Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
sich Lizzie. »Ich … ich hätte mich verabschieden müssen.«
Hainga winkte ab. »Kommen und Gehen, Vergangenes und Kommendes sind eins«, sagte sie.
»Das sagst du, aber ich bin sicher, dass Kahu mir böse ist. Haikina … Haikina hat doch keinen Ärger bekommen, oder?«
Hainga schüttelte den Kopf. »Sie hat nur die Wahrheit gesagt, wo Kahu geschwiegen hat. Die Geister lassen uns kommen und gehen, reden und schweigen … es ist eins. Die Geister, Erihapeti, lassen sich nicht narren. Das habe ich Kahu gesagt, und jetzt bin ich gekommen, um es dir zu sagen.«
Lizzie wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. »Das ist … freundlich«, murmelte sie schließlich. »Kahu wird also nicht kommen, um … wie sagt man es? … sein Recht zu fordern?«, fragte sie heiser.
»Welches Recht?«, erkundigte sich Hainga gelassen. »Kahu Heke ist auf dem Weg zurück in seine Heimat. Wir haben gestern noch einen Boten empfangen, es gibt dort Unruhen. Der Krieg, von dem Kahu sprach, scheint ausgebrochen zu sein.«
Lizzie fühlte sich schuldig ob der Erleichterung, die sie erfasste. Weil Kahu fort war – aber auch, weil sie sich nun nichts vorzuwerfen hatte. Ob der ariki der Ngati Pau eine pakeha geheiratet hätte oder nicht – so schnell hätten sich die Streitigkeiten zwischen den Volksgruppen durch diplomatische Bemühungen nicht eindämmen lassen.
»Ich gehe auch weg«, sagte Lizzie dann. »Mit Michael.«
Die alte Frau nickte. »Ich weiß, die Wolken haben sich verzogen. Aber nicht immer gefällt uns, was uns der klare Himmel zeigt. Haere ra , Erihapeti. Ich sehe dich wieder, wenn die Zeit kommt.«
Hainga legte ihre Nase und Wange an Lizzies Gesicht. Lizzie erwiderte den Gruß. Sie atmete auf, als die alte Frau ging. Auch das war einfacher gewesen, als sie gedacht hatte. Die Ngai Tahu zumindest schienen ihr nicht übel zu nehmen, dass sie Kahu zurückgewiesen hatte. Und die Götter schienen ausnahmsweise einmal auf Lizzies Seite zu stehen!
K APITEL 6
Reverend Burton war Jimmy Dunloe unendlich dankbar für alles, was der Privatbankier für Kathleen und Colin getan hatte. Nachdem Kathleen Peter in den letzten Monaten immer mehr auf Distanz gehalten hatte, erfuhr er erst nach Colins Abreise von Dunloes Intervention und machte ihm sofort seine Aufwartung.
»Ich hätte dem Jungen natürlich auch meinen Namen geliehen«, erklärte er fast etwas schuldbewusst. »Sogar ganz offiziell, ich hätte die Kinder sofort adoptiert, wenn Kathleen es … wenn Kathleen mich … gewollt hätte. Aber ich hätte natürlich niemals diese Beziehungen gehabt.«
Peter Burton stammte aus guter Familie, aber nicht aus den gleichen Kreisen wie der Londoner Bankier. Und um einen unehelichen Sohn aus Übersee – ohne Referenzen und ohne englischen Schulabschluss – in der renommiertesten Militärakademie des Landes unterzubringen, bedurfte es ziemlich guter Beziehungen zur besten Gesellschaft bis hin zum Königshaus.
Dunloe winkte ab. »Ach, lassen Sie mal, Reverend«, meinte er gelassen. »Sie als Geistlicher – wie hätte das ausgesehen? Bei mir dagegen schert es keinen, jede Familie hat ihre schwarzen Schafe. Und der junge Colin wäre nicht der erste Gauner, der in der Royal Army Karriere macht. Sollte Ihre Majestät zum Beispiel mal einen Piraten brauchen …« Die Männer lachten, aber Dunloe wurde schnell wieder ernst. »Ich hätte mir bloß gewünscht, dass es Kathleen mehr geholfen hätte. Sie ist immer noch ein Schatten ihrer selbst, Claire ist ganz unglücklich deswegen.«
Tatsächlich blieben auch Peter Burtons Hoffnungen unerfüllt.Kathleen wandte sich ihm nach Colins Weggang nicht wieder zu, und sie fand auch nicht zurück in ihr früheres Leben in der Gesellschaft von Dunedin. Natürlich hatte sie sich immer mehr zurückgehalten als die lebenslustige Claire, aber seit Coltranes Tod und Colins Abreise verließ sie das Haus nur noch zum Kirchgang. Sie steckte in einer tiefen Depression, haderte mit ihrem Schicksal und versuchte, sich durch unendliche Totenmessen für Ian und tägliche Besuche der Messe von ihrer vermeintlichen Schuld reinzuwaschen.
»Wenn ich Ian nicht verlassen hätte, wäre Colin vielleicht nicht so geworden«, sagte sie immer wieder, wenn Claire sie erst traurig, aber auf die Dauer immer ärgerlicher und drängender auf ihre zunehmende Abhängigkeit von Father Parrish ansprach.
»Natürlich wäre er so geworden!«, gab Claire wütend zurück. »Er war doch damals schon ganz das Abbild seines
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