuziehen. Sie schien inzwischen auch etwas besorgt, Michael hätte ja wirklich schon eingetroffen sein müssen.
Ian folgte der jungen Frau weiter bachaufwärts bis zu einer seltsamen Steinformation, die wie Nadeln in den Himmel ragte. Dahinter fiel der Bach in einem kleinen Wasserfall zu Tale. Lizzie schien die Landschaft wiederzuerkennen. Mit wachsender Erregung verfolgte Ian, wie sie am Fuß der Felsen ihr Zelt aufbaute und das Pferd grasen ließ. Sie lehnte Schaufeln, Spaten und Hacken ordentlich an den Felsen und kramte die Reuse hervor, mit der sie am Tag zuvor gefischt hatte.
Die Frau hatte Nerven! Ian konnte sich kaum beherrschen, sich auf sie zu stürzen und sie zu nötigen, ihr Geheimnis preiszugeben, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. Lizzie fing ausreichend Fische für zwei – also hoffte sie wohl, dass Michael wenigstens zum Mittagessen auftauchte. Sie horchte jetzt auch immer aufmerksamer auf Hufschläge, aber sie war dem Wasserfall zu nahe, um irgendetwas außer dem rauschenden Bach vernehmen zu können. Nachdem sie ein Feuer entfacht und ihre Beute gebraten hatte – Ian kaute an einer Brotrinde, während ihm das Wasser im Munde zusammenlief –, suchte sie ihre Goldpfanne.
Endlich passierte etwas. Ian beobachtete, wie Lizzie die Böschung hinaufkletterte. Das Goldfeld musste sich also oberhalb des Wasserfalls befinden. Er schlug einen Bogen und folgte ihr in weitem Abstand, sah dann aber, wie sie Schuhe und Strümpfe auszog, in den Bach stieg und mit den Händen im Bachbett grub. Kurze Zeit später begann sie, Gold zu waschen.
Und selbst auf die weite Entfernung sah Ian es gleich beim ersten Versuch in der Pfanne glitzern! Jetzt war es so weit. Ian schob sich lautlos auf den Bach zu, aber Lizzie hätte ihn ohnehin nicht gehört. Sie schrak erst zusammen, als er hinter ihr war, sie packte und ihr die Hand auf den Mund legte.
»Vielen Dank, Miss Lizzie! Es war überaus freundlich von Ihnen, mich zu diesem Goldfeld zu führen!«Peter Burton stammte aus einer wohlhabenden Familie in Lancashire, England. Schon als Kind hatte er ein Pony besessen und sich als junger Mann bei Reitjagden und Steeplechaise-Rennen einen Namen gemacht. Jetzt kam ihm diese Erfahrung zugute. Michaels kräftiger, hochbeiniger Schimmel lief wie von selbst – zunächst Richtung Heimat, aber dann auch bereitwillig weiter nach Westen. Das Tier schien den wilden Ritt sogar zu genießen, wahrscheinlich ließ Michael es sonst nie so ungezügelt über Stock und Stein jagen.
Auch Peter hätte seinen Spaß gehabt, wäre da nicht die brennende Sorge gewesen, die ihn zwang, den Schimmel auch noch anzutreiben. Selbstzweifel quälten ihn, je länger er unterwegs war. War es richtig gewesen, alles stehen und liegen zu lassen, Michaels Pferd
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