Das Gold des Columbus
Admirals.«
Fernan verbeugte sich auch.
»So, und jetzt hören wir auf mit den Förmlichkeiten und suchen uns ein bequemes Plätzchen.« Er führte Fernan über das Oberdeck, an der offen stehenden Ladeluke vorbei zu einer Leiter, die aufs Aufbaudeck 28 führte, und ließ sich dort auf einer Taurolle nieder.
»Ich hab eben schon gemerkt, dass Ihr Euch für die Seefahrt interessiert, Don Fernan. Mehr als Euer großer Bruder jedenfalls.« Er klopfte auf die Taurolle.
Fernan hockte sich neben ihn. Dieser Juan Quintero gefiel ihm. Er behandelte ihn ganz anders als die Leute am Hof, weder unterwürfig noch hinterhältig-höflich.
»Am liebsten würde ich Seemann werden«, platzte Fernan heraus.
Juan Quintero lehnte den Kopf gegen die Reling und betrachtete ihn eine Zeit lang. »Und was sagt Euer Vater dazu?«
»Ich hab ihn noch nicht gefragt. Mein Bruder meint, ihm wäre mehr damit gedient, wenn wir am Hof sind. Dabei wäre ich viel lieber auf einem Schiff. Dreizehn wäre doch gerade das richtige Alter, um anzufangen, nicht?«
»Ich war erst elf bei meiner ersten Fahrt. Und fünfundzwanzig, als ich 1492 auf der Pinta anheuerte. Da war ich natürlich noch nicht Pilot, aber immerhin schon Bootsmann. Unser Kapitän war Martin Pinzón, sein jüngerer Bruder Francisco Erster Offizier. Und der dritte Bruder, Vicente, befehligte die Niña. Die drei Brüder Pinzón galten als die besten Seeleute von Palos, und der Admiral hätte bestimmt keine Mannschaft für die drei Schiffe gefunden, wenn sie nicht mitgemacht hätten. Damals war er allerdings noch kein Admiral und auch kein Don, sondern bloß Señor Colombo oder Colón aus Portugal, geboren in Genua. Jahrelang hatte er die spanischen Majestäten bestürmt, dass sie eine Entdeckungsfahrt nach Westen unterstützen sollten. Anfang Januar 1492 war Granada gefallen, damit war die Reconquista 29 abgeschlossen und der Krieg mit den Mauren vorbei. Jetzt war endlich die Zeit gekommen für neue Unternehmungen. Im April machten die Herrscher den Señor Colón zum Generalkapitän einer kleinen Flotte von drei Schiffen. Und die sollte von der Stadt Palos ausgerüstet und bemannt werden. Ich weiß noch, wie der Aufruf in der Kirche verlesen wurde.«
Juan Quintero lachte vor sich hin. Seine braun verbrannten Wangen zerknitterten in viele Fältchen. »Die Gesichter hättet Ihr sehen müssen, junger Herr! Und das Stillschweigen auf die Frage, wer anheuern wollte. Keiner wollte-obwohl es vier Monate Heuer als Vorschuss geben sollte. Ihr wisst ja sicher, dass ganz Palos von der Seefahrt lebt. Deshalb war jedem sofort klar, was das bedeutete, von den Kanarischen Inseln aus immer weiter nach Westen zu segeln. Das bedeutete eine Fahrt ins Ungewisse. Die Seeleute von Palos kennen das Mittelmeer und die afrikanische Küste bis hinunter nach Guinea und natürlich auch die Azoren und Kanaren. Aber die See westlich von den Kanaren, die war unbekannt. Beinahe hätte sich der Admiral seine Mannschaften in ganz Spanien zusammensuchen müssen - und wer weiß, ob er genügend Männer gefunden hätte. Aber er hat die Brüder Pinzón überzeugt, dass sein Plan doch eine gewisse Aussicht auf Erfolg hatte. Und nachdem die drei bereit waren, mit ihm zu segeln, waren die Heuerlisten auf einmal voll. Am 3. August sind wir in Palos aufgebrochen, die Pinta, die Niña und die Santa María. Mit neunzig Mann.«
»Und Vater war auf der Santa María«, warf Fernan ein. »Die war das Flaggschiff.«
»Das stimmt. Und außerdem eine ziemlich lahme Ente. Wir mussten ständig warten, bis sie uns eingeholt hatte. Die Pinta war ein Rennpferd dagegen. Allerdings hatten wir gleich am Anfang Pech mit unserem Ruder. Das brach entzwei und musste auf den Kanaren repariert werden. Deshalb sind wir erst am 6. September von Gomera gesegelt. Am 9. September verschwand Hierro 30 am Horizont. Und vor uns lag das unbekannte Meer.«
Juan Quinteros Blick schweifte über die Reling und folgte den weißen Wolken, die wie zerfließende Segelschiffe über den blauen Himmel zogen. »Beim Aufbruch hatte uns der Admiral gesagt, dass wir ungefähr 3000 Meilen fahren müssten, ehe wir auf Land treffen würden - auf das Land mit den Dächern aus Gold, das uns alle reich machen würde. Jeden Morgen und jeden Abend gingen die drei Schiffe längsseits und die Kapitäne verglichen ihre Aufzeichnungen. Das Wetter war schön, die See ruhig und der Wind blies kräftig, aber immer nur in eine Richtung. Einige Matrosen munkelten, er würde uns
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