Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
finsterer Blick wie ein Rauchwölkchen im Wind zerstob.

    Â»Simon, alter Halunke!«, brüllte Roger und schloss den Wachposten in einer kräftigen Umarmung ein. Simon war kein zierlicher Bursche, trotzdem ließ Rogers begeisterte Begrüßung ihn zusammenzucken.
    Â»Du Schurke!«, rief Simon zurück. »Ich hätte nicht gedacht, dich je wiederzusehen.«
    Â»Da braucht es schon mehr als ein paar Sarazenen, um mich fernzuhalten«, erklärte Roger großspurig.
    Â»Nun, ich bin froh, dich zu sehen«, sagte Simon. »Auch wenn womöglich nicht jeder diese Gefühle teilen wird. Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann hältst du dich für eine Weile bedeckt. Manche Menschen haben ein gutes Gedächtnis.«
    Â»Was kümmern mich die?«, erwiderte Roger verächtlich. »Außerdem sind das inzwischen sowieso alles alte Geschichten.«
    Â»Was meinst du damit?«, wollte Geoffrey misstrauisch wissen. »Ist deine Abreise aus Durham etwa von einem Geheimnis überschattet? Bist du hier nicht mehr willkommen?«
    Â»Nein!« Roger wies diesen Gedanken entrüstet von sich. Dann erinnerte er sich wieder an seine gute Kinderstube. »Das ist Sir Geoffrey Mappestone, der aus der Nähe von Wales stammt. Er ist ein wahrer Freund und ein großer Krieger.« Er zog Simon näher zu sich heran und flüsterte ihm so laut zu, dass Geoffrey es nur bei Taubheit nicht gehört hätte: »Aber ich muss dich warnen: Er liest!«
    Â»Das überlassen wir hier den Mönchen«, sagte Simon und musterte Geoffrey mit Unbehagen. »Und von denen gibt es hier mehr als genug.«
    Â»Mein Vater hat das Kloster von Durham kürzlich erweitert«, erklärte Roger Geoffrey. »Er will es zu einem bedeutsamen Ort machen, der sich mit Peterborough, Winchester oder Ely messen kann.«
    Â»Dann sollte er auf sich aufpassen«, stellte Simon fest. »Man darf lesenden Männern nicht zu viel Macht geben. Wer weiß, was sie mit ihren Tintenfässern, Pergamenten und Federn alles anfangen werden?«
    Er warf Geoffrey einen Blick zu, der gar nicht freundlich war. Geoffrey lächelte ihn an und bemerkte die eigentümliche Ähnlichkeit zwischen ihm und Roger. Beide hatten die gleichen tief liegenden Augen, die Geoffrey schon bei Flambard bemerkt hatte, dazu breite Schultern und einen schweren Körperbau. Er fragte sich, ob wohl die ganze Stadt mit den Früchten von Flambards amourösen Abenteuern bevölkert war.
    Â»Und das ist Simon Mainard. Er hat den Namen seiner Mutter angenommen«, erklärte Roger Geoffrey. »Normalerweise erzählt er den Leuten, er sei ein Neffe unseres Vaters, obwohl wir in Wahrheit Halbbrüder sind.«
    Â»Es schickt sich nicht für einen Bischof, zu viele Nachkommen zu haben«, merkte Simon mit einem wissenden Lächeln an. »Den ›Neffen‹ eines Bischofs ergeht es deutlich besser als denen, die zugeben, seine Söhne zu sein – habe ich mir sagen lassen.«
    Für Flambards Abkömmlinge wäre es vermutlich noch sicherer gewesen, ihre Verwandtschaft ganz für sich zu behalten.
    Â»Mach dir darum keine Gedanken«, sagte Roger und legte seinem Halbbruder den Arm um die Schultern. »Was ist mit Eleanor? Sie hat geheiratet, sagst du?«
    Â»Haymo Stanstede. Du erinnerst dich an ihn? Er ist der Gewürzhändler der Stadt. Sehr wohlhabend. Sie hat es gut getroffen.«
    Roger blickte ihn unsicher an. »Du meinst sicher Guy Stanstede? Haymo ist alt genug, um als Methusalems Großvater durchzugehen.«
    Simon pflichtete ihm bei. »Aber Guy starb letztes Jahr an der Ruhr, und Haymo stand plötzlich ohne Erben da. Also ließ er die Nachricht verbreiten, dass er wieder als Ehemann zu Verfügung stehe, um noch einen Sohn zu zeugen. Eleanor nahm diese Herausforderung an, und letzten Sommer haben sie geheiratet. Sie hat wohl erwartet, dass er in ein paar Monaten stirbt und ihr sein Vermögen hinterlässt. Aber Haymo geht es prächtig. Genau genommen ist er regelrecht aufgeblüht, seit er kein Witwer mehr ist. Er muss nun schon beinahe siebzig Jahre alt sein, aber das Leben als Ehemann bekommt ihm gut.«
    Roger erschauderte. »Das arme Mädchen, so etwas Nacht für Nacht ertragen zu müssen. Aber jetzt bin ich ja wieder hier. Ich werde bis spät in die Nacht mit ihr plaudern, bis der alte Haymo längst von Müdigkeit übermannt ist. Solange ich in

Weitere Kostenlose Bücher