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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Morgenstunden hörte ich Unruhe. Ich war neugierig, also habe ich nachgeschaut, was da vor sich ging, während ehrbare Leute in ihrem Bett liegen.«
    Â»Und?«, fragte Eleanor.
    Â»Ein Besucher war angekommen, und die Wachen versuchten, ihn zu überreden, bis Tagesanbruch zu warten, bevor er Durnais aufsuchte. Der Besucher war allerdings entschlossen, den Sheriff sofort zu sehen, und behauptete, er sei dafür von weither gekommen.«
    Â»Fahrt fort«, sagte Geoffrey, als Ida kurz innehielt. »Das könnte wichtig sein.«
    Ida zuckte mit den Achseln. »Der Besucher war hartnäckig, also erklärten sich die Wachen schließlich bereit, den Sheriff zu wecken. Ich sah, wie der Besucher Durnais’ Schlafzimmer betrat, und er kam erst gegen Mittag wieder heraus. Ich hatte den Eindruck, dass er seine Pflichten erfüllt hatte und sich dann ausschlafen wollte.«
    Â»Mit dem Sheriff?«, fragte Geoffrey vorsichtig.
    Â»Der Sheriff verließ das Zimmer, kurz nachdem der Besucher eingetreten war, und arbeitete den Rest der Nacht in seiner Amtsstube, bevor er bei Sonnenaufgang losritt. Das ist ein Grund, warum ich mich an den Vorfall noch so gut erinnere – Durnais hat die Stadt noch nie verlassen.«
    Â»Das ist eigenartig«, grübelte Eleanor. »Den meisten Boten würde man nicht gestatten, im Schlafzimmer des Sheriffs zu übernachten. Man würde sie zu den Kriegern in die Halle schicken oder vielleicht in die Küche.«
    Â»Nicht wenn dieser Bote Nachrichten übermittelt hat, von denen niemand sonst erfahren sollte«, stellte Geoffrey fest. »Dann passt alles hervorragend zusammen. Was ist danach mit diesem Besucher geschehen?«
    Â»Sobald er wieder aufwachte, stieg er auf sein Pferd und ritt davon. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    Â»Wie sah er denn aus?«
    Â»Er trug die Kutte eines Benediktiners, aber angesichts der offensichtlichen Dringlichkeit – und Heimlichkeit – seiner Mission war das vermutlich eine Tarnung. Er ritt wie ein Mann, der im Sattel geboren wurde, und das brachte mich auf den Gedanken, dass er kein Priester ist. Er war klein, hatte schwarze Augen und die Gewohnheit, den Kopf zur Seite zu neigen wie ein Vogel. Auch schien er es gewohnt zu sein, dass man seinen Befehlen gehorcht.«
    Â»Bruder Odard«, befand Geoffrey sogleich. Ida war aufmerksamer gewesen als Geoffrey in Southampton: Sie hatte die Täuschung durchschaut. Odard konnte also ausgezeichnet reiten und war an Gehorsam gewöhnt. Er war wie Xavier ein Ritter der Johanniter.
    Und noch etwas fiel Geoffrey auf: Flambard hatte drei Boten für seine Karten benötigt, und Prior Turgot hatte erzählt, dass Flambard drei Johanniter zur Verfügung stünden – Xavier, Odard und Gilbert Courcy. Möglicherweise war der junge Mann, der auf dem Dach in Southampton erschossen worden war, Gilbert gewesen. Roger hatte einmal ein Kind namens Gilbert Courcy gekannt, aber Roger war vier Jahre fort gewesen, und aus Knaben wurden junge Männer. Roger hatte das Kind gekannt, aber nicht mehr den Jüngling, während der Jüngling Roger mühelos wiedererkennen konnte. Darum hatte er ihm, dem Sohn seines Dienstherrn, eine letzte verzweifelte Botschaft zugerufen.
    Nach Gilberts Tod fehlte Flambard ein Bote. Geoffrey hatte geglaubt, Flambard habe die Begegnung im Gasthaus sorgsam geplant, aber es war wohl nur ein glücklicher Zufall gewesen, dass der Bischof seinen Sohn auf der Straße sah. Also trug er seinen beiden überlebenden Johannitern auf, ihm zu folgen, bis sich ein Treffen herbeiführen ließ. Der bedauernswerte Roger war in Wahrheit nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
    Als Nächstes dachte Geoffrey über den Sheriff nach. Durnais sollte sein Amt bald an Cenred übertragen. Durnais wohnte in der Burg und nicht in der Stadt, also hatte er dort vermutlich keine Familie und kein Haus. Flambards Karte – und es musste die mit dem Namen des Dorfes gewesen sein – bot ihm die Gelegenheit, vor seinem Ruhestand etwas für sich selbst zurückzulegen. Geoffrey schien es so, als würde Cenred Durnais sehr unter Druck setzen, und überall in der Stadt wurde darüber geredet, wer der nächste Sheriff sein sollte. Aber selbst die Karte mit einem eingezeichneten Dorf würde Durnais kaum erlauben, das Gold aufzuspüren.
    Oder hatte Odard mehr getan, als nur seine Karte zu überbringen? Womöglich

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