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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Weißen jedoch skeptisch gegenüber. Kahu fragte sie schließlich nach Lizzie, aber das Mädchen hatte nur im Goldgräberlager gehört, dass eine Weiße in der Nähe ihres Dorfes Gold schürfen sollte. Mehr wusste sie nicht, sie war fast ein Jahr lang nicht mehr bei ihrem Stamm gewesen.
    Entsprechend begeistert fiel Haikinas Begrüßung durch Mutter und Freundinnen aus. Selbst der Häuptling ließ sich zu ein paar Worten an sie herab. Als Tochter der tohunga stand sie in hohem Rang, ihr würden wichtige praktische und spirituelle Aufgaben in der Gemeinschaft obliegen. Hainga ließ sie auch kaum zu Atem kommen, sondern wies ihr gleich eine entscheidende Rolle in der powhiri -Zeremonie zu, mit der Kahu Heke im Dorf begrüßt wurde. Dem Mädchen war das nicht recht. Sie machte geltend, dass sie den haka seit vier Jahren nicht mehr getanzt hatte, aber Hainga duldete keine Widerrede. Der Besucher war ein künftiger Häuptling – er hatte das Recht auf Prinzessinnen in der Begrüßungskommission.
    Kahu ließ das Beten, Singen und Tanzen eher unwillig über sich ergehen. Lieber hätte er sich gleich nach der Ankunft im Dorf zu Lizzies Lager führen lassen. Aber das wäre natürlich mehr als unhöflich gewesen, auf der Nordinsel hätte man ihm das als feindlichen Akt auslegen können. Kahu spielte also mit und begann unwillig mit seiner Begrüßungsrede. Beiläufig ließ er den Blick über die Gruppe der tanzenden und musizierenden Mädchen schweifen – und erstarrte. Zwischen den Maori-Mädchen stand eine pakeha . Eine zierliche Frau, die kaum jemanden überragte. Kahu sah ihr langes dunkelblondes Haar, seidig, aber leicht kraus. Blassblaue Augen wie der Himmel im Frühjahr oder das Meer an einem bedeckten Tag. Sein Herz klopfte heftig. Lizzie, seine Elizabeth, stand bei den Mädchen und klatschte den Tänzerinnen Beifall. Kahu konnte das Ende der Zeremonie kaum abwarten.
    »Wer ist das?«, fragte er fassungslos Mahuika, eine Schülerin Haingas. Sie hatte die Ehre gehabt, den karanga ausstoßen zu dürfen, und reichte dem Besucher nun den ersten Happen Essen.
    Die junge Priesterin grinste. »Erihapeti«, sagte sie freundlich. Elizabeth. Die Ngai Tahu hatten inzwischen für so ziemlich jeden pakeha -Namen ihre eigene Entsprechung. »Und du bist also der, um dessentwillen die Wolken über ihr stehen. Sagt zumindest Hainga …«
    »Ich kenne die Frau«, gestand Kahu. »Aber was macht sie hier?«
    Kahu hatte bisher nicht daran geglaubt, dass die Geister sich allzu häufig in das Leben der Menschen einmischten, aber so langsam wurde es ihm unheimlich.
    »Sie wartet«, beschied ihn Mahuika. »Sie wartet auf einen Mann.«
    Kahu fasste sich an die Stirn. Das konnte nicht sein. »Komm, woher sollte sie wissen, dass ich komme?«
    Mahuika lachte. »Sie wartet auf einen pakeha «, präzisierte sie. »Sie ist mit ihm … wie sagen sie … verlobt.« Mahuika verwandte das englische Wort. In der Sprache der Maori gab es keine Entsprechung.
    Kahu schürzte die Lippen. »Ich bin gekommen, um sie zu holen«, sagte er dann. »Die tohunga der Ngati Pau sähen sie gern an meiner Seite.«
    Die junge tohunga -Schülerin zog die Augenbrauen hoch. »Ja? Da sieht sie selbst sich aber anderswo. Und wo ihr Mann sie sieht, weiß keiner. Hainga sagte es … die Wolken. Ihr Schicksal ist unklar. Also kein Grund, dein Glück nicht zu versuchen.«
    Kahu hatte kaum zu hoffen gewagt, sich gleich an diesem ersten Abend zu Lizzie gesellen zu können. Ein geehrter Besucher, noch dazu von so hohem Rang wie der zukünftige Häuptling der Ngati Pau, kam mit einfachen Stammesmitgliedern kaum in Berührung. Aber zu seiner Verwunderung zog man auch Lizzie in den Kreis der tohunga und Ältesten. Er überlegte, Hainga oder den Häuptling danach zu fragen, aber er sah Lizzie am Gesicht an, wie peinlich es ihr war, einbezogen zu werden. Er hatte ihre Gedanken und Gefühle immer deuten können – viel besser als die der Frauen in seinem eigenen Stamm. Aber wie kam es, dass sie plötzlich einen so hohen Rang einnahm? Und warum war es ihr derart unangenehm? Kahu Heke setzte sich einfach neben sie und reichte ihr etwas von den Speisen, die am Feuer herumgereicht wurden. Bislang hatte sie sich nicht bedient, sie war offensichtlich zu schüchtern. Aber warumauch immer, es war gut, dass der Stamm sie derart hoch achtete. Das vereinfachte Kahus Pläne.
    »Elizabeth, du bist noch genauso schön wie damals, als ich dich nach Te Waka-a-Maui brachte«, sprach er sie freundlich in

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