Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Traditionen rund um die Häuptlingswürde bricht! Er wird seine Söhne in die Schule der pakeha schicken. Aber in den ersten Jahren wird er nicht erlauben, dass ihre Mutter ihnen die Läuse auskämmt.«
»Das kann nicht wahr sein«, flüsterte Lizzie – und glaubte doch jedes Wort.
Es hatte immer etwas zwischen ihr und Kahu gestanden, ein Instinkt, der sie am Tag zuvor noch gewarnt und immerhin davor gerettet hatte, ihm gleich ins Versammlungshaus zu folgen.
Haikina zuckte die Schultern. »Dann frag ihn«, sagte sie. »Frag ihn, warum er es so eilig hat, die Ehe offiziell zu machen. Frag ihn,ob seine Verbindung mit dir nicht vielleicht Bedingung dafür ist, dass er den ariki beerbt! Da meine ich nämlich auch etwas gehört zu haben. Und glaub vor allem nicht, dass ich dir etwas Böses will! Aus mir spricht keine Eifersucht. Ich würde keinen Häuptling der Ngati Pau nehmen, und wenn er der einzige Mann wäre, mit dem ich jemals das Lager teilen könnte!«
Lizzie legte ihre Stirn und ihre Nase gegen das Gesicht ihrer Freundin. Diese Geste entsprach einer Umarmung bei den pakeha .
»Ich bin dir nicht böse, ich danke dir, Haikina«, flüsterte sie. »Aber ich werde Kahu nicht fragen. Weil ich nicht will, dass er weiter lügt. Ich kann keine Ausflüchte mehr hören, ich bin es leid. Gestern schwor er mir, ich würde niemals allein sein.«
Lizzie folgte Haikina wortlos ins Dorf und holte ihr Pferd. Sie nahm ein paar Kleidungsstücke mit und das Gold, das sie in den letzten Wochen gewaschen hatte. Mehr zum Zeitvertreib, als um reich zu werden, aber es war dennoch eine beachtliche Menge. Sie würde eine Zeitlang davon leben können.
Lizzie versuchte, einfach nur zu handeln und nicht zu grübeln. Früher war es ihr manchmal gelungen, ihre Gedanken auszuschalten. Aber an diesem Tag ging das nicht. Aller Erschöpfung und allen Kopfschmerzen zum Trotz kämpfte sie mit dem Widerhall von Haikinas Worten in ihren Gedanken und Gefühlen. Erst jetzt kam ihr zu Bewusstsein, wie oft Kahu sich um Auskünfte und Antworten gedrückt hatte. Er hatte sich damit gebrüstet, eine Frau mit mana zu wollen, aber tatsächlich hatte er vorgehabt, sich vor ihrer Kraft unter tausend tapu zu verbergen.
Mit jeder Erinnerung an eine Ausflucht oder Lüge schien etwas in Lizzie zu sterben. Kahu mochte glauben, sie zu lieben, aber in Wirklichkeit liebte er nur die pakeha wahine , die passende Königin zum kingi . Und Michael hatte ihr mana genutzt und sie dann weggeworfen. In Wirklichkeit hatte er immer nur Kathleen geliebt. Auf der Reise in die Plains war ihm das nun wohl bewusst geworden … Es hatte keinen Zweck mehr, auf ihn zu warten.
Lizzie weinte nicht, als sie ihr Pferd zum Fluss führte – immer noch unbemerkt von den anderen im Dorf, die aufgeregt ihre Hochzeit vorbereiteten. Sie hatte ihr Zelt stehen lassen, sie brauchte es nicht mehr. Ganz sicher würde sie nie wieder unter den Sternen schlafen! Und vor allem mochte sie nicht mehr reden. Niemand sagte die Wahrheit, selbst die Geister nicht. All das Gerede von mana , von Elizabeth, von Verlobung und von Königin. Letztlich blieb sie Lizzie, die Hure. Benutzt von dem einen wie dem anderen. Nicht einmal Hainga, die tohunga , hatte ihr die Wahrheit gesagt.
Lizzie hoffte, dass Kahu ihr nicht folgte, sie hatte keine Kraft mehr zum Streiten. In dieser Nacht würde sie in ihrem alten Blockhaus übernachten und am kommenden Tag nach Tuapeka und Dunedin weiterziehen. Irgendwann würde sie vielleicht wieder leben und lieben. Aber jetzt wollte sie nur schweigen und vergessen und schlafen. Sich wegträumen aus dieser Welt.
K APITEL 5
Michael Drury fühlte sich hundeelend, als er nach Otago zurückkehrte. Er konnte seine Reise keineswegs so genießen, wie er gehofft hatte. Tatsächlich hatte er sich eigentlich von Anfang an ziemlich schlecht gefühlt, gleich nachdem seine Wut auf Lizzie verraucht war. Eine Wut, für die es keinen wirklichen Grund gegeben hatte. Gut, Lizzie war ihm mal wieder mit ihren alten Vorwürfen bezüglich Kathleens gekommen, und darauf reagierte er nun mal empfindlich. Aber er hatte sie zweifellos provoziert. Mehr noch, er hatte sich Lizzie gegenüber wie ein Schuft benommen. Und das ließ sich nicht wegtrinken und wegfeiern, so sehr er es auch versuchte. Wobei selbst diese Versuche ziemlich halbherzig ausgefallen waren. Natürlich hatte er eine wilde Nacht mit seinen alten Kumpanen aus Kaikoura verbracht, aber nicht mal das war ohne Lizzie so richtig befriedigend
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