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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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seine Schäfchen lernten nachzudenken. Und so war denn auch nicht Darwins Lehre als solche schockierend, sondern ihre Konsequenzen, die Folgerungen, die man daraus zog. Über Leben und Tod, über Gott und das Schicksal … All die Dinge, über die Michael sich keine Gedanken machte – und nie gemacht hatte, wie Kathleen sich widerstrebend eingestehen musste. Schon Father O’Brien hatte über Michaels Oberflächlichkeit geschimpft. Kathleen erinnerte sich noch gut, wie er ihn nach Dublin in die Klosterschule schicken wollte. Natürlich wäre die weitere vorgesehene Laufbahn das Priesterseminar gewesen, und das hatte Michael von vornherein deutlich von sich gewiesen. Lieber war er in Wicklow geblieben und hatte die Felder von Lord Wetherby bestellt.
    Kathleen überlegte nun, ob man mit etwas Nachdenken, mit Fleiß und Einsatz nicht Alternativen hätte finden können. Die Kirche zwang schließlich niemanden in den Priesterrock, der sichnicht berufen fühlte. Aber Michael hatte sich gar nicht erst damit beschäftigt. Er liebte das einfache Leben, er plante von einem Tag zum anderen. Kathleen dachte lächelnd an das Feuerwerk aus Melodien, das er seiner Fiedel entlockt hatte. Sie musste ihm unbedingt eine schenken, er konnte für sie spielen, und vielleicht fand sich in Queenstown ja ein Pub, in dem er abends aufspielen konnte. Kathleen berauschte sich kurz an diesem Traum, aber dann rief sie sich zur Ordnung. Sie verfiel schon in die gleichen kindischen Gedankengänge wie Michael! Als ob ein Schafbaron nach der Tagesarbeit noch Zeit und Lust hatte zu fiedeln, und als ob die Landarbeiter auch noch am Abend nach der Musik ihres Patrons tanzen wollten!

    Nach dreitägigem Ritt erreichten die beiden schließlich die Farm der MacDuffs, und wenn Mr. MacDuff sich wunderte, dass Michael diesmal mit einer anderen Frau auftauchte, so ließ er sich das zumindest nicht anmerken. Die MacDuffs waren strenggläubige Anhänger der Church of Scotland und hielten irische Katholiken wohl von vornherein für verdammt. Wie viele Sünden Michael da vor dem Tod noch auf sich nahm, schien ihnen ziemlich egal zu sein. Hauptsache, er konnte die Farm bezahlen.
    Allerdings verlief die Führung durch Ställe und Scherschuppen längst nicht so reibungslos wie ein paar Wochen zuvor mit Lizzie. Kathleen entpuppte sich als äußerst scharfe Beobachterin, ohne Hemmung zu kritisieren.
    »Die Ställe sind aber reichlich zugig, Mr. MacDuff«, bemerkte sie, als sie die Schafställe inspizierten. »Kein Wunder, dass Sie da mit Rindern keinen Erfolg hatten – das haben Sie doch versucht, oder? Kommen Sie, Mr. MacDuff, ich sehe da noch Rinderkot, natürlich hatten Sie hier Großvieh drin.«
    MacDuff druckste etwas herum, bis er zugab, das Klima sei für Rinder zu rau gewesen.
    »Was natürlich auch auf die Rasse ankommt«, meinte Kathleen. »Wenn Sie sich zum Beispiel für Angus-Rinder entschieden hätten … Aber, wie gesagt, hier musst du renovieren, Michael, auch für die Schafe!«
    »Wir hatten nie große Verluste bei den Schafen!«, erklärte Mac-Duff beleidigt. »Nur diese Merinos, also schöne Wolle geben sie ja, aber sie sind so empfindlich!«
    Kathleen runzelte die Stirn. Merinos, das war mit das Erste, was sie von Ian über Schafe in Neuseeland gelernt hatte, eigneten sich überhaupt nicht für die Haltung in diesem Land! Konnte es sein, dass dieser Schotte immer noch mit ihrer Einkreuzung herumexperimentierte? Kathleen verlangte energisch, MacDuffs Zuchttiere zu sehen, aber die meisten Mutterschafe und Lämmer waren in den Bergen. Nur ein paar junge Widder standen in einem Pferch auf dem Hof. Kathleen betrachtete sie kritisch.
    »Haben Sie die als Fleischschafe ausgesondert, oder sind sie typisch für Ihre Zucht?«, erkundigte sie sich.
    MacDuff verzog das Gesicht. »Die sind zum Verkauf«, gab er zu – wieder etwas, das er offensichtlich ungern eingestand, schließlich hatte er Michael zugesichert, ihm die Farm mit dem gesamten Viehbestand zu übergeben. »Aber sie sind sonst untadelig.«
    Kathleen sagte weiter nichts. Dafür bestand sie darauf, dass MacDuff sie und Michael auf die Bergweiden führte, um die Mutterschafe zu begutachten.
    »Aber das ist doch viel zu beschwerlich für ein Mädchen wie Sie!«, wandte Mrs. MacDuff ein, als sie die Satteltaschen für ihre Besucher mit Proviant füllte.
    MacDuff hatte sich widerstrebend bereiterklärt, ihnen einen jungen Maori als Führer zu stellen. Er selbst hatte keine Lust, ins Hochland zu

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