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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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eine von ihnen vor kurzem gebeten wurde, einen Zauber auf solche Pfeile zu legen. Ihr glaubt anscheinend, dass das früher üblicher war als heute, und so gibt es hoffentlich nicht viele Verdächtige.«
    Â»Zuerst werden wir Luna Maria aufsuchen, die am Fluss lebt«, sagte Eleanor. Sie warf Geoffrey einen warnenden Blick zu. »Sie ist ein wenig seltsam.«
    Nach Geoffreys Ansicht war Luna Maria mehr als nur ein wenig seltsam; sie war schlicht und ergreifend verrückt. Sie lebte in einer runden Hütte nahe beim Leprosorium, und die Tür war ein kniehohes Loch, das Besucher zwang, auf Händen und Knien hineinzukriechen. Es gab keinen Abzug, und der Rauch vom Herd wogte in dichten Schwaden. Geoffrey brannten die Augen, und er bekam kaum Luft. Luna Maria war nackt, abgesehen von einem Stück Schnur um die Hüfte, und sie kaute eifrig auf Blättern, die nach Geoffreys Meinung zumindest teilweise für ihr eigentümliches Verhalten verantwortlich waren.
    Eleanor gab sich große Mühe, Luna Maria zum Sprechen zu bewegen, indem sie ihr Münzen und Brot anbot und ihr sogar erlaubte, sich Kröten aus Stanstedes Gartentümpel zu fangen. Luna Maria bedachte sie mit einem glasigen Blick und bewegte sich nur, wenn sie sich ein neues Blatt in den Mund schob. Schließlich war Geoffrey vom Luftmangel ganz schwindelig, und er hatte keine Lust, noch mehr Zeit auf dieses einseitige Gespräch zu verschwenden. Er bedeutete Eleanor, dass sie aufbrechen sollten.
    Â»Ich sehe die Schlange bei Euch«, zischte Luna Maria, als Geoffrey schon beinahe zur Tür hinaus war. Eleanor war bereits draußen, holte tief Luft und schüttelte die Kleidung aus, um den Rauchgeruch loszuwerden.
    Â»Wie bitte?«, fragte Geoffrey erschrocken.
    Luna Maria nickte. »Vergesst Eure rot gefärbten Pfeile. Sie können gegen die Schlange nichts ausrichten.«
    Â»In Ordnung«, sagte Geoffrey und schob sich ganz nach draußen. »Danke, dass Ihr uns Eure Zeit geopfert habt.«
    Â»Hütet Euch vor der Schlange!«, kreischte Luna Maria hinter ihm her. »Ich spüre ihn bei Euch.«
    Â»Die vielen Blätter haben ihr den Geist verwirrt«, stellte Geoffrey voll Abscheu fest und wischte sich Schmutz und trockenes Gras von der Kleidung. »Ich bezweifle, dass wir von diesen Hexen etwas erfahren werden, Eleanor. Luna Maria würde sich nicht mehr erinnern, ob jemand sie nach rot gefärbten Pfeilen oder nach einer Anrufung des Teufels gefragt hat. Sie ist viel zu benebelt.«
    Â»Vielleicht habt Ihr Recht«, räumte Eleanor ein. »Aber Maria ist hier eine bekannte Hellseherin, und ich dachte, wir sollten zumindest mal hören, ob sie etwas zu sagen hat. Sie hat auch den Tod von König William Rufus vorhergesehen, drei Monate, bevor es passiert ist.«
    Â»Das haben viele Leute«, wandte Geoffrey ein. »Er war so unbeliebt, dass man kein Hellseher sein musste, um zu erkennen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er einem ›Unfall‹ zum Opfer fiel.«
    Â»Ihr seid ein übellauniger Zweifler, Geoffrey«, befand Eleanor und lächelte, als sie ihn am Arm fasste und dem Weg folgte, der an der Kirche von St. Giles vorbei zurück zur Stadt führte. »Aber als Nächstes werden wir Ida die Hexe aufsuchen, die bei der Abtei lebt. Sie ist vernünftiger.«
    Â»Ida die Hexe?«, fragte Geoffrey skeptisch. »So heißt sie?«
    Â»O ja«, antwortete Eleanor. »Sie war schon immer eine Hexe, und es bringt nichts ein, wenn man einen Beruf erlernt und dann niemandem davon erzählt, oder? Da gibt es Jarveaux den Goldschmied und Sheriff Durnais. Warum nicht auch Ida die Hexe?«
    Â»Weil Hexerei von der Kirche nicht gebilligt wird.«
    Â»In Durham ist man nicht engstirnig«, stellte Eleanor leichthin fest.
    Â»Und was ist mit der Abtei? Ihr meintet doch, dass die Mönche sich in alle Bereiche des städtischen Lebens einmischen. Was sollte sie hindern, eine Hexe zu züchtigen, die ihr Treiben selbst zugibt?«
    Â»Das würden sie nicht wagen«, behauptete Eleanor, wenn sie auch nicht ganz so überzeugt klang. »Obwohl wir ihr vielleicht vorschlagen sollten, sich stattdessen Ida die Heilerin zu nennen.«
    Sie ging voran durch das Tor von Owengate, wo einige Krieger ihr raues Mitgefühl für den kürzlichen Verlust aussprachen. Sie fanden es nicht merkwürdig, als Eleanor sie wissen ließ, dass sie Ida die Hexe

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