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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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reiten.
    »Wenn er das die ganzen Jahre seinen Viehhütern überlassen hat, erklärt das den Schwund bei den Mutterschafen«, bemerkte Kathleen, als sie die Farm am nächsten Morgen verließen. »Ich wette, dass sämtliche Maori-Dörfer in der Gegend über einen sehr, sehr ordentlichen Zuchtstamm für Schafe verfügen.«
    »Welchen Schwund?«, fragte Michael unwillig.
    »Die Verluste«, meinte Kathleen. »Ich hab mir gestern die Bücher mal angesehen, während du mit Mr. MacDuff schottischen und irischen Whiskey verglichen hast. Sie haben erschreckend hohe Verluste – und das liegt nicht nur an den planlosen Merino-Einkreuzungen …«
    »Merino gibt wunderschöne Wolle!«, gab Michael kund.
    Kathleen nickte. »Fine Wool. Verwenden wir für unsere Winterstoffe, teilweise in Spanien gewebt, kostet ein Vermögen. Dafür ziemlich ergiebig, sechzig bis siebzig Stränge aus einem Pfund Rohwolle. Aber die Tiere sind leider sehr empfindlich. Man kann sie nicht einfach ins Hochland treiben, sie lammen manchmal etwas schwer ab, vermehren sich nicht so schnell … sie sind ganz sensibel. Für die Farmen hier ungeeignet. Trotzdem werden sie immer mal wieder eingekreuzt, aber das Ergebnis …«
    »Mr. MacDuff hat sehr schöne Schafe!«, beeilte sich Michael zu versichern.
    Kathleen zuckte die Schultern. »Mag sein. Hab ich bis jetzt nur noch nicht gesehen! Die kleinen Widder waren Durchschnitt. Nicht ganz schlecht, so was lässt sich durchaus verkaufen, aber …«
    »Kathleen, in Irland hatten wir auch keine besseren Schafe!«, beschwerte sich Michael.
    »Und? Nur weil Lord Wetherby nichts von Schafen verstand, sollen wir hier ebenfalls minderwertige Wolle produzieren? Michael, über die Einkreuzung von Merinos ist man in den Plains seit Jahren weg! Wir hatten mal eine wirklich hübsche Herde von Kreuzungen auf der Farm, aber Ian kriegte sie kaum noch los, weil die Zuchtergebnisse einfach so schwanken.«
    Michael grinste und versuchte, die Sache ins Lächerliche zu ziehen. »Kommst du mir wieder mit Mr. Darwin?«, fragte er.
    Kathleen zog die Augenbrauen hoch. Sie sah sehr hübsch aus, wenn sie so ernsthaft die Stirn runzelte, aber zum ersten Mal registrierte Michael weniger Schönheit als Eigensinn.
    »Nein«, antwortete sie schließlich. »Aber mit Kiward Station, Barrington Station, Lionel Station … denen willst du doch Konkurrenz machen, wenn ich das richtig verstanden habe. Und die haben inzwischen exzellente Zuchten. Cheviot, Welsh Mountain, Romneys, Corriedales … das ist eine neue Züchtung, hab ich selbst noch nicht gesehen, aber die Webwaren sind überzeugend, und …«
    Michael fiel ihr ins Wort. »Hör mal, ich war Vormann in Mount Fyffe Run, ich weiß …«
    Kathleen dachte kurz nach. »Das ist diese Farm bei Kaikoura, nicht? Ich glaub, dem hat sogar Ian die erste Herde verkauft! Ordentliche Schafe, vergleichbar mit diesen hier.« Im Vorgebirge kamen jetzt die ersten Mutterschafe mit ihren flauschigen Lämmern in Sicht.
    »Können Sie die mal zusammentreiben?« Kathleen wandte sich an den Maori-Viehhüter, der ihr sehr ungeschickt vorkam.
    Gewöhnlich waren MacDuffs Männer wohl nicht beritten, was den Viehtrieb im Frühjahr und Herbst sicher erschwerte. Die Bemühungen des Mannes waren denn auch nicht sehr befriedigend. Kathleen setzte ihr Pferd schließlich selbst in Bewegung und brachte rasch ein Dutzend Schafe zusammen. Michael blieb vor Überraschung der Mund offen stehen.
    »Woher kannst du das alles?«, fragte er verblüfft, während Kathleen schon abstieg und sich den ersten Tieren näherte.
    Kathleen blickte irritiert zu ihm auf. »Ich hab dir doch erzählt, Ian und ich hatten eine Farm. Wobei Ian nur alle paar Tage mal da war, er fuhr herum und verkaufte Tiere – bis nach Kaikoura, wie gesagt. Das Vieh auf der Farm versorgte ich. Zunächst allein, später mit Sean und Colin. Sean hat das nie viel Spaß gemacht … Und jetzt guck dir die Wolle mal an – siehst du die Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren? Selbst farblich …«
    Michael hörte kaum zu. Es war viel zu schwer zu erfassen, was in den letzten zwei Tagen aus seiner zarten Göttin Kathleen geworden war. Sie ritt stundenlang, trieb Vieh ein – und warf jetzt auch noch ein Schaf geschickt auf den Rücken, um ihn auf irgendwelche Besonderheiten seines Wollkleids aufmerksam zu machen. Dabei verglich sie die Menge der Stränge, die man aus Rohwolle spinnenkonnte. Michael hatte von all dem noch nie gehört. Aber wahrscheinlich hätte sein

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