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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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über kurz oder lang wird der Admiral die Indianer mit unserem Gold bezahlen müssen.«
    »Nur über meine Leiche!«
    »Das kann nicht Euer Ernst sein!«
    »Mein Gold geb ich nicht her!«
    »Eher nehmen wir uns einfach von den Indianern, was wir brauchen!«
    Die Männer riefen durcheinander.
    »Ruhe! Macht nicht so einen Lärm! Wollt ihr alle anderen auf uns aufmerksam machen? Ich sage doch nur, was der Admiral tun wird. Glaubt ihr etwa, dass ich mein Gold diesen Heiden wieder in den Rachen werfe? Da kennt ihr mich aber schlecht.«
    Aber ich kenne dich! Und deinen Bruder auch, dachte Fernan zornig. Ihr seid bekannt dafür, dass das Gold an euren Fingern kleben bleibt, als ob sie mit Pech bestrichen wären.
    »Hört mir jetzt gefälligst zu und haltet den Mund. Also: Der Admiral kann nicht nach Spanien zurück, ehe er nicht von Fieski und Méndez erfahren hat, wie die Könige die vierte Reise beurteilen. Die Kapitäne sind unbedingt auf seiner Seite, Fieski ist sein Landsmann, Méndez sein Liebling, den er ständig bevorzugt hat. Pah. Wenn ich nur daran denke, wie er die zwei umarmt und ihnen schöngetan hat, kommt mir die Galle hoch.« Der Kapitän spuckte aus. »Sei’s drum. Es ist besser für den Alten, hier in Ruhe abzuwarten, bis sie kommen, als sich in Spanien Gefängnis oder Verbannung auszusetzen.«
    Zustimmendes Gemurmel. »Der Admiral kann auch nicht nach Española. Die Könige haben ihm nämlich verboten, dort zu landen. Außerdem sitzt da sein Todfeind Ovando, der ihn mit Freuden in Ketten legen würde. Der Alte hockt hier also ganz bequem in einer Art Exil und wartet ab. Sein goldlockiges Söhnchen besorgt ihm von den Indianern alles, was er braucht, und ich möchte wetten, er bringt die besten Sachen für den Herrn Papa auf die Seite, sonst würde er nicht immer alleine vor der Palisade stehen und alles in Empfang nehmen.«
    Wieder zustimmendes Gemurmel.
    »Ich bin überhaupt überzeugt, dass die Eingeborenen ihr gutes Essen selbst verspeisen und uns nur die Abfälle geben«, näselte Diego. »Niemand kann mir erzählen, dass es auf ganz Jamaica kein jagdbares Wild gibt. Wenn wir bloß in den Urwald dürften, so wie wir wollten, dann hätten wir schon längst mehr Fleisch, als wir essen könnten.«
    »Das glaube ich nicht. Ich könnte einen ganzen Ochsen alleine fressen, samt Schwanz und Hoden und Innereien.«
    »Du bist ja auch gefräßig wie ein Wolf, Pedro. Du brauchtest dir bloß ein Fell umzuhängen, dann würde eine ganze Schafherde...«
    »Ruhe, ihr zwei! Lasst den Kapitän reden!«
    Francisco de Porras räusperte sich. »Es ist natürlich auch möglich, dass die beiden Kapitäne Española nicht erreicht haben. Ich glaube, der Alte befürchtet das, er hat nämlich neue Kanus gekauft. Sein Bruder hat den Pfeilschuss inzwischen überstanden und ist überhaupt ein harter Knochen, genau wie Kapitän de Terreros, der geht auch für den Alten durchs Feuer. Ich fürchte, der Alte will die beiden nach Santo Domingo schicken. Dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los. Und deshalb müssen wir uns selbst helfen. Ich schlage vor, dass wir die drei aus dem Weg räumen und mit den Kanus nach Española fahren.«
    Fernan riss vor Schreck die Augen auf. Einige Augenblicke sprach niemand ein Wort, nicht einmal Pedro de Ledesmo. Sogar die roten Pünktchen glühten nicht mehr auf, als ob die Männer keinen Atem mehr hätten, um an den Blätterrollen zu saugen.
    »Aber - aber der Alte liegt seit Wochen zu Bett und kann sich kaum noch rühren vor Gicht«, wandte einer zögernd ein. »Warum sollen wir ihn denn umbringen? Er hat sich doch selbst aus dem Weg geräumt.«
    »Genau.«
    »Der ist ja schon fast tot.«
    »Wir lassen ihn einfach hier zurück.«
    Die Stimmen klangen erleichtert.
    »Na gut. Meinetwegen.« Francisco de Porras stimmte nur zögernd zu. »Aber dem Bruder und dem Kapitän geht es an den Kragen. Die lassen uns nämlich auf keinen Fall gehen.«
    »Aber mit Mord können wir den Königen nicht kommen. Schon gar nicht mit zwei Morden.« Der Notar de Porras näselte auf einmal nicht mehr.
    »Wer redet denn von Mord, du Dummkopf? Bartolomé Colón ist der Keule eines Indianers erlegen, weil er sich an dessen Frauen vergriffen hat. Es wird uns schon gelingen, ihn ein Stück weit in den Urwald zu locken. Wir brauchen zum Beispiel nur das Goldköpfchen zu entführen.« Die Stimme des Kapitäns klang so kalt und geschäftsmäßig, als ob er die Speisenfolge eines Festmahls bestellen würde.
    Der Notar

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