Das Gold des Bischofs
Kampffertigkeiten gelten als erstaunlich. Gilbert ist jünger und wird von den anderen ausgebildet.«
War Gilbert etwa der »Knappe«, der mit Xavier gestorben war?, fragte sich Geoffrey. Oder war Gilbert anderswo, womöglich mit Wiesel verbündet? Und hieà das, dass Flambard gelogen hatte und Xavier und Odard tatsächlich die beiden anderen Boten gewesen waren?
Geoffrey rieb sich den Nasenrücken und staunte über das Netz aus Lügen und Täuschung, das Flambard gewebt hatte. Keiner konnte dem anderen trauen, und niemand war das, was er zu sein schien.
»Xavier wurde gestern Abend getötet, zusammen mit Haymo Stanstede«, erklärte Roger.
»Ich habe von dem Ãberfall gehört«, sagte Turgot. »Aber ich wusste nicht, dass Xavier eines der Opfer war. Wenn Flambard in Durham ist, verhalten sich diese Johanniter normalerweise so unauffällig, dass sie fast unsichtbar sind. Ich bezweifle sogar, dass es auÃerhalb der Abtei viele Leute gibt, die sie wiedererkennen würden. Sie tragen stets eine Kutte mit Kapuze, und mitunter sogar den Habit der Benediktiner. Sie sind sehr geheimnisvoll.«
Cenred hatte Xavier nicht gekannt, erinnerte sich Geoffrey. »Warum nahm Flambard Johanniter in seine Dienste? Warum keine Benediktiner?«
Turgot schüttelte den Kopf. »Wer weiÃ? Johanniter sind für ihre bedingungslose Treue bekannt. Vielleicht ist es das, was Flambard so an ihnen reizt. Aber nehmen wir einmal an, Ihr habt Recht und Xavier war einer von Flambards Kurieren. Ihr, Sir Roger, seid der zweite. Das bedeutet, dass der dritte vermutlich noch in der Stadt ist und sich fragt, wie er seinen Auftrag erfüllen soll â jetzt, wo Jarveaux tot ist und der Sheriff verschwunden.«
Roger kratzte sich niedergeschlagen am Kopf. »Dann war unsere Reise nur Zeitverschwendung. Der dritte Bote kann seine Karte nicht überbringen, und ohne sie könnte der Schatz genauso gut auf dem Mond liegen.«
»Unsere einzige Hoffnung ist, dass Durnais zurückkehrt â und dass sein Kurier nicht der Mann ist, der tot in der Burgkapelle liegt«, sagte Turgot, aber er wirkte dabei nicht sonderlich optimistisch. »Was für ein Unglück. König Henry wird Flambard nicht so schnell all die schlimmen Dinge vergeben, die er begangen hat. Flambard wird also in nächster Zeit nicht nach England zurückkehren können, falls überhaupt jemals. Und unsere Mittel sind beinahe aufgebraucht. Wenn wir nicht bald mehr Geld beschaffen können, kommen die Bauarbeiten zum Erliegen.«
»Erhebt Steuern«, schlug Roger mit einem Achselzucken vor. »Das ist die übliche Lösung für solche Schwierigkeiten. Die Leute jammern dann rum, aber am Ende schaffen sie doch die Mittel herbei.«
»Das könnten wir«, antwortete Turgot. »Aber die Leute zahlen bereits sehr hohe Abgaben. Nein, wenn Flambards Schatz nicht gefunden wird, dann müssen wir den Bau unterbrechen.«
»Nun, so ist das Leben«, befand Roger ungerührt. »Aber ich sollte lieber zu meiner Schwester zurückkehren. Sie braucht Hilfe mit ihrem Freudenhaus.«
Der Prior zuckte zusammen. »Davon bin ich überzeugt. Und ich bin genauso überzeugt davon, dass Ihr der richtige Mann seid, um diese Hilfe zu leisten.«
Roger fasste das als Kompliment auf. Er bedachte Turgot mit einem verschwörerischen Grinsen und war schon auf halbem Wege zur Tür, als er noch einmal innehielt. Ihm war ein Gedanke gekommen.
»Geoff ist gut darin, Geheimnisse aufzuklären«, sagte er und übersah Geoffreys gequälten Blick. »Im letzten Jahr entwirrte er ein heilloses Durcheinander, eine Verschwörung, in der es um den Mord am Vogt von Jerusalem ging. Und anschlieÃend enthüllte er ein teuflisches Komplott um den Tod seines Vaters. Er kann Ungereimtheiten bis ins Letzte aufspüren und alles zu einem guten Ende führen.«
»Ach, wirklich?«, fragte Turgot nachdenklich. »Ich dachte mir gleich, dass er kein durchschnittlicher Ritter ist. Solche können nämlich der Baukunst wenig abgewinnen. Und die meisten hätten meine Schatzkarte und die aus Simons Haus einfach selbst behalten und auf eigene Faust nach der dritten gesucht â dann wäre die Kathedrale verloren gewesen.«
»O ja«, erklärte Roger stolz. »Geoffrey Mappestone ist genau der richtige Mann für Euer Problem. Er wird schon rausfinden, wo die fehlende Schatzkarte
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