Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
doch in Tuapeka«, wunderte sie sich, »konntest du da nichts einkaufen?«
Sie fühlte sich geschmeichelt, als Michael ihr gestand, dass es ihn zu sehr zu ihr gedrängt hatte, um länger im Goldgräberdorf zu verweilen. Er fragte nicht, warum sie so gänzlich ohne Vorräte herunter in ihre Hütte gekommen war. Die Erklärung für ihre Rückkehr, sie habe endlich wieder in einem ordentlich beheizbaren Haus wohnen wollen, nahm er ohne Zweifel an. Lizzie war immer verfroren gewesen, letztlich hatte sie ja gerade deshalb auf dem Bau des Hauses bestanden. An diesem Abend war ihnen beiden sowieso egal, was sie aßen. Sie waren nur glücklich und erleichtert, zusammen zu sein – auch wenn an Lizzie immer noch Zweifel nagten. Es war plötzlich so einfach … vielleicht hätte sie Michael doch nicht so leicht vergeben sollen. Aber andererseits klangen seine Erklärungen einleuchtend. Vielleicht hatte er ja wirklich Briefe geschrieben, wie er versicherte. Sie hätte auf der Poststation nachfragen müssen.
»Und morgen reiten wir gleich weiter nach Queenstown«, verlangte Lizzie schließlich. »Oder willst du erst noch mal nach Tuapeka – um zu heiraten?«
Michael lachte und küsste sie. »Lizzie, zum Heiraten müssen wir nach Dunedin. Jedenfalls wenn dir daran liegt, von deinem Reverend Burton getraut zu werden. Der kriegt nämlich endlich seine Pfarre in der Zivilisation, er kann sich kaum halten vor Freude. Obwohl ihn angeblich seine Liebste verlassen hat, wie sie in Tuapeka erzählen.«
»Zum Klatschen hattest du also Zeit«, neckte ihn Lizzie und zog die Stirn kraus. »So weit her war’s also doch nicht mit der Sehnsucht!«
Michael zog sie auf ihre Schlafstatt. »Ich zeig dir gleich, wie weit es mit der Sehnsucht her war!«, drohte er. »Ach, Lizzie, ich hab dich wirklich vermisst. Selbst deine Nörgeleien! Aber nun komm, schau gar nicht erst in den Mond und zähl die Tage, ob es heute sicher ist oder nicht. Wir werden heiraten, Elizabeth, wir wollen Kinder!«
Lizzies Zyklus verlief außergewöhnlich regelmäßig. Sie konnte leicht verhindern, schwanger zu werden, indem sie auf ihre fruchtbaren Tage achtete. Selbst als Freudenmädchen hatte sie nie empfangen, auch wenn es in der Zeit im Green Arrow nicht immer einfach gewesen war, ihre Auszeit beim Wirt durchzusetzen. Die schwierigste Zeit war die mit Martin Smithers gewesen, aber selbst den hatte Lizzie davon überzeugen können, dass ein schwangeres Hausmädchen wohl das Letzte war, was er wollte. Michael war von vornherein einsichtig gewesen – und jetzt …
Lizzie musste sich eingestehen, dass sie im Moment gar nicht wusste, in welcher Zeit des Zyklus sie stand. Michael war schließlich wochenlang weg gewesen. Aber er hatte Recht, es war nun egal. Lizzie schmiegte sich glücklich in seine Arme und genoss eine vollkommene Nacht. Michael schaffte es, jeden Zweifel in ihr auszulöschen. Sie gehörten zusammen, sie waren Mann und Frau.
Als Michael am nächsten Morgen aus der Hütte trat, um die Pferde zu füttern, saß eine alte Maori-Frau auf der Lichtung vor dem Haus und hatte ein Feuer entzündet. Michael erkannte die tohunga Hainga. Er grüßte sie ehrerbietig.
»Du möchtest sicher zu Lizzie«, sagte er.
Hainga sah ihn aufmerksam an. »So bist du also wiedergekommen«, sagte sie. »Die Geister führen uns über seltsame Wege.«
Michael verstand nur ungefähr, was die alte Frau meinte.
»Ich rufe dir Lizzie. Du kannst auch gern mit uns frühstücken. Sehr viel haben wir allerdings nicht da.«
Die alte Frau schüttelte den Kopf. Offensichtlich war sie nicht hungrig, sondern hatte nur eine Mission zu erfüllen.
»Lizzie! Hier ist jemand für dich!«
Lizzie, die noch auf der Schlafstatt lag, schreckte auf. Sie hatte befürchtet, dass Kahu herunterkommen und sie zurückfordern würde. Er wusste nicht genau, wo sie wohnte, aber natürlich hätte ihm jemand den Weg weisen können. Lizzie folgte Michaels Ruf mit weichen Knien. Sie hatte gehofft, mit ihm unterwegs zu sein, bevor Kahu sie aufsuchte. Nun würde sie sich rechtfertigen müssen. Mit einem Seufzen kleidete sie sich rasch an – und fühlte sich erleichtert, als sie nur die tohunga vor der Hütte warten sah.
Hainga wies Lizzie einen Platz an ihrem Feuer an, als sei sie es, die Gäste empfing.
Lizzie setzte sich. Sie registrierte aufatmend, dass Michael in den Stall ging und sich für das Gespräch der Frauen nicht interessierte.
»Es tut mir leid, dass ich so weggelaufen bin«, entschuldigte
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