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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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anderen tapu nicht erwähnt«, sagte sie dann.
    Lizzie rieb sich die Stirn. Ihre Kopfschmerzen waren besser geworden, aber dies hier hörte sich an, als hätte sie bald Grund, neue zu entwickeln.
    »Kahu hat mir gar nichts erzählt«, sagte sie rau. »Natürlich gibt es in jedem Stamm irgendwelche tapu , aber …«
    »Es gibt spezielle tapu , die sich auf das Leben des Häuptlings beziehen«, erläuterte Haikina. »Genau genommen ist die ganze Person des Häuptlings tapu .«
    Lizzie runzelte die Stirn. » Tapu heißt doch eigentlich unberührbar, oder?«, fragte sie.
    Haikina nickte. »Weshalb der Häuptling auch nicht mit seiner Frau zusammenleben kann, wie … wie der pakeha -Prinz mit der Prinzessin, wenn du verstehst«, erklärte sie weiter.
    Lizzie schüttelte den Kopf. »Nein, ich verstehe nicht. Was soll das, Haikina? Willst du … mich vor irgendwas warnen? Dann sag doch bitte, was du weißt, ich … ich fühl mich nicht gut, und heute Abend …«
    Haikina holte tief Luft. »Also gut«, sagte sie. »Ich fühl mich dabei auch nicht gut, verstehst du? Ich hab das Gefühl, meine Leutezu verraten, aber du musst wissen, auf was du dich einlässt, wenn du einen Häuptling der Ngati Pau heiratest. Das … das fängt damit an, dass er nicht mit dir leben kann.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Lizzie mit trockenem Mund. Ich lasse dich nie allein … Sie meinte, Kahus Stimme noch zu hören.
    »Der Häuptling lebt abgesondert von allen anderen, Lizzie«, sagte Haikina. »Niemand darf sein Haus betreten, niemand darf Dinge berühren, die er berührt hat. Früher war es bei Todesstrafe verboten, ihn auch nur zu streifen. Selbst wenn sein Schatten auf einen anderen Menschen fällt, ist eine Reinigungszeremonie vonnöten.«
    »Aber … aber wie macht er dann Kinder?«, fragte Lizzie nervös.
    »Seine Frau darf ihn zu gewissen Zeiten aufsuchen, aber nur nach einer speziellen Zeremonie, man nennt sie karakia . Du darfst auch für ihn kochen, aber du selbst darfst davon nichts essen, denn sein Essen ist tapu . Er darf kein Ess- oder Trinkgefäß berühren, denn anschließend könnte jemand anders es verwenden, und das wäre ein Unglück. Man füttert ihn deshalb aus speziellen Gerätschaften, einer Kalabasse, aus der man Wasser in seinen Mund rinnen lassen kann, ohne dass sie in Berührung mit ihm kommt, und einem Fütterungshorn.«
    »Einem was?« Lizzie konnte all das nicht glauben.
    Haikina beschrieb ihr das Gerät. »Und das ist nicht alles, Lizzie. Auch seine Kinder sind tapu . Du darfst sie nicht waschen und nicht kämmen, denn dazu müsstest du sie anfassen, und sie sind doch heilig. Häuptlingskinder sind meistens ziemlich ungepflegt, bis sie selbst lernen, sich halbwegs sauberzuhalten. Und man wird dich von ihnen trennen, sobald es eben geht.«
    »Aber … aber wie handhaben es denn die anderen … die anderen Frauen der Häuptlinge?« Lizzie war wie erschlagen. Kahu hätte ihr das alles sagen müssen. Oder plante er, es zu ändern?
    »Wie gesagt, die meisten heiraten ihre Schwestern. Die sind das gewöhnt – und natürlich so hochrangig von Geburt an, dass sie ein tapu -Kind schon eher mal anfassen dürfen. Allerdings nicht kämmen! Im Haar des Häuptlings wohnt der Gott Rauru.«
    Das immerhin hatte Kahu erzählt – aber mehr als Anekdote, er schien es nicht sonderlich ernst zu nehmen.
    Lizzie atmete tief durch. »Das mag ja alles stimmen, Haikina«, sagte sie dann. »Aber meinst du nicht, dass Kahu es ändert? Er war in der Schule der pakeha . Er ist Christ, zumindest …«
    Haikina schüttelte den Kopf. »Lizzie, wach auf! Fordert er dich auf, eine christliche Ehe einzugehen, oder will er dir im Versammlungshaus beiliegen?«
    »Es … es ginge doch beides«, rief Lizzie verzweifelt. Sie fühlte sich erschöpft und traurig. Der zweite Mann, der zweite Verrat.
    Haikina legte ihr den Arm um die Schultern. »Und ob beides geht!«, sagte sie dann hart. »Es würde mich nicht wundern, wenn Kahu dich auch noch kirchlich heiratet. Damit beide, pakeha und Maori, die Ehe anerkennen.«
    »Dann könnten wir aber auch zusammenleben wie ein christliches Paar!«, beharrte Lizzie.
    Haikina seufzte. »Werdet ihr auch. Später. Wenn er erst mal seinen Willen durchgesetzt hat und kingi wird. Wenn man euch nach England einlädt und der Königin vorstellt oder was auch immer dem Frieden dienlich ist. Aber du glaubst doch nicht wirklich, dass Kahu die ganzen Stämme der Nordinsel vor den Kopf stößt, indem er mit allen

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