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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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gab es ja in Queenstown einen vergleichbaren Laden wie Lady’s Goldmine, oder sie konnte einen aufbauen. Ein Zweigbetrieb, das wäre gar nicht so schlecht! Kathleen konnte ihn führen, und ihre Entwürfe schickte sie Claire einfach per Post. Wenn sie sich dann noch einoder zweimal im Jahr trafen …
    Beim Ritt nach Otago wurde Kathleen allerdings schnell klar, dass schon ein solches Treffen nicht einfach werden würde. Bereits am zweiten Tag wurde der Weg nach Queenstown steiler, schmaler und in jeder Beziehung schwieriger. Die Straße war befahrbar, Michael berichtete, dass er sie mit Lizzie im Einspänner bewältigt hatte. Man brauchte jedoch einen halbwegs geschickten Kutscher. Kathleen hätte sich die Strecke nicht zugetraut. Claire, die gern mit Pferden umging, würde nicht solche Schwierigkeiten haben, allerdings war man tagelang unterwegs, und Kathleen konnte sich nicht mehr vorstellen, dass Claire im Zelt oder im Wagen schlief. Ihre verwöhnte Freundin würde auf Übernachtungen in Gästehäusern bestehen, und dafür hätte man weite Umwege fahren müssen.
    Kathleen schlief gern mit Michael unter den Sternen. Der Frühling war jetzt einem warmen, für die Region Otago äußerst trockenen Sommer gewichen, und Kathleen genoss die Nächte in Michaels Armen. Lächelnd benannte sie ihm ein paar der Sterne inder Sprache der Maori, hatte aber das Gefühl, als ob Michael das nicht gern hörte. Überhaupt begann ihr am zweiten Tag der Reise langsam der Gesprächsstoff auszugehen. Inzwischen kannten sie ihre Lebensgeschichten – zumindest so weit, wie sie bereit waren, sie vor dem jeweils anderen auszubreiten. Und sehr viele weitere Themen zwischen ihnen gab es nicht – zumindest nicht ohne die Gefahr anzuecken.
    Die Kinder waren kein Thema – natürlich gefiel es Michael, von Seans Klugheit und seinen Studien zu hören. Aber er nahm Kathleen offensichtlich übel, dass sie ihm die Geschichte seiner Heimat weitgehend vorenthalten hatte. Sean war nicht mit Berichten über die englische Besatzung, über Hungersnot und Heldenmut seiner Vorväter aufgewachsen, sondern eher mit griechischen und römischen Sagen. Und nun auch noch die Sache mit Colin! Michael hatte Kathleen heftigste Vorwürfe dafür gemacht, ihren jüngeren Sohn ausgerechnet auf eine englische Militärakademie geschickt zu haben.
    »Was sollte ich denn sonst machen?«, fragte Kathleen hilflos.
    Natürlich fiel Michael auch nicht mehr ein, als den Jungen öfter mal übers Knie zu legen. Dazu, wie Kathleen das hätte anstellen sollen, und ob es vor dem Hintergrund von Ians Erziehung zu Betrug, Diebstahl und Aufmüpfigkeit auch nur die geringste Erfolgsaussicht gehabt hätte, äußerte Michael sich nicht.
    Und selbst die oberflächliche Salonkommunikation versagte, mit der auch Kathleen längst von Theaterabenden, Wohltätigkeitsdinners und Vernissagen her vertraut war. Michael verstummte, wenn Kathleen irgendwelche Scherze machte, die sich auf Kunst und Literatur bezogen, er hatte zu ihrer übergroßen Verwunderung noch nie etwas von Darwin und seinen revolutionären Thesen gehört. Kathleen verbrachte zwei Stunden der Reise damit, ihn über die wichtigsten Inhalte der Entstehung der Arten zu informieren, aber es interessierte ihn wenig. Lediglich Peter Burtons Versetzung auf die Goldfelder als Folge seiner »Ketzerei« entlockte ihm eine Reaktion.
    »Deshalb haben sie den armen Reverend also verbannt!«, meinte er. »Und ich hab mich schon gefragt, warum der sich jahrelang mit den Gaunern in Tuapeka herumschlug, wo er doch sicher bessere Zeiten gesehen hat.«
    »Er war da bestimmt nicht sehr glücklich«, gab Kathleen vorsichtig zu. Sie wollte nicht zu viel über ihre Beziehung zu Peter Burton verraten. »Er hätte sehr viel lieber gleich eine Pfarre in der Stadt übernommen.«
    »Warum hat er dann nicht die Klappe gehalten?«, fragte Michael. »Er konnte doch über was anderes predigen. Die Bibel ist dick genug, und uns hat’s auch nicht geschadet, von Adam und Eva zu hören und vom Paradies … Was mich übrigens auf einen Gedanken bringt: Schau mal da drüben, der Platz unter den Südbuchen! Wirkt der auf dich nicht paradiesisch? Wie wär’s, sollen wir dort ein paar Äpfel essen?«
    Kathleen lachte verschämt, aber so glücklich Michael sie in der nächsten Stunde auch machte – es blieb ein Stachel in ihrem Herzen. Für Peter Burton war es eben nicht egal, was er predigte. Der Reverend fühlte sich der Wahrhaftigkeit verpflichtet, er wollte, dass

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