Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
sich die Meyers nach der Messe mit den Smithers auf eine Ausfahrt begaben. Die Frauen hatten den Fortgang der Straßenbauarbeiten lange nicht gesehen, und vor allem Mrs. Smithers wollte wohl gern wissen, was ihr Gatte wochentags trieb. Velvet stieg anmutig in die Chaise. Lizzie grüßte nur andeutungsweise. Sie beide würden keine Vorteile davon haben, ihre Bekanntschaft publik zu machen.
Lizzie musste sich jetzt vor allem Cecils Gesellschaft entziehen, wenn sie Michael an diesem Tag noch sehen wollte. Leider haftete der kleine Gärtner an ihr wie eine Klette und breitete sein gesamtes trauriges Leben vor ihr aus, während er sie lange spazierenführte.
Das jüngste von fünfzehn Kindern auf einem Bauernhof in Wales, Flucht vor Armut und Hunger nach Cardiff, ein paar Fahrten als Matrose, dem die Seefahrt aber wenig lag, ein erneuter Versuch auf dem Land. Schließlich stahl Cecil ein Schaf und wurde prompt erwischt. Das brachte ihn in die Kolonien.
»Und deine Geschichte erzählst du mir dann das nächste Mal!«, endete er schließlich zu Lizzies größter Überraschung. »Jetzt treff ich mich noch mit ein paar Kumpels!« Geheimnisvoll zog Cecil eine kleine Flasche Whiskey aus der Tasche. »Da, hat mir der Herr gegeben. Zum Feiern der Verlobung …«
Lizzie bebte vor Wut. Hätte er den Fusel nicht auch mit ihr teilen können? Herrgott, sie hätte ein paar Schlucke gebraucht nach all den Aufregungen der letzten Tage. Und überhaupt, es ging offensichtlich bereits los: Mr. Smithers schenkte Cecil Whiskey, und der nahm ihn dankend an. Die zwei würden gute Bekannte werden. Kein Problem, sich demnächst eine Frau zu teilen …
Lizzie machte sich nicht die Mühe, sich noch hübsch zu machen, bevor sie die neue Straße entlanglief, die so neu gar nichtwar. Die rote Brücke über den Fluss war schon fast zwanzig Jahre zuvor von Sträflingen gebaut worden. Zurzeit ging es hauptsächlich um Ausbau- und Reparaturarbeiten. Unterhalb der Brücke, am Elizabeth River, lagen die Baracken, in denen die Bauarbeiter untergebracht waren. Wie fast überall in Van-Diemens-Land wurde auf Sicherheit wenig Wert gelegt. Wohin konnten die Männer hier schon fliehen? Die meisten blieben freiwillig bis zur Begnadigung. Die wenigen Uneinsichtigen und die paar ernsthaft Gefährlichen hielt man in Ketten. Auch sonntags.
Michaels Gang vergnügte sich eben am Fluss. Zwei von ihnen hatten eine Art Angel konstruiert, mit der sie sich im Fischfang versuchten, aber es sah aus, als hätten beide vorher noch nie geangelt. Ein paar andere versuchten, ihnen zu erklären, was sie falsch machten, aber weder der eine noch der andere hörten wirklich zu.
Michael schenkte Lizzie ein warmes Lächeln, als sie zu ihnen herunterkam und sich neben ihn ans Ufer setzte. Der Fluss war schön, sehr ruhig, auf dem Wasser schwammen Pflanzen, die Lizzie als Seerosen bezeichnet hätte. Aber wahrscheinlich war es wieder etwas ganz anderes – nichts in Van-Diemens-Land schien ganz das zu sein, was Lizzie gewohnt war.
»Du bist spät, hat dein Leprechaun dich so lang aufgehalten?«, neckte er sie.
»Mein zukünftiger Gatte hat einen Spaziergang mit mir gemacht«, sagte Lizzie würdevoll.
Die Chain Gang lachte, die Männer riefen ihr raue Scherze zu. Jeder von ihnen bot ihr die Ehe an und versprach größere Freuden, als sie in den Armen Cecils genießen würde. Lizzie runzelte die Stirn.
»Jungs, euch kriegt man doch zurzeit noch nicht mal einzeln!«, beschied sie die Männer kurz. »Und nun raus damit, Michael Drury! Was hast du gemacht, dass sie dich immer noch anketten?« Sie warf einen Blick auf seine Handgelenke. »Himmel, du bist schon wieder wund! Hast Glück, dass es nicht so heiß wird hier, sonst säßen Fliegen drauf und brächten dir das nächste Fieber …«
Michael zuckte die Schultern. »Ich bin ja jetzt klüger, Lizzie. Aber ein Mann braucht Zeit, um zu lernen. Es war dumm, so ungeplant wegzulaufen … Aber ich hatte gehofft, hier gäbe es größere Städte, in denen man erst mal untertauchen kann …«
»Geplant ist es genauso aussichtslos«, bemerkte einer der Sträflinge, der nicht angekettet war und obendrein zu wissen schien, wie man Fische fing. Neben ihm lagen drei frisch geangelte Prachtexemplare. »Die Städte sind bessere Dörfer, und das Ganze ist eine Insel, falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet. Da kommt ihr nicht runter.«
»Das würd ich so nicht sagen!«, erklärte einer der anderen Männer wichtig. Überrascht erkannte
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