Das Gold des Bischofs
Biest streicheln, und es hat nach ihm geschnappt. Hätt ihm fast die Finger abgebissen! Ich musste mit ihm plaudern, damit er es nicht bei seinen Vorgesetzten meldet. Eleanor wäre das gar nicht recht. Sie mag keine Gesetzesübertretungen, und es ist ein ernstes Vergehen, blutrünstige Hunde in der Stadt zu halten.«
»Nun, das wird nicht mehr lange ein Problem sein«, stellte Geoffrey fest. »Wenn ich heute Nachmittag abreise, nehme ich den Hund mit. Eleanors Ruf als gesetzestreue Bürgerin bleibt gewahrt.«
»Du wirst nicht abreisen. Das will ich dir ja gerade erklären. Die Burgwache meinte, dass der Schnee sämtliche StraÃen blockiert hat. Die Frauen und die Knechte, die den Hinterhalt gestern Abend überlebt haben, sind schon kaum noch durchgekommen. Sie hätten beinahe die Leichen zurückgelassen, weil sie befürchtet haben, dass sie es nicht schaffen. Und wer heute aufbrechen wollte, musste wieder umkehren. Ob es dir gefällt oder nicht, wir sitzen hier fest.«
Die Benediktiner waren entschlossen, sich eine prächtige Kathedrale zu bauen, um ihre beachtliche Abtei zu ergänzen. Obwohl der heftig fallende Schnee alle AuÃenarbeiten zum Erliegen gebracht hatte, schufen Klöpfel, Sägen und Holzhämmer ein synkopisches Getrommel und teilten den Vorübergehenden mit, dass es im Inneren weiter voranging. Geoffrey hielt einen Moment inne und starrte ein weiteres Mal das Fundament an, das anzeigte, wie gewaltig die Kathedrale nach ihrer Vollendung sein würde. Sie überspannte die ganze Breite der Halbinsel, auÃer dem Teil, der von der kleinen Kirche von St. Mary le Bow eingenommen wurde, wo die einfachen Leute einmal in der Woche den Gottesdienst besuchen konnten.
Die Abtei war auf drei Seiten von der Mauer umschlossen, die um die gesamte Halbinsel herumlief; wenn die Kathedrale, diese mächtige Burg Gottes, fertig war, würde sie auch die vierte Seite der Abtei beschützen. Bis dahin war sie von der Stadt durch einen Zaun getrennt, der auf halber Strecke ein Tor hatte. Roger lieà den ungepflegt aussehenden Laienbruder, der gerade Torwache hatte, wissen, dass er ein wichtiges Anliegen mit dem Prior Turgot zu besprechen habe, und schob sich ins Innere, während der Mann noch darüber nachdachte, ob er ihn einlassen sollte â nicht dass er mit dem winzigen Dolch an seiner Seite den Ritter hätte aufhalten können.
»Turgot wohnt da drin«, erklärte Roger und wies auf ein hübsches Gebäude aus geschickt zurechtgehauenen grauen Steinblöcken, die vermutlich für die Kathedrale bestimmt gewesen waren. Es hatte ein Ziegeldach, und im Gegensatz zu allen anderen Dächern lag kein Schnee darauf â es musste also recht warm im Inneren sein. Alle Fensterläden standen offen, um das Licht einzulassen, aber echtes Glas hielt die Kälte drauÃen. Geoffrey war beeindruckt. Glas war teuer, und ein solcher Luxus zeigte an, dass der Prior gut für sich zu sorgen wusste. Roger gelangte zur Tür und gedachte ohne weitere Einladung einzutreten. Ein abgehetzt aussehender Mönch mit tintenfleckigen Fingern lief eilig herbei, um ihn aufzuhalten.
»Bitte«, keuchte er, schob Roger zur Seite und öffnete die Tür selbst. »Ich bin Algar, der Sekretär des Priors. Bevor Ihr ihn unterbrecht, muss ich mich erst vergewissern, ob er Besucher empfängt. Er mag keine unangekündigten Ãberfälle ⦠ich meine, Besuche.«
»Mich empfängt er«, behauptete Roger zuversichtlich. »Ich bin Roger von Durham.«
»Ich weiÃ, wer Ihr seid«, erwiderte Algar und riskierte Leib und Leben, indem er sich an Roger vorbei durch die Tür zwängte. »Ihr seid der Mann, der von Flambard zur Teilnahme am Kreuzzug genötigt wurde, weil die schottischen Stämme versprochen haben, dass sie niemals wieder Durhams Rinder heimsuchen würden, wenn Ihr das Land verlasst.«
Geoffrey warf Roger einen belustigten Blick zu. Das war eine Geschichte, die er zuvor noch nie gehört hatte.
»Die Schotten sind ein feiger Haufen«, erwiderte Roger ungerührt. »Ich tat, was sie sonst tun, und gab ihnen einen Schluck ihrer eigenen Arznei zu kosten.«
»Leider mehr als nur einen Schluck«, stellte Algar düster fest. »Ihr habt ihnen eine Ãberdosis verabreicht â die in vielen Fällen tödlich war. âºRoger der Teufelâ¹ ist ein gefürchteter Name, bei sämtlichen
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