Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
wüsste, könnte ich sie selbst erpressen«, bemerkte er. »Aber verkauf mich nicht für dumm, Claire, da ist noch etwas. Irgendetwas, das zwischen Kathleen und Coltrane stand. Warum hat sie den Kerl überhaupt geheiratet, Claire? Erzähl mir nicht, dass er erst nach der Eheschließung zum Rosstäuscher wurde, mit ehrlicher Arbeit hat er doch nie und nimmer die Überfahrt nach Neuseeland bezahlt!«
»Die Überfahrt hat Kathleen bezahlt«, rutschte es Claire heraus.
Peter sah sie vielsagend an. »Ich frag jetzt nicht, woher sie das Geld hatte. Aber irgendetwas ist da. Und wenn du auch nur die geringste Möglichkeit siehst, sie damit unter Druck zu setzen oder an den Haaren aus ihrer Verzweiflung zu reißen, dann tu’s! Und ich versuche es ebenso. Ich will euch nämlich einladen, Claire. Dich, Mr. Dunloe und natürlich Kathleen. Zu meinem Einführungsgottesdienst in der neuen Pfarre! Sie lassen mich endlich zurücknach Dunedin, wenn auch nur in einen Vorort. Anscheinend hat sich herumgesprochen, dass ich in den letzten Jahren kein einziges Mal ein Wort über Darwin verloren habe. Zumindest nicht von der Kanzel.«
»Hat dich der Mut verlassen, Reverend?«, neckte ihn Claire.
Peter lachte. »Nein, ich hab nur andere Sorgen. Die Kerle in den Goldfeldern interessiert es absolut nicht, ob sie von Gott direkt geschaffen wurden oder vom Affen abstammen. Und ich denke, Dunedin hat im Moment auch andere Probleme, so schnell wie es wächst durch all die Leute, die der Goldrausch in die Stadt spült. Jedenfalls werde ich euch wieder näher sein, Claire – und Kathleen hoffentlich nicht nur in Bezug auf räumliche Nähe. Um meinen Eröffnungsgottesdienst kann sie sich nicht herumdrücken. Nicht nach all dem, was wir zusammen erlebt haben!«
Kathleen konnte wirklich nicht Nein sagen, erschien aber nur widerstrebend und in einem schwarzen Kleid aus der letztjährigen Kollektion. Doch trotz oder gerade wegen der tristen Farbe an diesem Freudenfest zogen ihre schlanke Gestalt, ihr heller Teint und ihr glänzendes Haar unter dem schlichten schwarzen Hut alle Blicke auf sich. Besonders die Frauen tuschelten über Claires Geschäftspartnerin, die offensichtlich Trauer trug. Die Männer hatten genug damit zu tun, sie lüstern anzustarren. Peter Burton musste aufpassen, dass es ihm nicht genauso ging. Er hatte Mühe, sich auf seine Predigt zu konzentrieren. Dabei schaute Kathleen nicht ein einziges Mal auch nur zu ihm auf. Am anschließenden Picknick im Garten der etwas außerhalb Dunedins gelegenen kleinen Kirche wollte sie überhaupt nicht teilnehmen. Das führte beinahe zu einem ernsten Zerwürfnis zwischen ihr und Sean. Der Junge bestand darauf, seinem alten Freund und Ersatzvater zu gratulieren, und er hatte zudem ernste Fragen zu seiner Predigt, die etliche soziale Probleme im modernen Dunedin angesprochen hatte. Sean übersprang auch an der High School eine Klasse. Für ihn würde bald ein Studium anstehen, und er konnte sich absolut noch nicht für ein Fach entscheiden. Peter Burton hoffte, dass es letztlich nicht dieTheologie sein würde. Er konnte sich Sean nicht als katholischen Geistlichen vorstellen, und so wie es zurzeit aussah, würde er seiner Mutter das Herz brechen, wenn er zu irgendeiner Form des Protestantismus konvertierte.
Auch Heather wollte mitfeiern. Sie sonnte sich in Peters Komplimenten darüber, wie hübsch sie geworden war, und diskutierte ausführlich mit Chloé und anderen Freundinnen, welches der Mädchen Rufus Cooper während der Messe am häufigsten angesehen hatte.
Schließlich mussten Claire, Jimmy Dunloe und Sean Kathleen geradezu in den Pfarrgarten zerren, damit sie Peter wenigstens begrüßte.
»Eine schöne Predigt, Reverend«, sagte sie mit gesenkten Augen, als Peter ihre Hand nahm. Eine kleine, kalte Hand. Peter meinte, dass Kathleen in den letzten Wochen an Gewicht verloren hatte. Energisch hielt er ihre Finger zwischen den seinen fest.
»Kathleen, was ist los? Warum willst du nicht mit mir reden? Herrgott, Kathleen, wir waren uns doch nahe. Ich hatte gehofft … Kathleen, was ist nur mit dir?«
Er legte ihr leicht den Arm um die Schulter, obwohl sie sich unter ihm wegduckte, als wollte er sie verbrennen. Peter sah kurz um sich und gab dann den Coopers und Claire ein Zeichen, ihn vorerst zu entschuldigen. Mit sanftem Druck führte er die widerstrebende Kathleen in sein winziges neues Pfarrhaus. Es war sehr hübsch, eines der Cottages, wie Kathleen sie aus Irland kannte. Kathleen
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