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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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gehörte beim Sohn eines Seefahrers. Der süß duftende Innenhof voller Kübel mit Jasmin- und Rosenbüschen, zwischen denen er mit seinen kleinen Kusinen spielte. Die dämmrige Pfarrkirche, die seine Mutter immer zur ersten Frühmesse besuchte, wenn nur wenige Leute da waren. »Sie bewundern deine goldroten Haare«, hatte sie ihm auf seine Frage erklärt, warum sich alle nach ihm umdrehten, daran konnte er sich auch erinnern. Wahrscheinlich hatten sie ihn angestarrt, weil er ein Bastard war!
    Fernan trat wütend gegen einen Stein. Ob Diego sich schämte, dass sein Halbbruder in Sünde gezeugt und geboren war? So nannte man das nämlich und die Mütter hießen gefallene Mädchen. Pah! Alle Welt wusste, dass die Schwester der Brüder Porras, die hohe Stellungen im Schatzmeisteramt bekleideten, die Geliebte des Schatzmeisters war und eine Tochter mit ihm hatte. Und dass der Erzbischof von Murcia mehrere uneheliche Kinder hatte und vier davon sogar mit zwei Schwestern. Er hatte sie vor kurzem als seine Sprösslinge anerkannt, genau wie sein Vater ihn, und das war schließlich die Hauptsache.
    Der Junge blieb stehen. Ich bin Fernan Colón, und in Vaters Testament ist schon seit Jahren festgelegt, dass ich Vizekönig von Indien und Admiral des Ozeans werde, falls Diego vor mir oder ohne Söhne stirbt. Ob es das ist? Ob er eifersüchtig ist, dass ich als Bastard dieselbe Stelle einnehme wie ein ehelicher zweiter Sohn? Ich weiß überhaupt nicht mehr, was er denkt. Als ich klein war, da hat er sich um mich gekümmert. Aber in letzter Zeit lässt er mich links liegen oder kommandiert mich nur noch herum. Warum lasse ich mir das eigentlich gefallen? Und wieso renne ich hinter ihm her wie ein Hündchen? Soll er sich doch ruhig wundern, wo ich geblieben bin!
    Fernan drehte sich um und begann zu laufen. Er wollte jetzt nicht zurück in den Alcázar. Diego konnte alleine berichten, dass der Besuch der Königin in der Buchdruckerei angekündigt war. Wahrscheinlich würde er sich auch um die weiteren Vorbereitungen kümmern, so umsichtig wie er war. Sein kleiner Bruder würde ihm dabei nur im Weg sein. Und der hatte jetzt etwas Besseres vor. Etwas viel Besseres!
    Fernan rannte die Calle del Mar hinunter, durchs Arenal-Tor und dann den Sandstrand entlang, bis er keuchend vor der Capitana s tand. Der Pilot, der ihm eben alles so ausführlich erklärt hatte, lehnte an der Reling.
    »Oiga! Almirante chico 27 ! Schon wieder da? Kommt herauf, wenn Ihr mögt.«
    Fernan balancierte über die Laufplanke und sprang an Bord. »Danke. Ich habe nämlich was vergessen eben. Zu fragen, meine ich. Etwas sehr Wichtiges. Gibt es hier eigentlich jemanden, der bei der ersten Reise dabei war? Ich weiß darüber nämlich bloß, was alle Leute erzählen. Aber ich habe noch nie einen gesprochen, der es wirklich selbst erlebt hat. Außer meinen Vater natürlich, aber damals war ich noch zu klein. Und er ist ja gleich wieder zur nächsten Fahrt aufgebrochen, und als er von der zurückkam, da war ich schon Page.«
    Der Pilot schmunzelte. »Ich habe gehört, die Höflinge sind fast so rastlos wie wir Seeleute. Wir fahren von einem Hafen zum anderen und der Hof zieht von einer Residenz zur nächsten.«
    »Genau. Deshalb habe ich meinen Vater nur selten gesehen. Und dann ist er auf die dritte Fahrt gegangen, und - na ja...« Über die Rückkehr in Ketten wollte Fernan nicht sprechen und auch nicht darüber, dass sich der Vater fast das ganze letzte Jahr in ein Kloster zurückgezogen hatte, um dort mithilfe gelehrter Mönche das Buch der Prophezeiungen über die Christianisierung der Welt und die mögliche Rückeroberung Jerusalems zu verfassen. Seine Söhne hatte er in dieser Zeit kaum gesehen.
    Der Pilot nickte verständnisvoll. »Ich könnt’s dem Herrn Admiral nachfühlen, wenn er nach der dritten Reise ein für alle Mal genug gehabt hätte vom königlichen Dienst. Aber was mich betrifft, da bin ich natürlich heilfroh, dass er sich zu einer neuen Reise entschlossen hat. Denn dadurch bin ich zum vierten Mal dabei.«
    Fernan riss die Augen auf. »Tatsächlich? Zum vierten Mal? Das gibt’s doch nicht! Ihr habt tatsächlich jede Fahrt mitgemacht?«
    »Das will ich meinen! Juan Quintero von der Pinta. Untertänigster Diener.« Der Pilot verbeugte sich übertrieben schwungvoll, als ob er sich über die gezierte Begrüßung lustig machen wollte, wie sie am Hofe üblich war. »Jetzt Pilot der Capitana. Im Dienst der spanischen Krone. Treuer Gefolgsmann des

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