Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
wieder!«
Kathleen wandte sich nicht um. Sie wusste, dass sie geweint hätte, und das wollte sie nicht.
Du wirst unser Kind in Würde aufziehen, ich vertraue auf dich, hatte Michael gesagt. Sie hatte etwas versprochen, und sie musste es halten.
»Und nun?«, fragte Bridget.
Sie hatten Wicklow Gaol verlassen, und Bridget hatte das Mädchen in die nächste Garküche geschleppt, die bereits geöffnet war.Kathleen war beängstigend blass, Bridget fand, sie brauche einen heißen Tee – am besten mit einem Schuss Whiskey.
Nun nippte sie unschlüssig an dem kochend heißen Getränk.
»Was kann ich denn tun?«, fragte sie mutlos. »Ich weiß nur … ich weiß nur, dass ich das Kind nicht wegmachen lasse. Das … wie konnte Daisy nur daran denken? Bridget, ich … ich glaube nicht, dass ich zu Daisy zurückmöchte …«
Bridget zuckte die Schultern. »Daisy ist nicht schlecht. Und sie wollte dir nichts Böses, glaub mir. Sie weiß nur zu gut, worauf du dich einlässt, wenn du einen Bastard zur Welt bringst. Denn so werden sie dein Kind nennen, Kleines, egal in wie viel Liebe es gezeugt wurde. Und das ist nicht schön für das Kind, Kathleen. Ich bin selbst ein Bastard! Und ich hab oft gedacht, es wär ein Segen gewesen, hätt mich meine Mom in ihrem Leib getötet. Aber wie auch immer, keiner zwingt dich dazu. Zuallerletzt Daisy. Ob du allerdings dorthin zurücksolltest …«
Kathleen sah Bridget mit großen Augen an. Diese fuhr unbeirrt fort zu reden.
»Schau, Kleines, im Grunde hast du drei Möglichkeiten. Die eine ist, du bleibst hier. Bei Daisy, sie hat dir das Angebot ja gemacht. Du bist bildschön, Mädchen, sie würde ein Vermögen mit dir verdienen, und das ginge auch ein paar Jahre gut. Du könntest das Kind irgendwo in Pflege geben und dafür zahlen …«
»Aber dann seh ich’s doch gar nicht!«, protestierte Kathleen. »Dann ziehen andere Leute es auf!«
Bridget zuckte die Schultern. »Im Hurenhaus kannst du’s auch nicht zu ’nem guten Christen erziehen.«
»Und die anderen Möglichkeiten?«, fragte Kathleen verzagt.
»Nun, die eine ist, du gehst zurück in dein Dorf. Und das Klügste wär, du suchst dir da einen, der gebrauchte Ware nimmt …«
»Was meinst du damit?«, fragte Kathleen.
»Einen Mann, der dich heiratet. Trotz des Kindes. Du bist so schön, es muss reihenweise Kerle geben, die dich begehren. Das Kind müssen sie dann halt als Zugabe nehmen. Zumal du dochauch nicht ohne eine gewisse Mitgift kommst, oder?« Bridget sah Kathleen scharf an. Sie musste etwas von Michaels Geld ahnen.
Kathleen nickte. »Das schon«, gab sie zu. »Aber ich liebe Michael … ich kann doch mit keinem anderen …«
»Du glaubst gar nicht, Kleines, was der Mensch alles kann!«, unterbrach Bridget sie bitter. »Aber gut, du kannst auch unverheiratet bleiben. Deine Eltern werden dir wahrscheinlich das Leben zur Hölle machen, aber wenn du Glück hast, schmeißen sie dich nicht gleich raus. Wenn doch, bleibt noch eine andere Möglichkeit.«
»Welche?« Kathleen klammerte sich an den letzten Strohhalm.
»Nimm das Geld und kauf dir eine Schiffspassage!«, sagte Bridget. »Geh nach Amerika, wie ihr es geplant hattet. Aber ich sag’s dir gleich, keiner weiß, was dir da geschieht. Ich nicht und niemand sonst, egal was die Leute reden. Kann sein, dass es wirklich das gelobte Land ist, in dem Honig aus den Quellen fließt. Kann aber auch sein, dass es noch mieser und dreckiger ist als hier. Gerade für Mädchen. Ich hab noch nie von ’nem Land gehört, in dem ein Mädchen frei war. Es ist ein Risiko. Wenn du’s eingehen willst – bis das nächste Schiff geht, bringen wir dich schon irgendwie durch.«
Kathleen dachte nach, und ihr Herz klopfte heftig. Sie fürchtete sich. Vor den Coffin Ships, vor dem unbekannten Land … Auch in Amerika, vermutete sie, galt es als Schande, ein Kind ohne Mann aufzuziehen.«
»Du könntest sagen, du wärest Witwe.« Bridget schien ihre Gedanken zu lesen.
Kathleen fuhr eine Idee durch den Kopf. Vielleicht ein Ausweg – für sich selbst und ihre neue Freundin.
»Würdest du mitkommen, Bridget?«, fragte sie leise. »Ich habe … wir hatten Geld für zwei Passagen. Ich würde für dich zahlen. Und ich wäre … ich wäre nicht so allein …«
Bridget dachte einen Herzschlag lang nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, Kind«, sagte sie leise. »Ich hab nicht den Mut. Ichglaub nicht mehr an die Neue Welt, Kleines, nicht an den Himmel und nicht an Vergebung, aber auch
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