Das Gold des Bischofs
nachkommen. Ich werde mir allein anhören, was Roger zu sagen hat, ganz wie er es erbeten hat.«
Burchard zögerte, aber Hemming fasste seinen Arm und drängte ihn nach drauÃen. Unterwegs verbeugte Hemming sich vor Geoffrey. Sein Mangel an Neugierde lieà vermuten, dass er damit rechnete, später ohnehin alles zu erfahren.
»Nun«, sagte der Prior und beäugte Roger mit einem argwöhnischen Lächeln, als sie allein waren. »Was möchtet Ihr mir sagen?«
»Mein Vater trug mir auf, Euch das hier zu überbringen«, verkündete Roger aufgeblasen. Er schob die Hand unter den Wappenrock und wühlte umständlich darin herum.
»Flambard?«, fragte Turgot und sah zu, wie Roger seine Kleidung durchsuchte. »Aber er ist eingesperrt.«
»Er ist entkommen«, erklärte Roger mit einem selbstgefälligen Grinsen. »Inzwischen dürfte er schon in der Normandie sein.«
»Entkommen?«, wiederholte Turgot verblüfft. »Aber wie? Der White Tower von London ist eines der sichersten Gefängnisse des Landes. Niemand entkommt von dort.«
»Nun, er hat es geschafft«, sagte Roger, während er noch immer nach der Karte suchte. »Aber das ist im Moment nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass er Euch etwas geschickt hat ⦠Beim Blute Christi! Ich kann das verfluchte Ding einfach nicht finden!«
Das Fluchen, Tasten und Wühlen setzte sich noch eine ganze Weile fort, bis Geoffrey sich zum Eingreifen genötigt sah. Turgot seufzte verzweifelt und blickte beredt zur Stundenkerze. Wie auch immer: Sobald Geoffrey Rogers Ãbergewand gelöst hatte, flatterte das Pergament zu Boden, und Roger hob es erleichtert auf.
»Gott sei Dank!«, rief er aus. »Ich dachte schon, ich hätte es verloren. Und was wäre dann aus der Kathedrale meines Vaters geworden?«
»Was ist das?«, fragte der Prior und musterte das dünne Pergament verwirrt.
»Das ist eine Schatzkarte«, erklärte Roger fröhlich. »Und das Kreuz bezeichnet die Stelle, wo der Schatz vergraben ist.«
»Das ist ja alles schön und gut«, stellte der Prior fest. »Aber ein Kreuz allein ist ja wohl noch lange keine Schatzkarte.«
Roger erklärte Flambards Plan und fügte belanglose Abschweifungen und unnötige Details hinzu, die den Prior nur verwirrten. So dauerte es einige Zeit, bis dieser endlich verstand, was Flambard beabsichtigte.
»Das ist genau die Art von Plan, die Flambard sich ausdenken würde«, befand Turgot schlieÃlich. »Ich habe mich schon immer gefragt, ob er mit dem ganzen Vermögen, das er während seiner Jahre bei Hofe angesammelt hat, je etwas Sinnvolles anfangen wird.«
»Ihr wisst von dem Schatz?«, fragte Roger.
Turgot zuckte mit den Achseln. »Ich weiÃ, dass Flambard ein reicher Mann ist und einen groÃen Teil seines Vermögens zurückhalten konnte, als König Henry den Rest an sich brachte. Aber ich weià nicht, wo er es hingeschafft hat.«
»Es ist hier irgendwo in der Gegend«, befand Roger. »Das muss so sein. Es wäre nicht sicher gewesen, groÃe Kisten mit Gold quer durchs Land zu karren.«
»Das ist wahr«, stimmte Turgot ihm zu. »Aber Flambard ist ein bemerkenswerter Mann. Es würde mich nicht überraschen, wenn er es trotzdem geschafft hätte.« Er lächelte schief. »Es ist noch nicht so lange her, da reiste ich mit Hemming nach London und besuchte ihn im Gefängnis. Wir wollten ihn überreden, uns bei der Kathedrale zu helfen. Vielleicht hat ihn das auf die Idee gebracht.«
Aber das bedeutete auch, dass Flambard Turgot nicht getraut hatte, stellte Geoffrey bei sich fest. Flambard hatte niemandem, nicht einmal dem loyalen Roger, die Lage seines Schatzes anvertraut.
»Wo sind die anderen Karten?«, fragte Turgot. »Ihr habt erklärt, dass eine allein wertlos ist.«
»Eine sollte Walter Jarveaux überbracht werden, und die zweite Sheriff Durnais«, erklärte Geoffrey und dachte an die, die er selbst unter dem Wappenrock verborgen trug. Er fragte sich, ob er sie gleich an Turgot weiterleiten oder sie lieber anonym zusenden sollte, damit niemand ihn fragen konnte, wie er darangekommen war.
Turgot schürzte die Lippen und betrachtete Geoffrey düster. »Dann ist Flambards kluger Plan schon in Bedrängnis. Gestern erhielt ich Nachricht, dass Durnais, der nach Chester-le-Street gegangen ist, gar nicht dort
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