Das Gold des Bischofs
und alte Männer umbringen und Witwen berauben, die zu schwach sind, um Euch Einhalt zu gebieten.«
»Wie Ihr wünscht«, antwortete Geoffrey. Er erhob sich und dachte dabei, dass die Beschreibung seiner angeblichen Tätigkeiten im Heiligen Land wohl eher auf Flambards Taten zutraf.
»Geoff, warte!«, rief Roger. »Ich kann das nicht allein machen. Ich brauche jemanden, der mich begleitet.«
»Jeden Tag reisen Leute nach Norden«, sagte Geoffrey und hoffte, Roger würde zur Vernunft kommen und Flambards Auftrag ablehnen, wenn er erkannte, dass er auf sich allein gestellt war.
»Aber ich habe nicht mal Waffenknechte«, wandte Roger ein und packte Geoffrey am Arm, um ihn am Fortgehen zu hindern.
»Du hast Ulfrith«, befand Geoffrey. »Er wird auf dich aufpassen.«
Rogers Tonfall wurde einschmeichelnd. »Bitte, Geoff! Wolltest du nicht immer schon die Kathedrale von Durham sehen? Ich werde sie dir zeigen! Und es gibt noch andere Kirchen dort, nicht zu reden von der groÃartigen Bibliothek.«
Geoffrey lächelte über Rogers Versuche, ihn zu verlocken. »Alle Kirchen und Bibliotheken der Welt haben keinen Wert mehr, wenn die Beauftragten des Königs uns festnehmen, weil wir geheime Botschaften von Flambard an seine Helfershelfer befördert haben. Ich will damit nichts zu tun haben; und wenn du auch nur den kleinsten Funken Verstand in deinem dicken Kopf hast, dann wirst du zu demselben Schluss kommen.«
Flambard erhob sich, als Geoffrey den Mantel aufnahm. Auf Rogers entrüstetes Gestammel achtete er gar nicht. »Nun gut. Ich sehe, dass ich Euch weiter in mein Vertrauen ziehen muss.«
»Nein danke!«, wehrte Geoffrey eilig ab und versuchte, um ihn herumzugehen.
Eine schwere Hand am Saum seines Wappenrockes hinderte ihn am Gehen. »Hör einfach zu«, sagte Roger ruhig. »Zuhören schadet niemandem.«
Das hängt davon ab, was man hört, dachte Geoffrey. Er war sicher, dass König Henry auf den Unterschied zwischen Mitwisserschaft und Mittäterschaft nicht eingehen würde.
»Ihr betrachtet mich als Verräter«, stellte Flambard vorwurfsvoll fest. »Das bin ich nicht. Wie auch immer, während ich in Rufusâ Diensten stand, hatte ich Gelegenheit, ein wenig persönlichen Wohlstand anzusammeln.«
»Das glaube ich gern«, bemerkte Geoffrey trocken. Wenn auch von den eingetriebenen Steuern ohne Zweifel das Meiste in Rufusâ Schatullen gelandet sein dürfte, war Flambard doch viel zu gierig, um stets alles weitergeleitet zu haben. Es erstaunte Geoffrey nicht im Mindesten, von Flambards Reichtum zu hören.
»Einen GroÃteil meines Goldes möchte ich für den Bau meiner Kathedrale spenden«, fuhr Flambard fort. Er senkte die Stimme, bis Geoffrey ihn kaum noch verstehen konnte. »Es ist nicht billig, einhundert Steinmetze vier Jahrzehnte lang zu beschäftigen, und doch muss ich genau das tun, wenn meine mächtige Feste des Glaubens vollendet werden soll. Wir arbeiten schon seit zehn Jahren daran, und bisher ist nur der Altarraum fertig. Mit dem Hauptschiff und den Querschiffen fangen wir gerade erst an. Es ist noch ein groÃes Vermögen vonnöten, und ich habe das an einem sicheren Platz versteckt.«
»Ihr habt also Geld für die Kathedrale beiseitegelegt, und wir sollen dem Prior von Durham erzählen, wo es ist?«, fragte Geoffrey. Er war sich nicht sicher, ob er das glauben sollte. Bei einem Mann mit zweifelhaftem Ruf klang das zumindest unwahrscheinlich.
Flambard nickte. »Ihr seid ein kluger Mann, Geoffrey Mappestone. Mir wäre leichter zumute, wenn ich das Wohlergehen meines Sohnes in Euren Händen wüsste.«
»He, Augenblick mal«, wandte Roger empört ein. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich bin kein Kind mehr, das eine Amme braucht. Ich bin ein Jerosolimitanus !«
»Das weià ich«, beschwichtigte ihn Flambard. »Aber jedem geht es mit einem Freund besser als allein.«
»Das kommt auf den Freund an«, sagte Geoffrey.
Flambard schaute ihn immer noch an. »Was Ihr über den Inhalt meiner Botschaft gemutmaÃt habt, entspricht nicht ganz den Tatsachen. Ihr müsst wissen: Der Betrag, über den wir hier reden, ist beträchtlich â dermaÃen beträchtlich, dass ich keiner einzelnen Person zutrauen kann, der Verlockung zu widerstehen und das Geld an die Kathedrale weiterzuleiten.«
»Ihr lasst Eure
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