Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
gewesen.
Michael hatte keine Lust mehr, mit Tane zu trinken und mit Claudia zu schlafen. Das blonde Freudenmädchen war ihm kurze Zeit ein Ersatz für Kathleen gewesen. Er hatte sein Gesicht in ihrem hellen Haar vergraben und von seiner ersten Liebe träumen können. Aber ganz sicher war Claudia kein Ersatz für Lizzie, und ein Mädchen mit dunklerer Haarfarbe und weniger Kurven hätte ihn auch nicht glücklicher gemacht. Zu Lizzie gehörte einfach mehr als dunkelblondes Haar, eine vorwitzige Nase und eine zierliche Figur – mit Lizzie wollte er reden, zusammenarbeiten und sich streiten. Er vermisste ihre Plänkeleien, ihren Ehrgeiz und ihre manchmal eigenwilligen Vorstellungen von Moral, Recht und Ordnung.
Michael hatte Kaikoura denn auch bald verlassen, zumal in der Umgebung nur eine Farm zum Verkauf stand, die ihm zu klein erschien, um dort wirtschaftlich zu arbeiten. In den Canterbury Plains gab es zwei, von denen der Makler in Christchurch wusste, und Michael machte sich auf den Weg dorthin, ohne den Ritt über die weite Ebene genießen zu können. Dabei war die Landschaft überwältigend. Grasland, grün und saftig wie in Irland, aber nicht unterbrochen durch Zäune. Die Schafe der großen Viehzüchter weideten frei auf den Wiesen, nur überwacht von Maori-Viehhütern und ihren Hunden.
Michael dachte voller Vergnügen an seinen Coup mit den Hunden für Fyfe. Damals hatte er durchaus selbst etwas zustande gebracht, die Arbeit mit den Schafen hatte ihm gelegen. Er konnte das wieder tun, Lizzie würde sich nicht einmischen, sie machte sich nichts aus Vieh. Aber selbstverständlich hatte sie ihr Haus mit aussuchen wollen, Michael war zu weit gegangen. Es war einfach nur dumm gewesen, den letzten Streit vom Zaun zu brechen. Alle Differenzen würden sich in Luft auflösen, wenn Lizzie ihr Herrenhaus hatte und er seine Schafe.
Michael hatte viel Zeit, nachzudenken. Er verbrachte die meisten Nächte seiner Reise allein an einem einsamen Lagerfeuer. Zu den Maori-Stämmen am Weg zog es ihn nicht, und auch wenn er jetzt eine Farm zu erwerben gedachte, war er doch zu zurückhaltend, um sich einfach in den Herrenhäusern einzuladen. Er vermisste Lizzies Wärme in der Nacht, ihre Gesellschaft am Feuer, ihr Geschick, Fische zu fangen. Nach pakeha -Methoden klappte das nicht halb so gut, Michael aß oft nur das Brot und das Trockenfleisch, das er in den kleinen Städten erstand, durch die er kam.
Die Orte zu finden war nicht mehr schwierig, die Straßen in Canterbury waren inzwischen recht gut ausgebaut. Man hätte sie mühelos mit einer kleinen Chaise befahren können. Auch die erste Farm, die Michael anvisierte, war, obwohl hoch in den Bergen gelegen, leicht zu erreichen. Sie lag wunderschön, aber es gehörte kaum befriedigendes Grasland dazu. Man war darauf angewiesen, dieSchafe ins Hochland zu treiben, und wer wusste, wann irgendein beleidigter Maori-Stamm Ansprüche auf die Bergweiden anmeldete! Dazu war sie weit entfernt von jeder pakeha -Ansiedlung. Lizzie würde eine solche Einsamkeit nicht behagen.
Zu der zweiten Farm gab es keine so gut ausgebaute Zufahrt. Sie lag mitten in den Plains und war groß und vielversprechend, aber das Haus und die Stallanlagen waren nicht mehr als primitive Bretterverschläge. Der Besitzer hatte sich wohl mit der Landmenge übernommen und dann kein Geld mehr für Vieh und Hausbau gehabt. Bei Michael und Lizzie wäre das Projekt daran nicht gescheitert, sie besaßen ausreichend Mittel für beides. Inzwischen war Michael jedoch unsicher und übervorsichtig geworden, wenn er versuchte, sich Lizzies Wünsche vor Augen zu führen. Lizzie hatte immer von einem Herrenhaus geträumt, aber wollte sie es auch bauen? Hatte sie Lust, noch jahrelang unter primitiven Umständen zu leben, bis endlich alles fertig war? Und er hatte ihr doch ein Nest versprochen … er wollte sie heimführen in ihr Reich wie der Prinz die Prinzessin. Er würde sie nicht auf ein Stück Land bringen, auf das er die Umrisse ihres späteren Hauses bestenfalls zeichnen konnte.
Michael verwarf auch den Kauf dieser Farm und machte sich dann auf den Rückweg nach Otago. Der Makler hatte ihm noch eine Farm avisiert. Sie lag bei Queenstown, einer neuen Ansiedlung von Goldgräbern am Lake Wakatipu. Das Haus sollte sehr schön sein, sicher aber auch recht teuer. Womöglich, so meinte der Makler augenzwinkernd, finde sich ja noch Gold auf dem Land und man kaufe es mit! Letzteres konnte Michael sich zwar nicht vorstellen, aber
Weitere Kostenlose Bücher