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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Statuen, Frauen goldene Armreifen und Spangen. Der goldene Berg wuchs in die Höhe. Ein alter Mann näherte sich unterwürfig und flüsterte einige Sätze.
    »Sie werden noch mehr bringen«, übersetzte Diego Méndez. »Sie werden alle Kaziken benachrichtigen, auch in den entfernten Dörfern. Sie werden alles geben, was sie besitzen, wenn Ihr den König freilasst.«
    Bartolomé Colón verzog spöttisch das Gesicht. »Ich werde die Kaziken selbst benachrichtigen, und zwar sofort. Am besten werde ich sie auch gleich mitnehmen, samt ihrer Schätze. Sackt das Gold ein. Es wird das Gastgeschenk des Quibian für die spanischen Majestäten sein.«
    Zwei Soldaten bückten sich und schaufelten das Gold mit den Händen in zwei große Säcke, die so schwer waren, dass vier Männer sie gerade hochheben konnten.
    »Señor Sanchez!«
    Juan Sanchez aus Cadiz, der Chefpilot der Flotte, trat vor.
    »Ihr bürgt mir für den Gefangenen. Er wird sofort getötet, wenn einer aus der Gruppe versucht zu fliehen, oder falls seine Untertanen versuchen, ihn zu befreien. Ihr geht mit einem Dutzend Leuten zurück und bringt die Gefangenen auf die Capitana. Rudert nicht bis zum Rio Belén, die drei Schiffe liegen schon im Meer. Ich durchsuche mit der Haupttruppe die Umgebung nach den Kaziken. Ihr geht mit mir, Señor Méndez. Und du auch, Fernan.«
    Juan Sanchez lachte. »Ihr könnt mir jedes Barthaar einzeln ausreißen, wenn der Kerl mir entwischt, Don Bartolomé.«
    Er zog einen Dolch und setzte ihn dem König an den Hals. Ein Aufschrei entrang sich allen Kehlen. Señor Méndez’ Übersetzung war gar nicht nötig; jeder hatte begriffen, dass das Leben des Herrschers auf dem Spiel stand. Ein Schluchzen und Wehklagen begann und schien auf geheimnisvolle Weise den Zug der Gefangenen durch den Urwald zu begleiten.
    Pablo hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Und die Augen auch, denn immer wenn er sich umwandte, sah er das stille, unbewegte Gesicht des Königs, dem unaufhaltsam die Tränen über die Wangen rannen, ohne dass ein Schluchzen oder ein einziger Laut zu hören waren. Auch die wenigen Männer und die Frauen und Kinder weinten lautlos, während sie durch die breite Schneise gezerrt wurden, die die Spanier bei ihrem Überfall in den Urwald getrampelt hatten. Die Soldaten und Matrosen, die sich zu Beginn noch Prahlereien und Anzüglichkeiten zugerufen hatten, wurden immer stiller.
    »Bei allen Heiligen, wie kann man nur so weinen?«, sagte Juan Sanchez nervös. »Am Ende haben diese Wilden doch eine Seele.«
    Er atmete sichtlich auf, als endlich die beiden Schaluppen der Capitana und der Vizcaina in Sicht kamen, die an einer kleinen Bucht des Flusses Veragua aufs Ufer hochgezogen und vertäut worden waren. Die Säcke mit dem Gold wurden hineingehievt, daneben wurden die mehreren dutzend Gefangenen gepfercht.
    Die Matrosen setzten sich an die Ruder, einer ans Steuer, einer in den Bug, dann stießen die Boote ab.
    Bald musste der Mann im Bug die Laternen anzünden, denn die Sonne war untergegangen und der Halbmond verbreitete nur ein ungewisses Licht. Auch Señor Sanchez hatte eine Laterne entzündet und so neben sich gestellt, dass ihr Schein auf den gefangenen König fiel. Er fiel auch auf den Fluss und ließ manchmal die kugeligen Augen eines Krokodils aufblitzen. Immer wieder sprangen Fische in den Lichtkegel und klatschten zurück aufs Wasser.
    Jedes Mal zuckte der Chefpilot zusammen. »Warum tun die Viecher das?«
    »Es gibt eine Sorte, die man durch Fackellicht anlocken kann.« Pablo wunderte sich, dass Señor Sanchez das nicht wusste. Man konnte doch abends häufig die Eingeborenen bei dieser Art des Fischfangs beobachten. »Man muss bloß ein hohes Brett im Boot aufstellen, dann springen die Fische dagegen und fallen ins Boot.«
    Nach einiger Zeit stieß der Quibian einen leisen Klagelaut aus und hob seine gefesselten Hände ins Licht. Die Schnüre waren tief ins Fleisch eingeschnitten, die Haut war angeschwollen. Pablo, der dicht neben ihm saß, musste an die brutale Fesselung von Yumbeh denken. In dieser Beziehung schien es zwischen einem Bordsoldaten und dem Vertreter des Vizekönigs keinen großen Unterschied zu geben.
    Juan Sanchez schnalzte mitleidig mit der Zunge. »Es kann wohl niemand etwas dagegen einwenden, wenn ich die Fesseln etwas lockerer schnüre, oder?«
    »Ganz sicher nicht«, stimmte Pablo eifrig zu. »Er ist ja noch an den Füßen gefesselt.«
    »Und außerdem wimmelt es hier von Krokodilen. Es wäre

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