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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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vertrieben werden. Ein Heer, noch weit größer als mein eigenes, ist schon unterwegs. Ich habe euch zu den Goldfeldern meiner Feinde geführt. Sie sind sehr zornig über euer Eindringen. Ich habe ihnen angeboten, mein Heer mit dem ihrigen zu vereinen. Ich weiß, wie viele ihr seid. Und wie viele wir.«
    Pablo verstand, was der König damit sagen wollte. Es standen 120 Mann gegen zweimal hunderttausend.
    Diego Méndez krampfte unwillkürlich die Hände zusammen. Die Schere blitzte in der Sonne. »Wir haben Donner und Blitz.«
    »Wir haben keine Angst vor Donner und Blitz. Sie kommen und gehen. Aber wir bleiben.«
    Auf einmal begann der Dolmetscher zu lachen. »Er hat uns reingelegt«, sagte er auf Spanisch. »Dieser schlaue Zwerg hat uns reingelegt. Schickt uns auf das Gebiet seiner Feinde. Jetzt kann er eine Allianz bilden und uns zum Teufel jagen. Genial! Der Kerl könnte Minister werden.«
    Er überreichte dem König mit großer Geste Spiegel, Schere und Kamm. »Mein Herz ist traurig, dass wir keine Freunde sein können. Nimm trotzdem diese Gaben als Zeichen unserer Achtung.«
    Der König lächelte erfreut, forderte seinen Sohn mit einem Wink auf, die Geschenke anzunehmen, und hängte Diego Méndez die Kette mit der Goldscheibe um den Hals.
    »Alter Adler und Sonnenkopf und…« Er warf Pablo einen prüfenden Blick zu. »... und Vogelei sollen unsere Gäste sein.«
    Der Name traf Pablo wie ein Schlag. Kiebitz-Ei! Das war Miguels Erfindung gewesen. Und jetzt hatte der König den gleichen Einfall. Es gab also auch in Indien einen Vogel, der gefleckte Eier legte. Während der vergangenen Monate, in denen Pablo nur mit dem bloßen Überleben beschäftigt gewesen war, hatte er kaum noch an seinen Bruder gedacht. Dabei war er in erster Linie nach Indien gefahren, um das Lösegeld für Miguel zu ergattern. Und jetzt, wo sie endlich im Gold schwammen, tauchten auf einmal Feinde auf.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, unsere Schätze zu retten, dachte Pablo, während er automatisch dem König in das große Haus folgte. Wir müssen so schnell wie möglich verschwinden. Wir können uns nicht gegen 200 000 Mann behaupten, nicht einmal mit Kanonen und Armbrüsten und allen Waffen, die im Zeughaus gehortet sind. Warum machen wir nicht auf der Stelle kehrt und warnen den Herrn Admiral? Die drei Schiffe liegen bestimmt längst vor der Mündung des Flusses. Wir müssen nur noch die Gallega über die Sandbank bringen, dann können wir mit allem Gold verschwinden.
    Der Raum wirkte dämmrig nach der Helligkeit draußen. Pablo erkannte nur verschwommene Umrisse von Hängematten und vielen Gestalten und eine Feuerstelle. Er hockte sich neben Fernan und Señor Méndez auf den Boden. Ein nacktes Mädchen reichte ihnen einen Krug. Der Saft schmeckte fruchtig und süß.
    »Das muss man dem König lassen, er ist ehrlicher als ein spanischer Fürst«, sagte Señor Mendez. »Der hätte uns jetzt hinters Licht geführt und kein Wort von dem verraten, was er vorhat. Wahrscheinlich hätte er uns still und heimlich umbringen lassen und behauptet, wir wären nie bei ihm erschienen. Jedenfalls gibt der Indianer zu, dass er gegen uns kämpfen will. Und man kann ihm wirklich keinen Vorwurf daraus machen.«
    Warum sitzt er bloß hier in aller Seelenruhe und redet, fragte sich Pablo ratlos. Wir müssen so schnell wie möglich zu den Schiffen! Wahrscheinlich sind inzwischen immer mehr Krieger am Ufer eingetroffen. Selbst wenn wir hier unter dem Schutz der Gastfreundschaft stehen - das wird uns bei dem fremden Stamm, dessen Goldfelder wir geplündert haben, nichts nützen.
    »Wie schön, dass es hier so dämmrig ist. Da sieht man nicht, was man isst, man merkt nur, dass es gut schmeckt.« Señor Méndez reichte Fernan die Schale mit gebratenem Fleisch. »Iss, Junge. Das ist etwas anderes als der Fraß, den ihr Grumetes fabriziert. Sie haben uns zu den Goldminen ihrer Feinde geführt, das muss man sich mal vorstellen! Jetzt haben wir zwei Stämme gegen uns. Ich glaube kaum, dass wir Belén gegen eine derartige Übermacht halten können. Am besten fahren wir alle nach Spanien und kommen mit Soldaten zurück. Auf Española haben angeblich ein paar hundert genügt, um tausende von Indianern...«
    Vor dem Häuptlingshaus ertönten schwere Tritte. »Señor Méndez?« Die Stimme war so laut, dass alle im Raum in die Höhe fuhren.
    »Mein Bruder bringt eine Salbe für deine Wunde, König Quibian«, rief der Dolmetscher. »Tretet ein, Don Bartolomé, wir erwarten

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