Das Gold des Columbus
seine rote Seemannsmütze ab und wrang das Wasser aus seinen nassen Haaren.
»Wenn ich jetzt die Wahl hätte zwischen meiner Frau und der Sonne - ich würde die Sonne nehmen«, rief ein Matrose aus dem Rancho der Galizier.
»Und das würde auch keinen wundern. Deine Frau ist eine alte Schachtel und eine Beißzange dazu. Mit der Sonne nicht zu vergleichen.«
»Du bist doch bloß zur See gegangen, um ihrer Zunge zu entgehen, das weiß doch jeder.«
Auf dem Oberdeck erhob sich dröhnendes Gelächter. Sogar der Verspottete lachte mit. So groß war die allgemeine Erleichterung, dass niemand an Streit dachte.
»Grumete Fernan zum Admiral!«
Fernan betrachtete zweifelnd seine Hände. Sie waren geschwollen und entzündet bis in die Nagelbetten von dem wochenlangen Arbeiten im Salzwasser. Ob er überhaupt fähig sein würde, eine Feder zu halten und zu führen?
Der Vater saß am Tisch, in seinen roten Samtmantel gehüllt, und niemand hätte ihm angesehen, dass er Tage und Nächte auf dem nassen Deck kampiert hatte. Er warf nur einen Blick auf Fernans triefende Kleider.
»Ich kann nicht dulden, dass du mir hier alles nass machst. Garcia!«
Sofort erschien sein Diener. Der Admiral wies stumm auf seinen Sohn. Garcia öffnete die Truhe und nahm ein weißes Seidenhemd heraus, zog Fernan ohne weitere Umstände die nassen Sachen aus und streifte ihm das Hemd über den Kopf. Es reichte dem Jungen fast bis zu den Knien. Der Diener entfernte sich mit einer Verbeugung.
Fernan sah, wie er draußen die nassen Kleidungsstücke an der Reling befestigte, damit der warme Wind hindurchfahren konnte. Fernan spürte den trockenen, glatten Stoff auf seiner Haut. Zum ersten Mal seit Wochen keine Nässe! Es gelang ihm tatsächlich, die Feder zu spitzen, trotz seiner lädierten Finger.
»Nimm das offizielle Buch. Und schreibe.«
Fernan tauchte die Feder ins Tintenfass und strich ungeschickt die Tinte ab, bevor er die Feder aufs Papier setzte. Es gab einen Klecks, aber nur einen kleinen.
»Ich kämpfte gegen Wind und Strömung durch sechzig Tage und am Ende hatte ich nicht mehr als siebzig Meilen gewonnen. In dieser ganzen Zeit landete ich in keinem Hafen, denn der schreckliche Sturm ließ mich nicht mit seinem Wasser vom Himmel, den Wirbelwinden und Blitzen ohne Unterlass, dass das Ende der Welt gekommen schien.«
Der Vater sah ihm über die Schulter. »Du hast schon mal besser geschrieben. Aber du bist wohl aus der Übung. Wenn das Wetter hält, diktiere ich dir wieder täglich, dann gibt sich das hoffentlich wieder. Jetzt schreib weiter:
Man sah keine Sonne und keine Sterne am Himmel. Die Schiffe leckten, die Segel zerrissen, die Anker und Winden gingen verloren, dazu Taue und viel Proviant, die Mannschaft krankte, alle waren zerknirscht, viele taten ein Gelübde, später ins Kloster zu gehen. Es gab keinen, der nicht Opfer zu bringen und Wallfahrten zu machen gelobt hätte. Viele Male hatten sie gegenseitig ihre Sünden gebeichtet. Viele Stürme habe ich gesehen, aber keinen, der so lange währte und solche Schrecken brachte. Viele wurden ohnmächtig, und oft gerade die, die wir für die kräftigsten hielten. Viel Schmerzen litt ich und oft stand ich nahe am Tode. Eine Lagerstatt, die ich machen ließ, brachte man aufs Deck, und von ihr aus bestimmte ich den Kurs. Der Schmerz um den Sohn, der mich begleitete, zerriss mir die Seele, besonders weil er so jung war und mit dreizehn Jahren solche Mühsal litt und die Plage kein Ende nahm. Gott der Herr gab ihm Kraft, sodass er alle anderen ermunterte, und auf sein Werk verstand er sich, als sei er achtzig Jahre zur See gefahren, sodass es noch mir zum Trost gereichte.«
Fernan spürte, dass er vor Stolz errötete.
»Dann kam ich am 12. September ans Kap Gracias a Dios 55 und hier gab mir Gott der Herr endlich günstigen Wind und Strömung.«
Während der Admiral seinem Sohn diktierte, holten die Männer ihre Habseligkeiten aus dem Steuerraum und richteten ihre Ranchos wieder auf den Decks ein. Die Stimmung war wie ausgewechselt. Alle lachten und schrien durcheinander.
»Das beste Hurenhaus der Welt steht in Guinea. Es gibt nichts Besseres als fette Weiber mit blauschwarzer Haut.« Eine Stimme übertönte die anderen. »Aber ich sag euch was: Wenn ich jetzt eine vor mir hätte mit Titten wie Melonen und einem Hintern wie ein Backofen - ich würde sie stehen lassen für die Sonne.«
Pablo sah sich erstaunt um. Die Stimme kannte er doch. Der Bordschütze hatte sich ganz offensichtlich
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