Das Gold des Bischofs
die Beute?«, fragte Turgot mit einem Lächeln. »Wie war die?«
Plötzlich erkannte Geoffrey, wohin der Prior das Gespräch lenkte. Er hätte beinahe laut aufgelacht. Turgot vermutete â vollkommen zu Unrecht â, dass Rogers Besuch dem Zweck dienen sollte, etwas von seiner Beute der Abtei zu spenden. Aber wer Roger kannte, hätte daran gezweifelt: Der Ritter gab sein Beutegut nur ungern heraus, und eine Abtei war so ziemlich der letzte Empfänger, den er sich vorstellen konnte.
»Es gab eine Menge zu plündern, das kann ich Euch sagen«, meinte Roger und war erfreut, dass man ihn danach fragte. »Ein Ritter wie ich musste nicht mehr tun als zugreifen.«
»Wirklich?«, fragte Burchard und wechselte einen gierigen Blick mit dem Prior. Anscheinend fragte er sich auch, ob ein Teil dieser Beute womöglich zu ihnen weiterwandern könnte.
Roger nickte. »Natürlich musste ich darum kämpfen. Sarazenen lieben ihr Gold. Sie überlassen es nur denen, die sie als würdige Gegner ansehen.«
»Vor allem die unbewaffneten Frauen und Kinder«, murmelte Geoffrey. »Die nehmen es bereitwillig mit schwer bewaffneten Kriegern auf, um ihre löchrigen Töpfe und ihr halb verhungertes Vieh zu retten.«
»Und natürlich haben die Ungläubigen auch ein oder zwei Dinge von mir gelernt«, prahlte Roger und achtete nicht auf Geoffreys leise Kommentare. »Bei der Belagerung von Antiochia tötete ich sieben Männer mit einem â¦Â«
»Ihr müsst es müde sein, vom Kreuzzug zu hören«, sagte Geoffrey, hauptsächlich um Roger zu bewegen, Turgot die Karte zu übergeben, teilweise aber auch deshalb, weil Turgots wohlwollendes Lächeln immer bemühter wirkte. Wie Eleanor wollte auch Turgot nicht mit langatmigen Geschichten von Gewalt und BlutvergieÃen ergötzt werden.
»Eigentlich haben wir bisher nur sehr wenig davon gehört«, warf Burchard ein und ignorierte das dankbare Lächeln, das Turgot Geoffrey zuwarf. »Ich für meinen Teil finde es sehr erbaulich zu hören, wie das Gold der Ungläubigen in christliche Hände überging.«
»Ihr würdet anders denken, wenn Ihr dabei gewesen wäret«, beschied Geoffrey ihm knapp. »Der Kreuzzug zeigte unsere Religion nicht im besten Licht.«
»Zweifelt Ihr etwa die Heiligkeit dieses gerechten Krieges an?«, stellte Burchard ihn zur Rede. »Er wurde auf Bitten des Papstes und mit dem Segen Gottes begonnen. Gott hätte ein solches Unterfangen nicht begünstigt, wäre es nicht moralisch richtig gewesen.«
»Wenn ich annehmen müsste, dass Gott den Mord an unbewaffneten Bürgern und Bauern billigt, so würde ich nie wieder den Fuà in eine Kirche setzen«, erwiderte Geoffrey kühl. »Aber ich glaube nicht, dass Er in dieser Sache etwas zu sagen hatte. Meiner Einschätzung nach hat das Heer der Kreuzfahrer ganz aus eigenem Willen eine blutige Schneise durch die halbe Welt geschlagen.«
»Was für eine ketzerische Rede!«, rief Burchard aus und sprang mit geballten Fäusten auf die FüÃe. »Vater Prior! Wollt Ihr diesem schmutzigen, ungehobelten Rüpel erlauben, über Gottes heiligen Kreuzzug Lügen zu verbreiten?«
»Friede, Friede!«, sagte Turgot und wedelte mit einer fragilen Hand, die dennoch genug Autorität ausstrahlte, um den Cellerar wieder zum Hinsetzen zu bewegen. »Es gibt viele Ansichten über die Moral der heiligen Kriege, und wir sollten stets die Meinung der Männer anhören, die aus erster Hand darüber berichten können.«
»Roger muss vertraulich mit Euch reden«, erklärte Geoffrey und beschloss, das unangenehme Gespräch selbst zu Ende zu bringen, wenn Roger schon keine Anstalten dazu machte. Das war jedenfalls besser, als sich für den Rest des Tages Burchards schlecht beratene Ansichten anhören zu müssen. »Es geht um ein Anliegen von einiger Dringlichkeit.«
»Wenn er die Sünden gestehen will, die er im Hurenhaus seiner Schwester begangen hat, dann kann er es auch bei einem der niederen Mönche tun!«, schnauzte Burchard. »Der Prior hat weder die Zeit noch die Neigung, sich das anzuhören.«
»Ich habe nichts Derartiges getan!«, rief Roger entrüstet. »Ihr habt einen garstigen Sinn, Burchard!«
Burchard sprang wieder auf, und der Prior mischte sich eilig ein. »Vielleicht sollten wir Geoffreys Bitte
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