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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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er hatte nun auch genug davon, allein Entscheidungen zu treffen. Er würde nach Tuapeka zurückkehren, Lizzie bei den Maori abholen und dann gemeinsam mit ihr weiter nach Queenstown fahren. Natürlich musste er vorher Abbitte leisten. Und je näher er Tuapeka kam, desto schwerer und weniger erfolgversprechend erschien ihm dieses Vorhaben. Wenn Lizzie jetzt nichts mehr von ihm wissen wollte? Wenn sie womöglich gar nicht mehr im Dorfwar? Er hatte sie länger warten lassen, als er vorgehabt hatte. Allerdings hatte er geschrieben. Ob der Reverend Lizzie die Briefe hochgebracht hatte? Ob sie heruntergeritten war, um nach Post zu sehen? Verdammt, dachte Michael. Er hätte das alles besprechen sollen, bevor er wegritt, er hätte nicht im Streit gehen dürfen! Überhaupt hätte er nicht allein gehen sollen. Michaels Gedanken drehten sich im Kreis.
    Als er nun auf das Blockhaus zuritt, das er mit Lizzie und Chris gebaut hatte, verstärkte sich sein Schuldgefühl. Am liebsten hätte er das Treffen mit ihr gleich hinter sich gebracht, im Stillen hatte er gehofft, sie anzutreffen, aber das Haus lag dunkel unter einem eiskalten, wenn auch märchenhaft klaren Sternenhimmel. Michael seufzte. Es würde ihm obliegen, es wieder wohnlich zu machen. Er hoffte, dass noch Holz im Schuppen war.
    Zumindest war in der Hütte weder eingebrochen worden, noch hatten Tiere dort Unterkunft gesucht. Die Fauna Neuseelands war überschaubar, es gab keine kleinen Nager, Füchse oder Hasen, die sich irgendwo einnisteten. Lediglich Insekten gab es, darunter riesige Exemplare wie die Weta. Sie tat allerdings niemandem etwas zuleide. Michael fegte ein paar Tiere aus dem Wohnraum ins Freie, darauf achtend, dass sie ihm nicht mit ihren Riesensprüngen entwischten. Dann suchte er Holz und heizte den Kamin an. Er schlug die bunten, nach Maori-Art gewebten Teppiche aus, die Lizzie auf den Boden gelegt hatte und breitete seinen Schlafsack zum Trocknen und Anwärmen vor dem Ofen aus. Trübsinnig suchte er in seinen Satteltaschen nach etwas Essbarem. Es war still, viel zu still in der Hütte. Michael hoffte, sie am nächsten Tag wieder mit Lizzie teilen zu können. Er war des Alleinseins müde, und er wusste, dass sie es schon lange war.

    Lizzie glaubte an ein Trugbild, als sie Licht in ihrem alten Haus sah. Sie war lange gewandert, es war dunkel und sie fror, aber sie hatte sich auf ihr Häuschen gefreut. Immerhin ein Dach über dem Kopf, und auch wenn es etwas Arbeit machen würde, den Kaminanzuheizen – er würde das winzige Haus doch in kürzester Zeit mit lauschiger Wärme erfüllen. Jetzt stellte sich heraus, dass sie nicht die Erste war. Zumindest nicht an diesem Tag, aber vielleicht war das Haus ja von anderen Goldsuchern besetzt worden. Lizzie nahm es den Leuten nicht übel. Der Goldrausch brachte es mit sich, dass Leute kamen und gingen – genau wie früher zum Walfang und zur Seehundjagd. Wahrscheinlich waren auch Tuapeka und andere Goldgräberdörfer nicht für die Ewigkeit gegründet worden.
    Wenn sie nur nicht so gefroren und wenn es ihr nicht vor dem weiteren Abstieg nach Tuapeka gegraut hätte! Es waren zwar nur noch zwei Meilen, aber wenn es sich vermeiden ließe …
    Lizzie beschloss, zumindest einen Blick durchs Fenster zu riskieren. Wenn sich eine Familie angesiedelt hatte, sprach nichts dagegen, anzuklopfen und sich für die Nacht einzuladen. Falls es allerdings nur Männer waren, wollte sie das nicht riskieren.
    Langsam und vorsichtig führte sie ihr Pferd näher an die Hütte, dann erklang helles Wiehern aus dem kleinen Stall daneben. Lizzie fühlte sich erneut genarrt von ihren Sinnen. Der Schimmel? Sie hatte diesen Ruf so oft gehört … Aber wer war sie, um die Stimmen von Pferden unterscheiden zu können? Bestimmt bildete sie sich da nur etwas ein!
    »Keinen Schritt weiter!«
    Aber diese Stimme bildete sie sich nicht ein. Und auch nicht die Silhouette des Mannes, der eben vor das Blockhaus trat und ein Gewehr auf sie richtete.
    »Heben Sie die Hände, treten Sie ins Licht und versichern Sie mir, dass Sie in friedlicher Absicht kommen.«
    Lizzie erschrak. Aber dann, ganz plötzlich, war ihr leichter ums Herz als in all den Monaten zuvor. Obwohl – gleich würde sie wieder einen Fehler machen. Es wäre besser, jetzt nicht zu antworten, sondern sich abzuwenden und nach Tuapeka zu fliehen. Sie hatte doch abgeschlossen mit dem Kapitel Michael Drury! Sie war entschlossen gewesen, keinem Mann mehr zu trauen. Aber er war zurückgekommen!

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