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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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bestimmt an der Rückfahrt hindern. Nach zwei Wochen Fahrt wuchs dem Meer ein dicker grüner Pelz. Tagelang fuhren wir durch eine schleimige Schicht aus Pflanzen. Das wären die Haare von Meerweibern oder Seeungeheuern, die uns in die Tiefe ziehen wollten, wurde geflüstert. Es war ziemlich unheimlich, kann ich Euch sagen. Als ob man gar nicht mehr auf See wäre, sondern auf bemooster Erde. Aber schließlich setzte sich die Meinung durch, dass der grüne Pelz aus Pflanzen bestand, die das Meer von irgendeinem Ufer abgerissen hatte. Also mussten wir nahe an
    Land sein. Da hob sich die Stimmung. Doch das Land tauchte nicht auf. Wir fuhren Tag um Tag und um uns war Wasser, nichts als Wasser. Die 3000 Meilen waren schon überschritten. Am 6. Oktober wollte die Mannschaft auf der Santa María umkehren. Der Admiral rief die Kapitäne und Piloten der anderen Schiffe mit einem Kanonenschuss zu sich. Aber alle waren gegen die Rückkehr und stimmten für die Weiterfahrt. Am 7. Oktober tauchten auf einmal riesige Vogelschwärme auf. Zum ersten Mal verließ der Admiral die Westroute und folgte ihnen Richtung Westsüdwest. Aber am 10. Oktober war immer noch kein Land in Sicht. Jetzt wollten die Männer auf allen drei Schiffen umkehren. Der Admiral überredete uns, nur noch ein paar Tage weiterzusegeln. Wir stimmten zu - und am nächsten Tag schwamm ein Zweig mit roten Beeren auf den Wellen. Und ich fischte einen Stock aus dem Wasser, der Spuren eines Schnitzmessers trug. Wir konnten kaum unsere Arbeit tun vor Aufregung. Bei Sonnenuntergang sangen wir das Salve regina - wie jeden Abend. Aber niemand legte sich schlafen. Alle Männer außer Dienst standen an der Reling. Wir segelten weiter, trotz der Dunkelheit, die Pinta wie immer an der Spitze. Im Mastkorb saß Rodrigo de Triana. Und plötzlich, zwei Stunden nach Mitternacht, tauchte der Mond hinter den Wolken...«
    Eine ärgerliche Stimme vom Oberdeck unterbrach seinen Bericht. »Und wenn Ihr Euch auf den Kopf stellt und mit den Beinen zappelt, das nutzt Euch überhaupt nichts. Ich muss für jede Lieferung eine Quittung vorlegen und deshalb setzt Ihr jetzt Eure Unterschrift hierher.«
    »Was soll dieser Unsinn?«, schrie ein anderer. »Ich quittiere doch nicht jedes einzelne Fass! Bin ich ein Schreiber? Bestellt sind zehn Fässer. Und ich quittiere erst, wenn alle geliefert sind.«
    Jetzt fing auch der andere an zu schreien. »Ich muss mich an meine Anweisungen halten, das wisst Ihr genau. Wenn Ihr nicht quittiert, dann könnt Ihr sehen, woher Ihr Eure Fässer kriegt. Von mir jedenfalls nicht!«
    Juan Quintero schüttelte den Kopf. »Man soll es nicht für möglich halten! Für den Gouverneur Ovando wird ohne weiteres eine Flotte mit 30 Schiffen und 2500 Leuten bereitgestellt. Was glaubt Ihr, was das gekostet hat, Don Fernan? Viele Millionen, das kann ich Euch versichern. Und wir haben bloß vier lächerliche kleine Schiffe und müssen trotzdem über jeden Maravedi Rechenschaft ablegen. Schon bei der dritten Reise war das so. Immer neue Ausflüchte, immer neue Verzögerungen. Es war zum Verzweifeln - genau wie jetzt. Damals hatten wir schon Segel gesetzt zum Auslaufen, da hat uns der Kardinal Fonseca noch einen Boten auf den Hals geschickt, einen Grafen Briviesca, weil angeblich noch einige Rechnungen zu begleichen waren.«
    Fernan horchte auf. »Briviesca? Wir haben einen Pagen, der auch so heißt. Ein tückischer Kerl. Der ärgert mich, wo er nur kann.«
    »Na, einen Grund dazu hat er. Falls er der Sohn von Fonsecas Boten ist, meine ich.« Juan Quintero grinste. »Ich sehe ihn noch vor mir. Von Kopf bis Fuß in Samt und Seide, mit riesigen Federn am Hut. Der stellt sich doch glatt vor den Admiral, hält ihm die Rechnungen unter die Nase und will uns am Auslaufen hindern. Na, da hättet Ihr den Admiral aber sehen müssen. Er ist ja nicht gerade der Sanftmütigste, das wisst Ihr sicher?«
    Fernan schüttelte stumm den Kopf. Er hatte den Vater so selten gesehen. War er überhaupt je mit ihm allein gewesen?
    »Ein richtiger Feuerkopf! Wenn der einen Wutanfall kriegt, dann bringt man sich am besten in Sicherheit. Aber das tat der Graf nicht. Und deshalb ist es ihm schlecht gegangen. Der Admiral hat ihn geprügelt, bis er am Boden lag. Dann hat er ihn mit ein paar Fußtritten an die Reling befördert und ihn mit einem Schwung ins Wasser geworfen, den Federhut hinterher. Und zum Schluss die Rechnungen. Das war vielleicht ein Bild! Ein paar Ruderer mussten ihn aus dem Wasser fischen -

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