Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
Vom Netzwerk:
zweit gegen vierzig kämpfen, Bruder. Selbst wenn noch der eine oder andere Getreue auf unserer Seite stünde, die anderen sind in der Übermacht. Wir haben mehr als dreißig Kranke an Bord, die können nicht für mich eintreten, selbst wenn sie wollten.«
    »Bruder, denk an Roldán!«, flüsterte der Adelantado beschwörend. »Wenn du den Kerl gleich unschädlich gemacht hättest, wäre uns und Española der Aufruhr vielleicht erspart geblieben.«
    »Unschädlich?«
    »Bei allen Heiligen, die beiden planen unsere Ermordung!«, zischte der Adelantado. »Warum sollen wir ihnen nicht zuvorkommen?«
    »Nein, das will ich nicht. Ich fahre in Gottes Auftrag und unter Seinem Schutz. Vielleicht hat er ein Einsehen und schickt Diego Méndez mit einem Schiff. Aber selbst wenn er das nicht tut, so werde ich keinen Mord in Auftrag geben. Wir müssen die Meuterer gehen lassen.« Der Admiral schloss die Augen und ließ den Kopf ins Kissen sinken. Er sah bleich und erschöpft aus.
    Der Adelantado setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch und starrte mit finsterem Gesicht vor sich hin. Kapitän de Terreros, der während des Gesprächs geschwiegen hatte, kreuzte die Arme über der Brust und betrachtete den Kranken besorgt. Man hatte seinen Zustand übertrieben, um die Aufrührer nicht misstrauisch zu machen über den Umzug der beiden Kapitäne auf die Capitana , aber die Entdeckung des Komplotts schien ihn doch sehr mitgenommen zu haben.
    »Bete, Fernan«, sagte der Admiral leise. »Bete um ein Schiff.«
    Doch das Weihnachtsfest kam und ging, der Neujahrstag war vorüber, die Bucht von Santa Gloria blieb leer.
    Am Morgen des zweiten Januars wurde die Tür zur Kajüte der Capitana aufgerissen. Die Brüder Porras stolzierten herein, die Hände am Degengriff. Der Admiral saß am Tisch, neben ihm stand Fernan, rechts und links von ihm hatten der Adelantado und der Kapitän die Schwerter gezückt. Hinter den Brüdern drängten sich die Meuterer, fanden aber keinen Platz in der engen Kajüte, sondern stießen und schoben sich auf dem Aufbaudeck, auf der Treppe und auf dem Oberdeck.
    »Keinen Schritt näher!«
    Die Spitzen der Schwerter berührten fast die Brust der beiden Porras. Die waren einige Augenblicke fassungslos über diesen Empfang.
    »Warum wollt Ihr uns nicht nach Kastilien zurückführen, Herr?« Francisco de Porras hatte sich als Erster gefasst. »Sollen wir hier umkommen?«
    »Ihr wisst so gut wie ich, dass wir keine Schiffe haben«, sagte der Admiral ruhig.
    »Draußen liegen Kanus.« Jetzt hatte auch Diego de Porras seine Stimme wiedergefunden.
    »Diese Kanus habe ich gekauft.«
    »Gewiss. Das ist nämlich Eure Pflicht und Schuldigkeit als Admiral«, sagte Kapitän Porras höhnisch. »Ihr seid verpflichtet, Eure Mannschaft mit Schiffen zu versorgen und sicher nach Hause zu bringen. Und da Ihr dazu ganz offensichtlich weder willens noch fähig seid, werden wir die Kanus nehmen und ohne Euch fahren.«
    »Und zwar sofort, solange wir dazu noch in der Lage sind und nicht in den Krallen der Krankheit oder des Todes, so wie ein Gutteil Eurer Mannschaft«, fügte Diego hinzu.
    Das Schwert in der Hand des Adelantado zuckte.
    Kapitän Porras sah ihn kaltblütig an. »Ich habe meine Leute gut im Griff, Don Bartolomé. Wenn mir etwas passiert, werden sie Euch in Stücke reißen. Und Euren Bruder und Euren Neffen dazu.«
    »Nieder mit ihnen! Schlagt sie nieder!«, schrien die Meuterer von draußen.
    Doch die Männer, die direkt hinter den Porras-Brüdern standen, hatten inzwischen gemerkt, dass der Admiral von Bewaffneten beschützt wurde, und gaben diese Botschaft weiter. Allmählich erstarben die blutrünstigen Schreie und eine große Stille breitete sich aus.
    »Steckt die Schwerter ein«, befahl der Admiral leise.
    Sein Bruder und der Kapitän folgten zögernd, stellten sich aber so, dass sie ihn mit ihren Körpern deckten.
    Er senkte den Kopf und sah die Brüder Porras nicht an. »Geht mit Gott.«
    Francisco de Porras trat unter die Tür der Kajüte und zog seinen Degen. »Ich gehe nach Kastilien mit allen, die mir folgen wollen!«, rief er.
    »Nach Kastilien! Nach Kastilien!«, brüllten die Männer.
    Schon sprangen die Ersten in die Kanus.
    Francisco de Porras wandte den Kopf. »Ich sehe mit Vergnügen, dass unserer Abreise nichts in den Weg gelegt wird. Es wird sicher auch in Eurem Sinne sein, Herr Admiral, dass wir das Gold mitnehmen, das uns zusteht.«
    Mit erhobenem Degen schritt er über das Aufbaudeck zur Treppe. Die

Weitere Kostenlose Bücher