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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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über diese Kritik, während Odard nur still vor sich hin lächelte. Ihr Verhalten bestätigte Geoffreys Verdacht, und sein Unbehagen wuchs weiter. Das Anliegen, das Flambard seinem Sohn anvertrauen wollte, musste wahrhaft wichtig sein, wenn er so viel Mühe auf sich nahm, um Rogers Mitwirkung zu gewinnen.
    Â»Vater würde sich nie zu so was herablassen«, behauptete Roger zur überraschten Belustigung von Xavier und Odard. Flambard neigte gütig das Haupt, und Geoffrey empfand einen Anflug von Zorn, weil dieser Mann so beiläufig Rogers blindes Vertrauen missbrauchte.
    Flambard bemerkte Geoffreys Ärger und musterte ihn kühl. Zum ersten Mal spürte Geoffrey die Niedertracht dieses Mannes und erkannte, dass er alles und jeden opfern würde, um sein Ziel zu erreichen. Er war nicht allein durch seine Fähigkeiten zu einer bedeutenden Machtstellung aufgestiegen, und Geoffrey nahm eine erschreckende Skrupellosigkeit an ihm wahr.
    Â»Roger ist mein Sohn«, sagte Flambard mit sanfter Stimme, aber einem schneidenden Unterton. »Wenn ich ihm etwas befehle, dann gehorcht er.«
    Â»Selbst wenn Ihr ihm befehlt, das Gesetz zu brechen?«, wollte Geoffrey wissen. Sein Instinkt riet ihm, auf der Stelle fortzugehen. Aber was würde dann mit Roger geschehen? Der vierschrötige Ritter war Wachs in Flambards Händen, und wer wusste, worauf er sich einließ, wenn Geoffrey ihm nicht zur Seite stand. »Würdet Ihr zulassen, dass König Henry ihn hinrichtet, weil er sich um Euretwillen des Verrats schuldig gemacht hat?«
    Â»Einen Augenblick mal«, wandte Roger empört ein. »Er hat mich nur gefragt, ob ich eine Botschaft für ihn überbringen kann. Wo liegt da der Verrat?«
    Flambard beachtete ihn gar nicht, sondern sah Geoffrey kopfschüttelnd an. »Ihr tut mir Unrecht – und Roger ebenfalls. Habt Ihr denn so wenig Vertrauen in seine Integrität?«
    Es war nicht Rogers Integrität, um die Geoffrey sich sorgte – auch wenn er Rogers geradlinige Weltsicht nicht so bezeichnet hätte –, sondern seine Leichtgläubigkeit. Roger war tatsächlich von Flambards unbeugsamer Tugendhaftigkeit überzeugt.
    Â»Ich habe Intensität, und zwar eine ganze Menge davon«, verkündete Roger und erntete verwirrte Blicke von den anderen. Er strahlte seinen Vater an. »Du kannst so viel Vertrauen in meine Intensität legen, wie du nur willst.«
    Flambard strich ihm über die Hand und richtete seinen aufmerksamen Blick dann wieder auf Geoffrey. »Roger soll eine Botschaft an meinen Prior in Durham überbringen. Sie enthält nichts Verräterisches oder Unlauteres: Es ist einfach nur ein seelsorgerisches Schreiben von einem Geistlichen an den anderen.«
    Â»Tatsächlich?«, fragte Geoffrey zweifelnd. »Kann ich es sehen?«
    Â»Gewiss«, erwiderte Flambard und griff nach dem Brief.
    Â»Er kann lesen«, ließ Roger ihn wissen. »Er schaut sich gern Bücher an.« Bei ihm klang es so, als käme dieser Zeitvertreib der Sodomie gleich, oder der Beschwörung finsterer Höllengeister.
    Â»Was ich meinem Prior zu sagen habe, geht Euch nichts an«, stellte Flambard fest. Er ließ das Schreiben so schnell los, als hätte er sich daran verbrannt.
    Geoffrey war mehr denn je überzeugt, dass Flambards Sendschreiben alles andere als seelsorgerischer Natur war. Roger täte besser daran, sich nicht auf die Sache einzulassen.
    Â»Der Fürstbischof von Durham lässt seine vertraulichen Mitteilungen nicht von neugierigen Rittern einsehen«, führte Odard mit hochnäsiger Verachtung an. »Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr nicht einmal einen nennenswerten Besitz Euer Eigen nennt. Ohne Zweifel seid Ihr der mittellose jüngere Sohn eines Mannes mit zu vielen Kindern.«
    Odard wollte Geoffrey anscheinend demütigen, damit er seinen anmaßenden Wunsch aufgäbe. Um das zu durchschauen, brauchte man keine Geistesgröße zu sein. Aber die Mutmaßung über Geoffreys Erbe entsprach in gewissem Maße den Tatsachen: Geoffrey war ein vierter Sohn, und sein winziges Rittergut an der walisischen Grenze würde ihn niemals reich machen. Allerdings sprach er sich durchaus das Recht zu, alles zu lesen, was Flambard Roger mitgeben wollte.
    Â»Ich werde Eurer Forderung, meinen Schriftverkehr einzusehen, nicht nachkommen«, sagte Flambard hochnäsig. »Ihr könnt nach Jerusalem zurückkehren

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