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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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dann ist das ja geklärt«, befand Flambard, und der Schalk blitzte ihm aus den Augen. »Keiner von uns muss sich über irgendetwas Sorgen machen. Roger ist ein guter Sohn, der tun wird, was sein Vater wünscht; Geoffrey ist nicht auf Reichtümer aus; und mein Schatz wird Gottes Ruhm mehren, durch eine große Kathedrale, die zu einem Weltwunder werden wird. Was kann man daran als schlecht empfinden?«

4. K APITEL
März 1101, Durham
    Â»Meine Güte«, hauchte Geoffrey voll Ehrfurcht, als er und Roger eine Hügelkuppe erklommen und die Stadt Durham in Sicht kam. Er zügelte das Pferd und bewunderte den Anblick. »Das ist bemerkenswert!«
    Die Stadt war noch einige Meilen entfernt und beherrschte doch die gesamte Landschaft. Sie lag auf einer steinigen Halbinsel in eine Schleife des Flusses Wear gebettet. Auf drei Seiten wurde sie von Steilhängen und dem Fluss geschützt, während die vierte durch die Burg abgesichert war. Diese Festung bestand aus einem zweifachen Wallgraben, einem achteckigen Bergfried auf einer Motte sowie einer Festungsmauer. Robuste und gut bewachte Tore beschränkten den Zugang zur Halbinsel.
    An der höchsten Stelle erhob sich die Kathedrale und beanspruchte den beherrschenden Standort der Stadt für sich. Der bereits vollendete Altarraum ragte auf wie ein Palast, Reihe um Reihe von Blendarkaden und großen Bogenfenstern türmten sich übereinander. Vom Hauptschiff waren bereits die Fundamente ausgelegt worden und ließen eine Ausdehnung erahnen, die Geoffrey den Atem raubte. Wenn das Bauwerk vollendet war, würde es noch in Jahrhunderten von Flambards Großzügigkeit künden – über den Wunsch von immer währendem Ruhm war der Bischof gewiss nicht erhaben gewesen, als er sich entschloss, das Werk seiner geistlichen Vorgänger fortzusetzen.
    Südlich der Kathedrale lag die Abtei. Geoffrey stellte fest, dass es ein sehr großes Kloster war, das nicht nur bereits ein Kapitelhaus vorweisen konnte, sondern auch ein Dormitorium, in dem die Mönche schliefen, ein Refektorium, in dem sie aßen, sowie die zugehörigen Küchengebäude. Hinzu kam noch ein geschmackvolles Haus mit Ziegeldach, in dem vermutlich der Prior lebte.
    Und schließlich war da noch die Stadt selbst. Die Altstadt mit ihren großen und massiv gebauten Häusern schmiegte sich um einen Marktplatz. Zwischen der Burg und der Kathedrale drängten sich armselige Schuppen, die Roger zufolge bald abgerissen werden sollten, weil sie eine stete Brandgefahr darstellten. Der letzte Stadtteil schließlich war eine alte Gemeinde, die als Elvet bekannt war und auf der anderen Seite des Flusses lag.
    Â»Im Heiligen Land gibt es viel größere und prachtvollere Kathedralen als die da«, behauptete Ulfrith abschätzig. »Die hier ist ja ganz annehmbar, aber das Heilige Land ist … nun, eben heilig.«
    Geoffrey fragte sich, wo der Bursche seine rosigen Vorstellungen von Palästina herhatte. Jedenfalls gewiss nicht von einem Kreuzfahrer, der eher die weniger ansprechenden Seiten des Heiligen Landes aufgezählt hätte – Hitze, Fliegen und beschwerliche Durchfallerkrankungen. Geoffrey hatte bereits versucht, Ulfriths wirklichkeitsfremdes Bild zu korrigieren, aber vergebens. Der Junge hatte sogar die anderen Kriegsknechte mit seiner Begeisterung angesteckt, und selbst die zwielichtigen Littel-Brüder sprachen inzwischen nur noch in ehrfurchtsvoll gedämpfter Stimme über Jerusalem. Geoffrey hoffte nur, dass ihm keine Meuterei bevorstand, wenn sie das Land, wo Milch und Honig fließen sollten, schließlich zu sehen bekamen.
    Â»Das ist die großartigste Kathedrale der Welt«, verkündete Roger verärgert. »Wenn sie fertig ist, wird es eine gewaltige Festung sein, mit Türmen, von denen die Wachen weit übers Land schauen können, mit Schießscharten für die Bogenschützen und einem festen Tor, das die Schotten draußen hält.«
    Â»Und wird es in dieser Kirche auch einen Platz für den Glauben geben?«, erkundigte Geoffrey sich trocken. »Oder dient sie rein militärischen Zwecken?«
    Â»Nun«, räumte Roger nach längerem, angestrengtem Nachdenken ein. »Da wird die Kapelle der Neun Altäre gebaut. Ich nehme mal an, da kann der ganze religiöse Kram stattfinden. Davon wird es allerdings eine Menge geben: Die Benediktiner haben hier eine Abtei, und natürlich werden

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