Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
lachte. »Schwimmen kannst du dahin auch nicht. Aber gut: Es sind nur zweitausendvierhundert Meilen. Von Hobart aus geht sogar bisweilen ein Schiff. Aber ich warn dich, Kätzchen, die See ist stürmisch! Und was willst du da mit deinem Cecil? Wale fangen? Seehunde jagen? Cecil tut doch keiner Fliege was zuleide! Und für Kammerkätzchen gibt’s da auch keine Jobs. Höchstens, wenn sie so unzüchtig sind wie du …« Smithers umfing sie und ließ seine Hände über ihre Brüste wandern. »Freier gibt’s reichlich an der Westküste!«
»Waren Sie denn schon da, Sir?«, fragte Lizzie, ihren Ekel erfolgreich niederkämpfend.
»Kann sein, dass wir hingehen, wenn der Auftrag hier erledigt ist«, meinte Smithers eher desinteressiert. »Sie bauen eine Stadt an der Ostküste. Da gäbe es Arbeit für mich. David Parsley wird es sich demnächst ansehen.«
David Parsley war Smithers’ Assistent, ein junger Ingenieur, von dem die Smithers viel hielten. »Wenn du brav bist, Kammerkätzchen, nehmen wir dich mit und deinen Cecil …«
Martin Smithers bedeckte Lizzies Nacken weiter mit feuchten Küssen.
Mit ihm und Cecil nach Neuseeland zu gehen war nun wirklich das Letzte, was Lizzie vorschwebte. Obgleich »neue Stadt« durchaus verlockend klang. Überall, wo etwas neu entstand, ging es drunter und drüber. Und Sträflinge schien es in Neuseeland nicht zu geben, also sicher auch keine Milizen, die gezielt nach Ausbrechern suchten.
»Wie stellt ihr euch das denn genau vor, mit Neuseeland?«, fragte sie Michael, den sie am folgenden Sonntag wiedertraf. Die Chain Gang arbeitete immer noch in der Nähe, Lizzie hatte Kopfschmerzen vorgetäuscht, um Cecil loszuwerden und die Männer noch einmal aufsuchen zu können. »Hier ist ja weit und breit kein Meer …«
»Wir sind auch noch nicht frei!«, erklärte Dylan. »Bis sie uns die Ketten abnehmen, wird’s noch ein paar Monate dauern, und dann sind wir in Launceston.«
»Dann sind wir wieder in Hobart!«, berichtigte Michael optimistisch. »Wir brechen aus, klauen ein Schiff …«
»Was für ein Schiff?«, fragte Lizzie.
»Einen Segler. Zum Rudern ist es ein bisschen weit, nicht, Connor?«
Connor nickte. »Was mir vorschwebt«, meinte er wichtig, »ist ein kleiner, schnittiger Segler …«
»Man will ja vorankommen!«, fügte Will nicht minder überzeugt hinzu.
Also eine bessere Nussschale. Lizzie dachte mit Grausen an das weite Meer und das, was Smithers über Stürme gesagt hatte.
»Ist einer von euch schon mal gesegelt? Also – außer Connor?«, fragte sie die Männer streng weiter aus.
Michael, Dylan und Will schüttelten die Köpfe.
»Aber das lernt man schnell!«, tröstete Connor.
Lizzie konnte sich nicht helfen: Sie begann langsam, auch an Connors Erfahrung in Bezug auf die Hochseeschifffahrt zu zweifeln. Womöglich war er nur als Schiffsjunge zur See gefahren, viel älter als achtzehn oder neunzehn konnte er kaum sein. Auf jeden Fall war das Vorhaben ihrer Ansicht nach zum Scheitern verurteilt. Die Flüchtlinge konnten sich noch glücklich schätzen, wenn man sie im Hafen von Hobart erwischte! Sie konnten ihren Leichtsinn auch mit dem Tod auf dem Meer bezahlen.
Lizzie jedenfalls wollte Michael diesem Wagnis nicht ausliefern. Und sich selbst erst recht nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass sie nicht ewig warten konnte, bis irgendein blinder Vertreter der Krone die Dummheit beging, Dylan und Will die Ketten abzunehmen. Lizzie hätte die Kerle in der Chain Gang belassen, bis sie alt und grau wären. Es musste anders gehen. Sie versuchte an diesem Abend nicht, sich an schönere Orte wegzuträumen, während sie stoisch unter Martin Smithers’ schwitzendem, stoßendem Körper lag.
Lizzie entwickelte einen Plan.
K APITEL 10
Claire Edmunds’ Besuch hatte Kathleen beflügelt. Ihr stummes Brüten, ihre Resignation und Ergebung in die Einsamkeit wich neuem Tatendrang. Wenn sie wirklich eine Freundin gefunden hatte! Wenn es möglich war, einander regelmäßig zu besuchen, sich bei den Geburten beizustehen, unbeschwert mit einer Nachbarin zu plaudern wie früher in Irland oder in den ersten Monaten in Port Cooper!
Kathleen wollte ihre und Claires Kaffeetassen abspülen, überlegte es sich dann jedoch anders. Claires Tasse war ein Beweis dafür, dass sie da gewesen war! Sie hatte sich das nicht eingebildet, sie war nicht auf dem Weg, verrückt zu werden. Und gleich am nächsten Tag würde sie den Besuch erwidern. Wenn Claires Haus ebenfalls am Avon lag, musste es
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