Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
neunmalkluger Sohn das genau so herunterbeten können. Es war offensichtlich kein reiner Trotz, wenn Sean behauptete, fürs Leben genug von Schafen zu haben.
»Wenn du also mich fragst«, erklärte Kathleen eben mit klarer, geschäftsmäßiger Stimme – wo waren der Gesang darin geblieben und die Verheißung?, »ich würde diesem MacDuff seine Schafe nicht abkaufen – schon deshalb nicht, weil du die Katze im Sack kaufst, er hat die Tiere ja wohl nicht mal gezählt. Und vor allem, weil sie von der Wollqualität her nicht einheitlich sind. Ach ja, und das Land hier ist überweidet. Wahrscheinlich haben die Tiere Parasiten. Ist die Farm so klein, Michael, oder nutzt man sie nur nicht? Die Arbeiter scheinen mir nicht die Fleißigsten …«
Michael schwirrte der Kopf, als sie sich schließlich Richtung Queenstown wandten. Kathleen hatte die Stadt in Augenschein nehmen wollen und ließ sich jetzt kritisch darüber aus, dass sie ganze zehn Meilen weit entfernt war.
Dem Maori-Arbeiter schien es mit seiner möglichen neuen Herrin auch nicht so gut zu gehen, aber er schaute eher ehrfürchtig als verärgert. »Deine Lady viel mana «, bemerkte er, als die Männer kurz nebeneinanderritten.
Michael seufzte. Das war das Letzte, was er hatte hören wollen.
K APITEL 2
»Verzeihen Sie, Sir … Reverend …« Das Maori-Mädchen sah Peters Priesterkragen und verbesserte sich sofort. Sie sprach perfektes, fast akzentfreies Englisch und beherrschte auch einen artigen Knicks. »Aber man sagte uns, Sie wüssten vielleicht, wo wir Elizabeth Portland finden.«
Das Mädchen war vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre alt, groß und schlank für eine Maori und recht hübsch. Ihr Gesicht war großflächig, ihre Figur üppig wie bei vielen Eingeborenen, und sie hatte hüftlanges glattes Haar. Tiefschwarz war es und sicher dicht wie ein Vorhang, wenn sie es offen trug. Jetzt aber hatte sie die ganze Pracht in einem Netz im Nacken zusammengefasst, passend zu dem adretten dunklen Schulkleid, das sie trug. Eine Missionsschülerin aus Waikouaiti, die sich recht sicher und angepasst in der Stadt der Weißen bewegte.
Auf ihre beiden Begleiter traf das nicht zu. Der Mann – noch jung und mit Stammestätowierungen versehen, was in seiner Generation schon selten war – wirkte nervös, fast aggressiv. Er schaute sich in Peter Burtons gemütlichem Wohnzimmer um wie ein Tier in der Falle. Die ältere Frau schien mehr in sich ruhend, war aber sichtlich am falschen Platz. Auch sie trug westliche Kleidung, aber ihr Kleid war zu groß. Der kräftige, gedrungene Mann dagegen schien Hemd und Hose zu sprengen. Er trug einen Speer und hatte irgendwelche Dinge aus Jade dabei, die Peter nicht identifizieren konnte. Er tippte auf Ritualwaffen, kannte sich aber mit den Bräuchen der Maori nicht gut genug aus. Zweifellos stellte der Mann einen Krieger dar, auch wenn Peter ihn wenig Angst einflößend fand.
Das Mädchen stellte ihn nun auch so formvollendet vor, dass mit plötzlichen Ausbrüchen von Aggression kaum zu rechnen war. »Ach ja, verzeihen Sie. Ich bin Haikina Hata vom Stamm der Ngai Tahu, mein iwi lebt oberhalb von Tuapeka. Dies ist meine Mutter Hainga, kaumatua und tohunga unseres Dorfes, und das ist Kuri Koua, der Sohn unseres Häuptlings. Kuri spricht nur unvollkommen Englisch, aber er kann seinen Namen schreiben.«
Peter fragte sich, warum sie das betonte.
»Bitte entschuldigen Sie, wenn wir Sie stören, aber wir müssen Lizzie sprechen.«
Der Reverend nickte. »Wie kommen Sie darauf, sie hier zu suchen?«, erkundigte er sich.
Haikina zuckte die Achseln. »Ich habe in allen Hotels gefragt, und so erfuhr ich von Michael … Und meine Mutter wusste, dass Lizzie mit Ihnen befreundet ist.«
Haikina selbst hatte den Reverend nie gesehen, sie war nach Waikouaiti geschickt worden, bevor er die Seelsorge im Goldgräberlager übernahm.
»Miss Portland wohnt bei meiner Haushälterin«, erklärte Peter jetzt. »Aber um diese Zeit ist sie wahrscheinlich in der Kirche. Sie hilft meist beim Ausgeben der Armenspeisung. Wir haben hier viele Bedürftige.«
Was dies anging, so war Peter mit seiner neuen Pfarrstelle fast vom Regen in die Traufe gekommen. In den Hügeln nah bei seiner Kirche pflegten die Neuankömmlinge für die Goldfelder zu hausen, bevor sie sich auf den Weg in die Berge machten. Ein zusammengewürfelter Haufen von Männern aus Australien und Familien aus England, oft völlig mittellos. Einige stellten Zelte auf, andere schienen sich mit
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