Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
dem Wetter in Neuseeland völlig verschätzt zu haben und versuchten, ohne Unterstand draußen zu nächtigen. Jetzt im Sommer ging das einigermaßen, aber im Winter würden Peter und seine wenigen Helfer aus der im Entstehen begriffenen Gemeinde Zelte aufstellen müssen, um wenigstens Frauen und Kindern ein Dach über dem Kopf anbieten zu können. Die meisten der Familienkamen mit der Vorstellung, das Gold liege schon in Dunedin auf der Straße. Die Erkenntnis, dass sie erst mal Geld brauchten, um eine Ausrüstung zusammenzukaufen und dann meilenweit weiter nach Otago hineinwandern mussten, brachte manche an den Rand der Verzweiflung. Peter verteilte Notrationen, sammelte Kleidung und fragte sich, wann er jemals ein Leben führen würde, in dem Zelte und Notunterkünfte keine Rolle mehr spielten.
Die ältere Frau sagte irgendetwas. Haikina wurde rot, übersetzte aber brav, als Peter sie fragend ansah.
»Sie meint, die Menschen sollten der Erfüllung nicht nachlaufen, sondern das Gold in ihrem eigenen Stamm suchen … oder mit ihrem Stamm. Sie können nicht erwarten, dass etwas wächst, was sie nicht gepflanzt haben.«
Peter machte eine Geste der Zustimmung, breitete dabei aber hilflos die Arme aus. »Ich kann nichts daran ändern«, sagte er.
Haikina nickte. Der Häuptlingssohn gab jetzt auch etwas von sich, aber sie verzichtete auf eine Übersetzung. »Sagen Sie mir nur, wo ich Miss Portland finde, dann suchen wir sie«, meinte das Mädchen. »Wir wollen nicht lästig sein.«
Peter dachte kurz nach und griff dann nach seiner Jacke. In Dunedin sah man kaum je einen Eingeborenen, und die Neueinwanderer hatten erst recht noch nie einen zu Gesicht bekommen. Wenn er diese drei jetzt in die Kirche schickte – vor allem den martialisch wirkenden Häuptlingssohn mit seinem Speer –, würde er ein Chaos entfesseln.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie gern hier warten, während ich sie hole«, schlug er vor. »Das ist doch bequemer für Ihre Mutter, und Sie können dann auch in Ruhe mit ihr reden.«
Haikina übersetzte, und die anderen stimmten offensichtlich zu. Die alte Frau wie selbstverständlich, der junge Mann im Vollgefühl seiner Wichtigkeit.
Peter setzte Tee auf, bevor er sich auf den Weg über den Hof machte, und zeigte Haikina, die ihm in die Küche folgte, Tassen und Kanne.
Sie lächelte ihm zu.
»Ist Lizzie sehr traurig?«, fragte sie leise.
Peter nickte.»Ich hoffe, Sie haben jetzt nicht auch noch schlechte Nachrichten.«
Haikina schüttelte den Kopf. »Wir wollen sie nur um etwas bitten«, sagte sie.
Peter sah ein, dass ihm die Maori kaum mehr verraten würden, aber er brauchte seine Neugier nicht allzu lange im Zaum zu halten. Schließlich war Lizzie tatsächlich in der Sakristei, wo sie gerade Suppe austeilte. Als Peter ihr winkte, fand sie rasch eine Ablösung und kam zu ihm. Noch auf dem Weg nahm sie in einer fließenden Bewegung die Schürze ab. Peter bemerkte nicht zum ersten Mal, wie leicht ihr jede Hausarbeit von der Hand ging. Die Mithilfe in der Küche bereitete ihr offensichtlich Freude, und Peters Möbel wirkten sehr viel wertvoller und gepflegter, seit Lizzie darauf bestand, sie jede Woche zu polieren und zu wachsen. Seine Haushälterin hatte sie immer nur abgestaubt.
Lizzie liebte es, schöne Dinge zu pflegen, und sie schien sich damit von ihrem Kummer abzulenken. Peter beneidete sie manchmal fast um diese Fähigkeit. Er selbst dachte immer an Kathleen, womit auch immer er sich beschäftigte. Er betete und er arbeitete bis zum Umfallen, aber er kam nicht über die Enttäuschung und vor allem die heftige Eifersucht hinweg. Dabei sollte ein Priester nun wirklich keine Mordpläne hegen! Peter Burton war zutiefst verunsichert. Er zweifelte an seinem Glauben und am Sinn seines Lebens.
»Sie haben Besuch, Lizzie, Maori aus dem Hochland.«
Lizzie begrüßte Haikina mit einer herzlichen Umarmung, die tohunga mit einem förmlichen, aber durchaus innigen hongi und den Häuptlingssohn mit einer knappen Verbeugung. Die Ngai Tahu hatten die Unberührbarkeit ihrer Häuptlingskinder zwar längst aufgegeben, aber man erwies ihnen doch noch Respekt.
Haikina reichte Lizzie und dem Reverend jeweils eine Tasse Tee. Peter nahm das als Zeichen, in diesem Kreis willkommen zu sein. Auch Lizzie machte schließlich keine Anstalten, ihn wegzuschicken, als Hainga jetzt das Wort an sie richtete. Nur schade, dass er kein Maori verstand!
Dann unterbrach Haikina den Redefluss der tohunga , woraufhin
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