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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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durstig war. Er ließ sich auf ein Knie nieder und schöpfte Wasser aus dem Bach. Die gefesselte Frau neben sich beachtete er dabei nicht. Was sollte auch geschehen? Die zierliche Lizzie würde ihn nicht mal zu Fall bringen, wenn sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn warf.
    Aber Lizzie hatte die Kriegskeule. Und sie spürte ihre Kraft durch den Stoff ihres Kleides hindurch. Was hatte die Priesteringesagt? Sie war dazu bestimmt, den Stamm zu verteidigen. Den Stamm und das Land der Ngai Tahu. Und genau dazu würde Lizzie sie jetzt einsetzen.
    Vorsichtig zog sie ihre rechte Hand aus der gelösten Fessel, griff in die Tasche und spürte die glatte, kühle Keule in ihrer Hand. Wie eine Verlängerung, eine Verstärkung ihrer Faust.
    Ian hob den Kopf und schaute über den Wasserfall hinweg ins Tal. Dabei verharrte er wachsam, als hätte er irgendetwas erspäht.
    Michael? Es war egal, Lizzie hatte ihren Entschluss gefasst. Sie holte aus, zielte auf Coltranes Schläfe und schlug zu.

    Peter Burton hatte die nadelspitzen Felsen schon von weitem erspäht und dann auch Lizzies Pferd neben ihrem Zelt und ihrer Feuerstelle. Das Tier wieherte, als es den Schimmel bemerkte, aber Peter ging davon aus, dass der Wasserfall jedes Geräusch übertönte. Und dann sah er zwei Gestalten oberhalb des Wasserfalls. Ein Mann, der ein Mädchen hinter sich herzerrte. Aber das Mädchen wirkte nicht geschlagen, eher wachsam, angespannt. Und dann ließ sich der Mann nieder, um zu trinken, und die Frau …
    Peter sah, wie Lizzie den rechten Arm langsam hinter dem Rücken hervornahm und ausholte. Er kannte diese Bewegung, hatte sie mehrmals bei Maori-Mädchen gesehen, die einen haka , den Kriegstanz tanzten. Peter Burton war mit anderen Priestern zu Gast in einem marae der Ngai Tahu gewesen, bevor er Christchurch verließ, und erinnerte sich sehr gut an die formelle Begrüßung – die auch eine Art Drohung einschloss. Man hieß die Gäste willkommen, machte ihnen dabei aber sicherheitshalber klar, wie gut man sich wehren konnte, sollten sie sich der Gastfreundschaft nicht als würdig erweisen. Die Männer hatten Speere gehabt, die Frauen kleine Jadekeulen. Und die schwangen sie genauso gelassen, fast elegant und zweifellos treffsicher wie die Frau auf der Böschung.
    Peter hielt den Atem an. Er hörte den Aufprall der Keule nicht, aber er sah den Mann fallen, als hätte ihn ein Axthieb getroffen. Und er sah die Frau aufstehen und meinte, sie schreien zu hören.Nannte man das nicht karanga ? Den Schrei der Priesterin, der die Götter beschwor? Peter konnte nicht glauben, dass er ihn hier, an diesem Ort, aus dem Mund der couragierten, aber doch sanften und eifrigen Kirchgängerin Lizzie Portland vernahm!
    Und dann erkannte Lizzie den Schimmel und rannte den Abhang hinunter.
    »Michael! O mein Gott, Michael …«
    Peter fing sie auf.
    »Reverend?« Lizzies Stimme klang kindlich und verwundert, aber dann loderte Angst in ihren Augen auf, und ihr Gesicht verzerrte sich. »Ist Michael … ist etwas passiert? Mein Gott, er hat gesagt, Chris sei tot. Aber Michael … das können die Götter nicht wollen!«
    Peter stützte Lizzie, als sie schwankte, und schüttelte sanft den Kopf. »Nein, Lizzie, obwohl Gottes Wege mitunter schwer zu verstehen sind. Aber Michael Drury ist nicht tot. Er müsste auf dem Weg hierher sein. Und nun erzählen Sie mir, was geschehen ist. Warum haben Sie Coltrane getötet?«
    Lizzie begriff nur langsam, was der Reverend sagen wollte. Und was überhaupt geschehen war.
    »Ich?«, flüsterte sie. »Ich … irgendwie war ich das nicht. Irgendwie waren es Ingoa und Aputa, und all die Frauen aus ihrem Stamm. Aus meinem Stamm …«
    Lizzie holte tief Luft. Dann erst fand sie in die Wirklichkeit zurück, vergegenwärtigte sich, was der Reverend gesehen hatte. Er war kein Zeuge des Überfalls und nicht der Vergewaltigung. Er hatte nur gesehen, wie sie einem Mann von hinten den Schädel einschlug.
    »Hören Sie, Reverend, das war Notwehr. Er … er hat mich gezwungen …« Sie spürte jetzt endlich die Tränen, die sie sich zuvor nicht gestattet hatte zu weinen. »Sie dürfen das niemandem erzählen, Reverend. Sie dürfen niemandem von diesem Ort erzählen und diesem Gold.«

    Als Michael, gute zwei Stunden später und fast verrückt vor Sorge, im Lager unterhalb des Wasserfalls eintraf, saß Lizzie mit dem Reverend am Feuer. Coltranes Leiche hatten sie mit einer Zeltplane abgedeckt.
    Lizzie stürzte ihrem Geliebten entgegen. Sie glaubte

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