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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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kreuzen musste. Du kriegst mich nicht, du dicker Don! Ich werde lange vor dir in Jamaica sein! Und wer weiß, vielleicht kommst du nie nach Santa Gloria. Nur die Indianer kennen die Strömungen und Wirbelwinde längs der Küste.
    Der Wolkenbruch ließ so plötzlich nach, wie er gekommen war. Als Pablo an Land watete, schien wieder die Sonne. Er versteckte sein Bündel unter einem Strauch und sah sich suchend um. Ihm wurde auf einmal klar, dass er Anacaona beim Fischen in der Lagune erwartet hatte. Er hatte ihre Worte schon im Ohr gehabt: »Du kannst mir helfen, Pahbloh!«
    Und es würde sein, als ob er nie fort gewesen wäre.
    Aber die Lagune war menschenleer. Langsam ging er den Pfad zum Dorf hinauf. Aber das war gar kein Pfad mehr, das war ein breiter Weg, feucht, fast sumpfig von den zertretenen Pflanzen. Und warum reihten sich die Abdrücke von Stiefeln in langer Reihe? Indianer gingen barfuß. Pablo blieb stehen. Warum war eigentlich kein Indianer zu sehen? Bei seinen beiden Besuchen im Dorf des Königs Ameyro hatte es überall gewimmelt von Menschen.
    Aber da hörte er Schritte. Laute Tritte, unter denen Zweige zersplitterten. Das waren keine bloßen Füße! Pablo griff nach einem Ast, der quer über dem Weg hing, zog sich mit beiden Armen hoch, als ob er die Rahen entern würde, und kletterte weiter, bis ihn das dichte Laubwerk verbarg.
    »Ich muss mit dir reden, Pedro. Und hier hört uns niemand.« Eine spanische Stimme an der Ostküste? Hatte der Admiral die Wracks etwa aufgegeben? Waren die Schiffbrüchigen doch in die Indianerdörfer gezogen?
    »Der Kapitän muss endlich nachgeben«, fuhr die Stimme fort. »Niemand weiß, warum er noch länger hier bleiben will! Die Indianer haben sich im Urwald verkrochen und wir haben alle Vorräte im Dorf längst aufgefressen. Warum gehen wir nicht zurück zu den Schiffen? Dann murksen wir den Admiral ab und lassen uns von den Indianern dort beliefern. Wenn schon Meuterer, dann auch richtig. Die meisten denken so wie ich. Machst du mit?«
    Pablo umklammerte mit beiden Händen den Ast, auf dem er saß. Abmurksen? Meuterer? War das ein Albtraum?
    »Aber Francisco Porras ist nun mal unser Kapitän. Willst du etwa seine Stelle einnehmen? Du warst doch bloß Chefpilot der Flotte.«
    Diese Stimme hätte Pablo unter hunderten erkannt! Das war Pedro de Ledesmo!
    »Darum geht es doch gar nicht«, sagte Juan Sanchez ärgerlich. »Ich habe dieses Leben im Urwald satt. Eines Morgens werden wir aufwachen und gespickt sein mit Pfeilen. Wenn die Indianer erst merken, dass unsere Munition abnimmt, dann gnade uns Gott.«
    »Dann dürfen sie es eben nicht merken. Am besten lassen wir das Jagen. Ich hab hier neulich ein Mädchen beim Sammeln von Schildkröteneiern beobachtet. Das könnten wir auch.«
    »Schildkröteneier?« Juan Sanchez spuckte aus. »Pfui Teufel! Und erzähl mir nicht, dass du sie essen würdest. Wie ich dich kenne, bist du doch bloß hinter dem Mädchen her. Ich weiß nicht, was du an diesen mageren Hühnern findest. Ich geh jetzt ins Dorf und rede mit Porras. Und wenn du vernünftig bist, gehst du mit. Ich sage dir, wir müssen zurück zu den Schiffen. Hier im Osten ist nichts mehr zu holen.«
    Pedro wiegte unschlüssig den Kopf. »Das stimmt. Wir haben alles abgegrast. Aber wie sollen wir auf die Schiffe kommen? Die Leute dort sind mittlerweile in der Überzahl. Und wahrscheinlich besser genährt als wir. Die hauen uns zusammen.«
    »Ganz einfach. Wir schicken einen Trupp vor, die spielen die Zerknirschten. Darauf fällt der Alte bestimmt rein. Wenn sie erst sicher an Bord sind, murksen sie die drei Genuesen ab. Wer dann nicht zu uns überläuft, der springt auch über die Klinge.«
    »Hm. Ja, das könnte klappen.« Pedro legte den Kopf in den Nacken und starrte grübelnd in das Geäst des Baumes über ihm.
    Pablo saß so still wie eine Statue. Ein Krächzen ertönte, aber er rührte sich nicht. Zweige rauschten, Flügel klatschten, zwei taubengraue Papageien mit leuchtend roten Schwanzfedern ließen sich im Nachbarbaum nieder und riefen laut. Sollte das etwa heißen, dass Anacaona in der Nähe war? Pablo ballte die Hände zu Fäusten, um nicht nach dem Amulett zu greifen. Heilige Gottesmutter von Guadelupe, lass sie nicht kommen! Ich bring den Kerl um, wenn er sie anrührt! Ich lass mich vom Baum fallen und ramm ihm mein Messer in die Kehle!
    Pedro reckte drohend die Faust gegen die Papageien. »Haltet den Schnabel, ihr Schreihälse! Man kann ja nicht nachdenken.

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