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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Männer trampelten und klatschten. Der Kapitän blieb an der obersten Stufe stehen. Fernan sah seinen Degen in der Sonne blitzen.
    »Hört alle her, Leute! Der Admiral schickt Kanus nach Española. Wer hier nicht verfaulen will, darf mit.«
    »Das kostet Euch bestimmt die letzten Getreuen. Nun werden Euch nur die Kranken bleiben.« Diego de Porras verzog hämisch den Mund. »Ich habe unsere Anteile an der Goldladung genau ausgerechnet. Den Anteil der Krone lassen wir Euch hier.«
    Der Admiral gab keine Antwort, sondern verbarg sein Gesicht in den Händen. Zwischen den Fingern tropften Tränen hervor.
    »Jetzt müsste die Königin Euch sehen!«, höhnte der Notar. »Ihr Admiral des Meeres! Ihr Vizekönig von Indien! Ihr geliebter Entdecker, der ihr eine neue Welt zu Füßen legen wollte! Flennt wie ein altes Weib, weil...«
    Fernan spürte, wie eine heiße Welle von Wut durch seinen Körper fuhr. Er riss sein Messer aus dem Gürtel und stürzte sich auf den Notar, aber der reagierte blitzschnell. Er schlug Fernans Hand mit einem Faustschlag zur Seite und gab ihm gleichzeitig einen Tritt in den Unterleib. Der Junge ging in die Knie. Diego de Porras packte ihn und drehte ihm brutal den Arm auf den Rücken. Fernan konnte nicht anders: Er musste stöhnen. Der Schmerz in seinem Unterleib war teuflisch und der Arm würde bestimmt gleich aus dem Gelenk springen. Etwas Hartes, Spitzes drückte gegen seine Kehle.
    »Eine falsche Bewegung von Euch und der Kleine ist hin.« Der Notar hatte die vornehme Sprechweise abgelegt. »Ich will die Karten. Alle Karten von der Fahrt.«
    Don Bartolomé ging wortlos zu der Truhe neben dem Bett und holte die Karten heraus.
    »Zwei Männer zu mir!«, schrie der Notar und zog Fernan hinter sich her auf das Aufbaudeck.
    Die Matrosen begriffen sofort, was zu tun war. Einer hielt Fernan das Messer an den Hals, der andere band ihm die Hände auf dem Rücken zusammen.
    »Nach Euch, edler Herr!« Der Notar erinnerte sich wieder an seine Manieren. Er forderte den Adelantado mit einer übertriebenen Verbeugung auf, vor ihm herzugehen und zog ihm dabei das Schwert aus der Scheide. »Ich sehe Euch lieber unbewaffnet, wenn Ihr gleich die Hände wieder frei habt, Don Bartolomé. Nein, ich glaube, es wäre mir doch lieber, wenn Ihr sie nicht frei hättet.«
    Er drückte ihm auf einmal die Spitze des Schwertes in den Rücken und trieb ihn so die Treppe zum Oberdeck hinunter. »Halt. Das ist weit genug. Nehmt ihm die Karten ab und fesselt ihn an den Hauptmast, Leute. Ja, so ist’s gut.«
    »Das wirst du noch bitter bereuen, du ehrloser Lump!«
    »Keine Beleidigungen, edler Herr! Ich habe noch Euren Neffen, vergesst das nicht.« Der Notar drehte sich zu Fernan um und betrachtete ihn mit einem bösen Lächeln. »Und was machen wir jetzt mit unserem jähzornigen Goldköpfchen? Eigentlich müsste ich dich mein Messer spüren lassen, Bürschchen. Wie du mir, so ich dir.«
    »Ich hab eine bessere Idee. Gib ihn mir.« Juan Sanchez griff nach Fernans Fesseln. »Der Alte hat mich damals fast verprügelt, als mir der Kazike entwischt ist. Ich wollte schon die ganze Zeit wissen, welchen Trick dieser Quibian angewandt hat. Vielleicht kann uns der Junge das zeigen.«
    Wenig später ruderten fast fünfzig Männer in sechs mit Gold beladenen Kanus laut singend und schreiend durch die Bucht. Im letzten saß Fernan, noch immer mit auf den Rücken gebundenen Händen.
    »Ich weiß nicht, was du damals dem Admiral erzählt hast. Wahrscheinlich hast du ihn belogen und ihm gesagt, dass der Quibian gefesselt war.« Fernan wusste, dass jetzt alles von seiner Kaltblütigkeit abhing. »Aber er hatte sich aus den Handfesseln herausgewunden und war nur an den Füßen gefesselt.«
    »Halt’s Maul, Bürschchen. Für dich bin ich immer noch Señor Sanchez und Ihr«, knurrte der Chefpilot.
    »Und da ich ja wohl als Sohn meines Vaters hier bin, bin ich für dich Don Fernan.«
    Die Matrosen im Kanu lachten. Überhaupt war die Stimmung so ausgelassen, als ob die Kanus bereits in einen kastilischen Hafen einlaufen würden.
    »Der Kleine hat Mumm!«
    »Und Recht hat er auch. Wenn der alte Kazike nur an den Füßen gefesselt war, dann musst du das jetzt auch so machen, Juan.«
    »Na klar! Sonst siehst du doch nicht, ob es einen Trick gibt.«
    »Es gibt einen Trick«, sagte Fernan ruhig. »Aber er ist sehr gefährlich. Und er funktioniert nicht immer.«
    »Da hörst du’s, Juan!«
    »Nun mach schon! Das wollen wir sehen!«
    »Meinetwegen.«

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