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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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die Galiläische Kapelle heißen«, erklärte Turgot und stellte sich neben ihn. »Wir wollten sie am östlichen Ende errichten, aber jedes Mal, wenn wir dort etwas gebaut haben, barsten die Fundamente. Die Kapelle der Neun Altäre, die neben der Marienkapelle liegt, ist ebenfalls instabil.«
    Â»Als ich vor vier Jahren aufbrach, war kurz vorher ein guter Teil der Kapelle eingestürzt«, berichtete Roger, der seinen Becher wieder auffüllte.
    Â»Wir haben alles wieder aufgebaut«, sagte Turgot. »Sogar der Boden wurde neu gepflastert.«
    Â»Mein Vater will Cuthbert bald in die Kathedrale bringen lassen«, meinte Roger. »Und wenn die Marienkapelle direkt neben der Kapelle der Neun Altäre gebaut wird – wo Cuthbert ruhen soll –, dann kommen dort natürlich auch Frauen hin.« Er blickte Geoffrey an, als wäre das eine Erklärung für alles.
    Geoffrey verstand allerdings nicht, worauf er hinauswollte. »Was haben Frauen damit zu tun?«
    Â»Ist das nicht offensichtlich?«, fragte Roger ungeduldig zurück. »Damenkapellen werden von Frauen aufgesucht. Und wenn die am Ostende der Kirche gebaut wird, dann laufen die Frauen dicht bei Cuthberts Ruhestätte herum.«
    Â»Und?«, fragte Geoffrey vorsichtig. Er ahnte, dass er gleich eine weitere von Rogers verdrehten Theorien zu hören bekommen würde. »Ich sehe den Zusammenhang nicht.«
    Roger seufzte aus vollem Herzen. »Lass doch mal deine Vorstellungskraft spielen, Mann! Was denkst du, wie Cuthbert zumute ist, wenn da Frauen im Nebenraum schnattern und ihren Putz zur Schau stellen.«
    Â»Selbst ein heiliger Mann wie Cuthbert muss wohl kaum Angst haben, dass er vierhundert Jahre nach seinem Tod noch der Versuchung erliegt«, bemerkte Geoffrey, belustigt von der Vorstellung. »Außerdem kommen die Frauen nicht in die Marienkapelle, um ›ihren Putz zur Schau zu stellen‹, wie du es ausdrückst, sondern um zu beten.«
    Â»Cuthberts Körper war unverwest«, beharrte Roger. »Er kam aus seinem Grab so frisch und unversehrt wie am Tag seiner Bestattung. Natürlich wird er da immer noch von den Reizen einer schönen Frau in Versuchung geführt.«
    Â»Aber die schönen Frauen werden vermutlich nicht dasselbe empfinden«, wandte Geoffrey ein. »Die meisten bevorzugen lebende Liebhaber, wie du leicht feststellen kannst.«
    Â»Nun, jedenfalls lässt Cuthbert die Fundamente bröckeln«, beharrte Roger. »Und das macht er deshalb, weil er keine Frauen bei seinem Schrein haben möchte.«
    Geoffrey lachte über Rogers irrwitzige Behauptung, aber Turgot nickte. »Die Steinmetze glauben das auch. Wir werden jedoch nicht lange genug leben, um zu sehen, was geschehen wird. Dieser Teil der Kathedrale soll erst in Jahrzehnten fertig werden.«
    Â»Aarons Stab wird ebenfalls in der Kapelle der Neun Altäre liegen«, ergänzte Roger, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Reliquie erwähnte, die seiner Meinung nach gewiss nach Durham kommen würde.
    Geoffrey war überrascht, als Turgot dazu ebenfalls nickte. »Flambard hat versprochen, ihn für uns zu sichern. Er und Cuthbert werden viele Pilger zu uns locken.«
    Â»Wie kann er Euch Aarons Stab sichern?«, fragte Geoffrey und war erstaunt, dass ein gebildeter Mann wie Turgot solchen Unsinn glaubte. »Niemand kann wissen, wo der abgeblieben ist.«
    Â»Nun, irgendwer weiß es«, entgegnete Turgot. »Der Stab ist ein Gegenstand von großer Macht, und man kann sich unmöglich vorstellen, dass er einfach verloren ging oder vergessen wurde. Flambard meinte, ein Kreuzfahrer hätte ihn aus dem Heiligen Land mitgebracht, und eines Tages wird er hier sein.«
    Geoffrey war nicht grundsätzlich skeptisch, wenn es um Reliquien ging. Aber die Vorstellung, dass der Stab nach Tausenden von Jahren wieder auftauchen sollte, nur um dann Flambard in die Finger zu fallen, war einfach zu viel für ihn. Turgot und Roger mussten sich irren, aber er wollte nicht weiter darüber diskutieren. Also wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Bauplänen zu.
    Â»Durch ihre gewaltige Höhe wird die Kathedrale meilenweit zu sehen sein«, stellte er ehrfurchtsvoll fest und tippte mit dem Finger auf das Pergament. »Mit den Türmen wird sie höher als die Burg werden. Dies ist kein Ort der Andacht; es ist ein Symbol der normannischen Herrschaft im Norden!«
    Turgot

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