Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
aus.
Coltrane nickte zufrieden und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem schweißnassen Gesicht. »Sehr schön. Aber nun möchtest du es zweifellos mit mir teilen.«
Lizzie antwortete nicht. Es ging alles zu schnell, sie musste die Situation erst mal begreifen. Chris war … tot? Herrgott, wenn dieser Kerl nicht davor zurückschreckte, schon um einer Auskunft willen zu morden – was tat er dann erst, um dieses Gebiet für sich allein zu haben?
Lizzie zwang sich, ein Lächeln aufzusetzen. »Wenn du mir vielleicht erst mal deinen Namen sagst?«, flötete sie. »Wer weiß, vielleicht teil ich ja wirklich gern mit dir!«
Coltrane lachte schallend. »So gefällst du mir schon besser, Süße. Auch wenn ich dir natürlich kein Wort glaube. Aber schön: Mein Name, liebste Lizzie, ist Ian Coltrane. Und von dir wünsche ich mirdiesen Claim als Morgengabe.« Er zog sie hoch und drückte sie gegen den Stamm einer Südbuche, um sie zu küssen. Lizzie drehte verzweifelt den Kopf zur Seite.
»Sollen wir nicht hinunter in mein Lager gehen?«, fragte sie mit möglichst aufreizender Stimme. »Ich … ich habe Fische gebraten …«
Vor allem befand sich Michaels Gewehr in ihrem Gepäck. Allerdings wusste sie nicht genau, wie man es abfeuerte.
»Deine Fische lass ich mir dann später schmecken«, beschied sie Coltrane. »Erst ein paar Bissen Lizzie!«
Seine Zunge suchte den Weg in ihren Mund. In diesem Augenblick fiel Lizzie schlagartig ein, wo sie den Namen Coltrane schon mal gehört hatte. Dies war der Mann aus Michaels Heimatdorf! Der Kathleen geheiratet hatte. Womöglich hatte er auch sie getötet. Lizzie hätte über die Ironie des Schicksals beinahe gelacht. Verlor Michael nun die zweite Frau durch die Hand dieses Mistkerls?
Sie selbst jedenfalls machte sich keine Illusionen über ihre Zukunft. Coltrane würde sie nicht leben lassen, er würde sie umbringen und den Claim für sich beanspruchen. Und demnächst würden sich Scharen von Goldgräbern über das Land der Ngai Tahu ergießen, genau das, was der Stamm hatte verhindern wollen. Lizzie würde nicht nur sterben, sie starb obendrein als Verräterin. Die Maori würden nie erfahren, dass sie die Rechte nicht einfach verkauft oder verschenkt hatte. Und wenn es hart auf hart kam, würde hier der Krieg beginnen, von dem Kahu Heke gesprochen hatte. Auf den er hoffte. Und das alles nur, weil sie einen Fehler gemacht hatte.
Lizzies Verzweiflung ließ sie neuen Mut fassen. Coltrane schob ihr Kleid hoch und drang brutal in sie ein. Es war entwürdigend und schmerzhaft, aber sie hatte schon Schlimmeres erlebt. Sie würde sich jetzt nicht schluchzend in sich zurückziehen, sie musste sich wehren! Lizzie tat, als folge sie Coltranes Bewegungen, und rieb dabei ihre Handfesseln gegen die Rinde des Baumes. Sehr fest saßen sie nicht, es musste möglich sein, sie zu lösen. Plötzlichlockerten sie sich, gerade in dem Moment, in dem Ian stöhnend gegen sie fiel.
Lizzies Gedanken überschlugen sich. Sie wusste, dass sie diesen Mann, selbst wenn sie sich jetzt befreite, nicht ohne eine Waffe niederschlagen konnte. Lizzie spähte nach der Goldpfanne aus, aber die lag im Bach. Ihr Messer war unten im Lager.
Ian kam langsam wieder zu sich und richtete sich auf. »Das war gar nicht schlecht, Kleine, sollten wir noch mal wiederholen, bevor … an sich haben wir ja Zeit, nicht, Miss Liz?«
Lizzie versuchte, ihre Rolle weiterzuspielen. »Ich … ich hab viel Zeit, Sir. Ich … wenn Sie mich bloß nicht umbringen, dann … ich kann Ihnen einiges zeigen, Sir … Gehen wir doch ins Zelt.«
Ian grinste. Er würde nicht auf irgendwelche Spiele hereinfallen. Lizzie hielt ihre Hände hinter dem Rücken, aber sie versuchte auch, instinktiv ihren Rock zu glätten, als Ian sie jetzt weiterzog.
»Ich denke, wir gehen lieber ein Stückchen in den Wald, Lizzie. Was meinst du?«
Lizzie wagte kaum zu atmen, als sie über die Tasche ihres Kleides tastete und dabei etwas Hartes erspürte. Ein Stein? Egal was es war, es war besser als ihre Faust. Und dann fiel es ihr ein. Die Kriegskeule aus Jade. Das Geschenk der tohunga , geschnitzt für die Hände einer Kriegerin. Lizzie stolperte neben Ian auf den Wasserfall zu. Ob er hier den Abhang hinuntersteigen wollte, oder versuchte er, sie hinunterzustoßen? Unwahrscheinlich, dass sie sich hier das Genick brach, der Teich unterhalb des Wasserfalls war tief genug zum Schwimmen.
Lizzie schöpfte sekundenlang Hoffnung, aber dann erkannte sie, dass Ian nur
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