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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Widerstrebend beugte der Chefpilot sich vor, löste die Fesseln von Fernans Händen und bückte sich nach seinen Füßen.
    Auf diesen Augenblick hatte der Junge gewartet. Er sprang auf und hechtete über Bord. Noch bevor er sprang, sog er so viel Luft ein, wie es nur irgend ging. Er tauchte nach unten und begann sofort, unter Wasser zu schwimmen.
    Wie gut, dass er bei seiner täglichen Essenssuche in der Bucht von Santa Gloria auch das Tauchen gelernt hatte. Er hatte sich sogar daran gewöhnt, unter Wasser die Augen offen zu halten. Nur so konnte man die Muscheln entdecken, die an den Korallenriffen wuchsen. Die meisten Männer stöhnten, wenn es schon wieder Muschelsuppe gab, und auch Fernan aß sie widerwillig. Aber als Schiffbrüchiger durfte man nicht wählerisch sein.
    Er streckte den Kopf nur zum Luftschnappen aus dem Wasser und tauchte gleich wieder unter. Er schwamm so schnell wie noch nie in seinem Leben. Wahrscheinlich würde er jetzt sogar das Wettschwimmen mit einem Indianer gewinnen. Er musste einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die Männer bringen. Ein Kanu war nicht einfach zu rudern, besonders wenn man nicht daran gewöhnt war. Und noch schwieriger war, es zu wenden. Wenn sie sahen, wie weit er schon entfernt war, würden sie wahrscheinlich die Lust verlieren, hinter ihm herzujagen. Sie mussten schließlich in Kontakt mit den anderen Kanus bleiben.
    Nach einiger Zeit wagte er zurückzuschauen. Das Kanu hatte ihn nicht verfolgt. Und der Strand lag in wenigen hundert Meter Entfernung. Aufatmend ließ Fernan den Kopf über Wasser und drosselte das Tempo.
    »Auf nach Kastilien! Auf nach Kastilien!« Die Rufe verklangen erst, als die Kanus hinter der Landzunge verschwunden waren.
    Auf den Schiffen blieben knapp vierzig Männer zurück, von denen dreißig krank waren.
    Von den Indianern, die immer noch täglich Nahrungsmittel brachten, erfuhr Fernan den Weg, den die Meuterer nahmen. Der Vater wollte, dass er einen Bericht darüber schrieb, den er später in sein Tagebuch einfügen konnte. Fernan bemühte sich, wie der Vater zu schreiben, aber er wusste nicht recht, ob ihm das gelang:
    Die Empörer nahmen mit ihrem Kapitän Francisco de Porras auf ihren Kanus Kurs nach der Ostspitze der Insel, von wo aus Diego Méndez und Bartolomeo Fieski ihre Überfahrt nach Española angetreten hatten. Auf ihrem Weg fügten sie den Indianern zahllose Kränkungen zu, nahmen ihnen mit Gewalt die Lebensmittel und andere Dinge, die ihnen gefielen, und forderten sie auf, zum Admiral zu gehen, der würde sie dafür bezahlen. »Schlagt ihn tot, wenn er das nicht tut, denn er hat den Tod verdient. Er ist die Ursache allen Übels, das den Indianern auf den anderen Inseln zugefügt wird, und er wird auch euch ins Verderben stürzen, wenn ihr ihn nicht umbringt, denn nur deshalb bleibt er auf Jamaica.«
    So verleumdeten sie den Admiral und setzten die Fahrt bis zur Ostspitze fort. Mit der ersten Windstille stachen sie in See, um nach Española überzusetzen. In jedes Kanu hatten sie Indianer genommen, die rudern mussten. Das Wetter aber war unsicher, auch hatten sie ihre Boote zu schwer beladen und kamen nur langsam vorwärts. Sie hatten noch nicht vier Seemeilen zurückgelegt, als der Wind auffrischte und sich gegen sie wandte. Davon wurden sie so verängstigt, dass sie beschlossen, nach Jamaica zurückzukehren.
    In der Führung der Kanus hatten sie keine Übung, so bekamen sie Wasser über Bord. Als nun der Wind immer stärker wurde und die Boote zu sinken drohten, beschlossen sie, die Indianer ins Meer zu werfen, nachdem sie ihnen mit den Messern den Garaus gemacht hatten. So töteten sie einige, andere kamen dem zuvor und warfen sich ins Wasser, aus Angst vor dem Tod und auf ihre Schwimmkünste vertrauend. Als sie müde wurden, klammerten sie sich an die Kanus, um Atem zu holen. Da hackten die Meuterer den Indianern die Hände ab und stießen sie von den Booten weg. So brachten sie achtzehn Indianer um und ließen nur die am Leben, welche die Kanus steuern mussten, denn dazu waren sie selbst nicht fähig. Wenn sie die Steuerleute nicht gebraucht hätten, so hätten sie keinen Indianer am Leben gelassen.
    Nach einem Monat, in dem sie die Gegend verheerten, kam eine neue Windstille, und sie schifften sich zum zweiten Mal ein. Aber sie hatten wieder kein Glück, denn nach zwei Tagen war der Wind gegen sie und trieb sie zurück, sodass sie alle Hoffnung auf eine Überfahrt aufgaben. Sie aßen, was sie fanden oder sich

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