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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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dass mein Mann mir ein Vermögen hinterlassen hat, und soll nun feststellen, ob ich ihn ermordet habe. Er möchte Walters Besitz für die Krone einfordern und mich zu Unrecht des Mordes verurteilen lassen. Du weißt, wie die königliche ›Gerechtigkeit‹ auf uns Sachsen angewandt wird.«
    Â»Geoffrey ist Rogers Freund«, sagte Eleanor sanft. »Er hat König Henry nicht einmal gesehen.«
    Tatsächlich hatte Geoffrey König Henry schon mehrmals getroffen, aber er schwieg.
    Â»Nun, Normanne?«, meinte Alice herausfordernd, als Geoffrey stumm blieb. »Glaubt Ihr, ich habe Walter absichtlich erstickt, um an sein Gold zu kommen? Seid Ihr deshalb hier?«
    Â»Möglich ist es«, versetzte er gelassen. »Auch wenn ich es für wahrscheinlicher halte, dass Ihr ihn mit Euren hässlichen Reden und Bemerkungen in den Selbstmord getrieben habt.«
    Â»Bitte«, sagte Eleanor und trat zwischen sie, als Alices hübsches Gesicht vor Ärger rot anlief. »Streitet euch nicht. Antworte auf seine Fragen, Alice.«
    Â»Warum? Und warum will er es überhaupt wissen?«
    Â»Es geht nicht um ihn, sondern um mich«, erklärte Eleanor. »Haymo wurde ermordet. Mich beunruhigt der Gedanke, dass zwischen seinem Tod und dem von Walter, die so kurz aufeinander folgten, ein Zusammenhang besteht. Das ist alles.«
    Â»Nun gut«, sagte Alice, nachdem sie einige Augenblicke lang Eleanors Gesicht betrachtet hatte, als könnte sie die Wahrheit dort herauslesen. Geoffrey war froh, dass nicht er es war, der einer so gründlichen Musterung unterzogen wurde, denn er war sich nicht sicher, ob er die Prüfung bestanden hätte. »Walter ist vor vier Tagen an einer Auster erstickt. Du weißt, wie gern er Austern mochte. Es war ein Unfall, nicht mehr.«
    Â»Wie ist er erstickt?«, fragte Eleanor. »Was tat er zu diesem Zeitpunkt?«
    Â»Im einen Augenblick erfreute er uns noch mit einem Vortrag über die Vorzüge von Pferdemist gegenüber Kuhdung als Dünger für den Garten, und im nächsten war er aufgesprungen und griff sich verzweifelt an die Kehle«, erklärte Alice. »Ich habe ihn schon immer gewarnt, nicht gleichzeitig zu essen und zu reden, aber wie alle Männer dachte er, er wüsste es besser. Wie auch immer, das war sein Ende. Wir versuchten noch zu helfen, aber er starb trotzdem.«
    Â»Wie habt ihr geholfen?«, fragte Geoffrey.
    Â»Wir haben ihm auf den Rücken geklopft und versucht, ihm Wein einzuflößen, um das Ding fortzuspülen. Aber es hat nichts genutzt. Er fing an, panisch um sich zu schlagen.« Sie wies auf eines der Fenster, das zur Straße hinausging. »Das hat er mit der Faust zertrümmert, als wäre nicht genug Luft im Zimmer.«
    Eine der Scheiben war tatsächlich zerbrochen und das gezackte Loch mit Lumpen verstopft, damit die Wärme nicht entweichen konnte. »Hat er vor seinem Tod irgendwelche Briefe empfangen, womöglich von einem Ritter überbracht – oder zumindest von einem Boten, den Ihr nicht kanntet?«
    Â»Er hat jeden Tag Briefe bekommen. Er war Goldschmied und sehr gefragt. Tatsächlich hatte er so viel Korrespondenz, dass er einen Schreiber beschäftigte.«
    Â»Können wir mit dem reden?«
    Â»Warum?«, fragte Alice. »Wollt Ihr Walters Kunden stehlen und minderwertige Arbeit an sie verkaufen, während sie noch glauben, dass sie hochwertige Stücke von Walter und seinen Lehrlingen erwerben?«
    Â»Wenn ich das wollte, würde ich Euch bestimmt nicht um Hilfe bitten«, entgegnete Geoffrey schroff. »Ich frage das, weil Euer Ehemann womöglich etwas erhalten hat, das dem Prior gehört.«
    Â»Dem Prior?«, fragte Alice und kniff die Augen zusammen. »Wolltet Ihr nicht Eleanor in Bezug auf Haymo beruhigen? Und jetzt behauptet Ihr, Ihr handelt in Turgots Auftrag.«
    Â»Turgot ist über die so nah beieinanderliegenden Todesfälle ebenfalls besorgt«, sagte Eleanor ruhig.
    Â»Turgot ist ein gieriger, habsüchtiger Heuchler!«, verkündete Alice. »Ich werde nichts sagen, was ihm nutzen könnte!«
    Â»Er ist das Oberhaupt eines Klosters«, wandte Geoffrey ein. »Es ist sein Beruf, ein gieriger, habsüchtiger Heuchler zu sein.«
    Alice funkelte ihn einen Augenblick an und lachte dann unsicher. »Da habt Ihr Recht. Aber ich werde Turgot nicht helfen, noch mehr von der Stadt für seine Abtei an sich zu raffen.

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