Das Gold des Bischofs
mit bloÃer Freundlichkeit und Sanftmut den Weg zu einem derart einflussreichen Amt erkämpfen konnte. Turgot besaà einen harten Kern, der ebenso stark und unbeugsam war wie bei einem ehrgeizigen Edelmann oder Höfling.
»Wie das?«, erkundigte sich Geoffrey. »Ich habe nichts Unrechtes getan, also könnt Ihr mir wohl kaum mit Verhaftung drohen.«
»Nicht Euch«, antwortete Turgot und wandte sich um. Mit eisigem Blick starrte er Roger an. »Eurem Freund.«
»Hilf ihm einfach, Geoff«, bat Roger in plötzlicher Sorge. »Es wird nicht zu mühsam sein, und ich bin bei dir und passe auf dich auf.«
»Was hast du getan, das dich anfällig für Erpressung macht?«, wollte Geoffrey wissen und fragte sich, weshalb Roger ihn nach Durham gebracht hatte, wenn er doch dunkle Taten zu verbergen hatte. Geoffrey bezweifelte schon, ob er wirklich wissen wollte, was Roger so verlegen machte und ihn Turgots Wohlwollen auslieferte.
»Roger hat eine furchtbare Sünde begangen«, erklärte Turgot streng. »Weshalb ist er wohl auf Kreuzzug gegangen?«
»Du bist gegangen, um für eine Sünde BuÃe zu tun?«, fragte Geoffrey und beäugte Roger mit Unbehagen. »Du meintest doch immer, du wärest wegen der Beute dabei. Und der Sekretär des Priors hielt deine Ãbergriffe gegen die Schotten für den Grund.«
»Das glauben die meisten Leute«, stellte Turgot mit einem Anflug von Boshaftigkeit fest. »Es kam tatsächlich ein Unterhändler der Schotten und bot uns einen Waffenstillstand an: Sie waren bereit, uns in Ruhe zu lassen, wenn wir nur Roger fortschickten. Und Flambard hat dem tatsächlich zugestimmt. Aber es gab noch andere Gründe, nicht wahr, Roger?«
»Ich glaube schon«, nuschelte Roger.
»Warum hast du mir nie davon erzählt?«, fragte Geoffrey. Ihm gefiel es nicht, dass Rogers mangelnde Offenheit nun einen Einfluss auf sein eigenes Leben bekommen sollte. »Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Wir sind Freunde«, sagte Roger mit einem Seufzer. »Ich habe dir nicht davon erzählt, damit du nicht schlecht von mir denkst. Aber in Wahrheit schickte mein Vater mich auf den Kreuzzug, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.«
»Das klingt gar nicht nach dir. Auf dem Weg in die Heilige Stadt hast du getötet und geplündert und Gott weià was getan, und nichts davon scheint je an dir genagt zu haben.«
»Das hier war etwas anderes«, murmelte Roger verlegen und scharrte mit seinen abgenutzten Stiefeln am Teppich.
»Das war es allerdings«, pflichtete Turgot gehässig bei. »Ihr müsst wissen, Roger hat heilige Reliquien geschändet!«
Später saÃen Geoffrey und Roger in Eleanors Stube, während drauÃen weiterhin der Schnee fiel. Mancherorts erreichten die Verwehungen schon die Fenstersimse im Erdgeschoss. Der Wind rüttelte an den Läden, schleuderte Eiskörner dagegen und heulte den Schornstein hinab, wo das Feuer in seinem wilden Atem brauste und flackerte.
Die StraÃen waren verlassen. Werkstätten hatten geschlossen, auf den Feldern war keine Arbeit möglich, das Vieh hatte man in die Ställe getrieben, und selbst die Bettler hatten sich einen Unterschlupf gesucht. Irgendwo bellte ein Hund, und die Glocken des Klosters läuteten, wenn es für die Mönche Zeit zur Andacht war. Doch während die Dämmerung herankam, wurde es stiller und stiller in der Stadt, als hätte der Schnee sie erstickt.
Geoffrey schob sich dichter ans Feuer und wärmte sich die Hände an seinem Kelch mit heiÃem Würzbier. So gern er die Stadt verlassen hätte, so froh war er, dass er bei diesem Wetter nicht auf der StraÃe war. Von allen anderen Unannehmlichkeiten abgesehen, hätte er auch noch zu Fuà gehen und das Pferd am Zügel führen müssen, damit es nicht stolperte und sich verletzte.
Er blickte zu Roger. Eleanor litt nach wie vor keine Rüstung in ihrem Haus, und der bullige Ritter hatte ihrem Drängen nachgegeben. Er hatte dicke, eng anliegende rote Hosen angezogen und dazu ein frisches weiÃes Hemd mit rotem Spitzenbesatz an der Vorderseite. Darüber trug er ein eigentümliches Fellstück, das er eigenem Bekunden nach während eines Raubzugs bei den Schotten erworben hatte. Für Geoffrey sah es ganz nach einem Wolfspelz aus, und so roch es auch. Weshalb Eleanor eine Rüstung ablehnte, aber diese müffelnde
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