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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Weste in ihrer Gegenwart duldete, war Geoffrey ein Rätsel.
    Angesichts des Überfalls vom Vorabend hatte Geoffrey sich geweigert, all sein Rüstzeug abzulegen, nicht einmal Eleanor zu Gefallen. Er trug die schwere Gamaschenhose aus Leder und ein leichtes Kettenhemd. Das Schwert hatte er auf seinem Zimmer im Obergeschoss zurückgelassen, wo die Männer des Haushalts schliefen, aber er war mit einem schweren Dolch am Gürtel und einem kleineren im Stiefel bewaffnet.
    Eleanor saß zwischen ihnen und rührte in der Bohnensuppe, die über dem Herdfeuer köchelte. Sie hatte Roger unablässig zugesetzt, was ihn eigentlich nach Durham geführt habe, ihm Fragen gestellt und das Thema gewechselt und dann wieder Fragen gestellt. Bald hatte sie den Ritter so weit verwirrt, dass er alles über Flambards Karten ausplauderte, trotz Geoffreys Bemühungen, ihn davon abzuhalten. Wie zu erwarten, reagierte sie entsetzt, weil Roger sich so leicht hatte überreden lassen, Flambard zu helfen. Sie war überzeugt, dass nichts Gutes dabei herauskommen könne.
    Geoffrey musterte sie, während sie sich um die Suppe kümmerte. Ihr dunkles Haar schimmerte im Feuerschein, und die Flammen verliehen ihren Augen einen goldenen Glanz. Er bewunderte ihren reinen, lebendigen Teint und die Art, wie sich ihr Kleid an die schlanke Gestalt schmiegte. Es war eine Schande, dass sie in Trauer war. Noch mehr bedauerte er allerdings, dass sie den alten Haymo Stanstede überhaupt erst geheiratet hatte, denn eine junge und reizvolle Frau verdiente etwas Besseres als das runzlige Geschöpf, das er in der Burgkapelle gesehen hatte. Er hoffte, der ererbte Wohlstand würde ihr die Freiheit einer besseren Wahl verleihen, wenn die gebotene Trauerzeit vorüber war. Wäre er nicht verpflichtet gewesen, zu Tankred zurückzukehren, und hätte sie nicht den Leichnam ihres Gemahls erst vor wenigen Stunden aufgebahrt, hätte Geoffrey durchaus in Erwägung gezogen, ihr selbst den Hof zu machen. Wer auch immer das Herz von Eleanor errang, würde wahrhaft ein glücklicher Mann sein.
    Â»Er tat es nicht aus Böswilligkeit«, stellte sie herausfordernd fest. »Es war ein Versehen.«
    Â»Wie bitte?«, fragte Geoffrey aus seinen Träumen aufschreckend. »Ihr meint doch gewiss nicht Flambard?«
    Sie seufzte. Ȇber wen habe ich denn die letzte Stunde geredet? Habt Ihr mir nicht zugehört?«
    Geoffrey hatte tatsächlich nicht zugehört. Er war ganz in den Anblick ihrer Kleidung vertieft gewesen, in die Art, wie der Stoff über den Leib fiel, wenn Eleanor sich vorbeugte und in der Brühe rührte. Er wusste, dass sie gesprochen hatte, aber Roger hatte ihr geantwortet, und Geoffrey war davon ausgegangen, dass ein Beitrag von ihm nicht erforderlich sei.
    Â»Es war ungerecht, Roger zum Kreuzzug zu zwingen«, sagte Eleanor und rührte derart heftig in den Bohnen, als wäre ihr Löffel eine Waffe. »Man hätte ihn nicht bestrafen dürfen.«
    Â»Es war wirklich ein Versehen«, pflichtete Roger ihr bei und starrte mit kummervollem Blick in seinen Kelch. »Und es tut mir leid, das könnt ihr mir glauben.«
    Geoffrey glaubte ihm. Roger hätte niemals absichtlich eine der heiligsten Reliquien des Landes geschändet – nicht aus Achtung vor der Kirche und ihrer Autorität, sondern weil er ein abergläubischer Mann war und fest an die göttliche Macht glaubte, die jeden Frevler niederstreckte. Außerdem war Roger kein guter Lügner. Wenn er behauptete, die ganze Sache wäre nur ein Missverständnis gewesen, entsprach das vermutlich der Wahrheit. Er war zu aufrichtig und verwickelte sich zu leicht in Widersprüche, wenn er die Unwahrheit sprach.
    Und doch hatte er gelogen, was die Gründe für seine Teilnahme am Kreuzzug betraf. Geoffrey konnte nur annehmen, dass Roger schließlich selbst daran geglaubt hatte, nachdem er erst mal allen erzählt hatte, dass er wegen der Reichtümer mitgekommen war. Geoffrey hätte das nicht als absichtliche Lüge bezeichnet, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Roger sich an Dinge so erinnerte, wie es ihm gerade am besten passte. Wahrscheinlich hatte er zu der Zeit, da sie einander begegnet waren, seine wahren Gründe für den Kreuzzug bereits vergessen. Trotzdem wünschte Geoffrey, Roger hätte sich ihm anvertraut, und er war zornig, weil die Taten seines Freundes ihn nun zwangen, dem Prior zu

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