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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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zurück.
    Die Morgenröte übergoss das verlassene Schiff mit geisterhaftem Licht, die Masten standen schwarz gegen den heller werdenden Himmel. Nicht einmal einen Monat lang hatte der Traum von der Niederlassung Belén und der Ausbeutung der Goldfelder gedauert. Zwölf Tote hatten ihr Grab am Ufer gefunden. Die Leichen von Kapitän Tristan und seinen neun Männern waren längst aufs Meer hinausgetrieben. Pablo fragte sich beklommen, ob er die Gallega je wiedersehen würde? Ob wohl eines Tages wieder Spanier in Belén landen, die Karavelle reparieren und mit Gold füllen würden? Ob es gelingen würde, die unermesslichen Schätze im Urwald zu heben?
    Ich komme nicht wieder. Das wusste Pablo auf einmal ganz sicher. Gold ist Gift. Und Gold tötet. Ich habe genug Leichen gesehen. Nie werde ich den toten Grumete vergessen und den sterbenden Matrosen und die erschossenen und von Diablo zerrissenen Indianer. Und den durchbohrten Hund. Ohne Gold wären sie alle noch am Leben. Wenn das Geld für Miguel nicht reicht, dann werde ich Fernan bitten, mir den Rest vorzustrecken.

    Der Admiral ernannte Diego Méndez als Nachfolger des getöteten Diego Tristan zum Kapitän der Capitana . Die Heimfahrt nach Spanien begann und musste schon nach zwei Wochen nach einem Hilferuf von der Vizcaina unterbrochen werden. In Puerto Bello gingen die Schiffe vor Anker.
    Der Admiral und die Kapitäne überzeugten sich, dass die Planken der Vizcaina tatsächlich von Schiffswürmern durchlöchert waren wie ein Sieb. Unaufhörlich sickerte Wasser ins Schiff. Selbst bei pausenlosem Pumpen stieg es langsam, aber stetig. Bei schwerer See oder gar bei einem Sturm würde die Karavelle in kürzester Zeit untergehen.
    »Kapitän Fieski, Ihr verteilt Eure Männer und den Proviant auf die beiden anderen Schiffe«, befahl der Admiral. »Wir lassen die Vizcaina zurück. Den Anteil des Goldes, der der Krone gehört, werden wir bei einer späteren Fahrt holen.«
    Der Notar war so überrascht, dass er nur einen unzusammenhängenden Protest ausstoßen konnte, den der Admiral nicht beachtete.
    »Ich fordere die Herren Kapitäne zur sofortigen Übergabe ihrer Tagebücher und Karten auf«, fuhr der Admiral fort. »Mein Sohn wird sie entgegennehmen.«
    Ohne ein Wort des Widerspruchs, ja ohne ein Zögern verschwanden die Kapitäne in ihren Kajüten und überreichten Fernan die Unterlagen.
    Am 1. Mai 1503 verließen die beiden übrig gebliebenen Karavellen das Festland und nahmen Kurs aufs offene Meer.
    Fernan stand neben dem Tisch in der Kapitänskajüte. Sein Vater studierte die Tagebücher, änderte manchmal geschickt eine Zahl oder strich einige Worte aus. Dann nickte er zufrieden.
    »Die drei haben sich an meine Anweisungen gehalten. Mit diesen spärlichen Angaben wird niemand den Weg nach Veragua und Belén finden können. Jetzt gib mir die Karten.«
    Fernan öffnete die schwere Kiste neben dem Bett und holte die Karten heraus. Der Vater musterte sie gründlich, dann setzte er die Feder an und veränderte auf jeder einige Linien, und zwar so sicher und schnell, dass selbst Fernan, der doch zugesehen hatte, nicht sagen konnte, welche Kurven hinzugefügt worden waren.
    »Leg sie wieder in die Truhe, zusammen mit unserer offiziellen Karte. Jetzt nimm die geheime und roll sie in Wachstuch ein. Gut. Gib her!« Der Admiral nahm die dünne Rolle und schob sie in den Stulpen seiner Stiefel. Ein gequältes Lächeln verzog sein bleiches Gesicht. »Niemand kann uns jetzt das Gold streitig machen. El Dorado gehört der Familie Colón.«
    Es war, als ob den Vater damit seine Kraft verlassen hatte, dachte Fernan oft. Er war schon vorher häufig krank gewesen und hatte tagelang das Bett nicht verlassen können, aber jetzt lag er so erschöpft in den Kissen, als ob er nie mehr aufstehen würde. Als die Matrosen lautstark und drohend eine Änderung des Kurses verlangten, der ihrer Meinung nach zu weit östlich verlief, gab er ohne große Diskussion nach und erteilte den Kapitänen den Befehl, sich nach Norden zu wenden.
    »Sie werden schon sehen, was sie davon haben«, ereiferte sich Diego Méndez. »Wie können sie es wagen, ihm zu widersprechen? Er ist der größte Seemann aller Zeiten. Wir werden Gottweißwo landen, aber nicht in Española.«
    Sie landeten in Kuba, erschöpft von Hunger und Durst, denn die Schiffe waren zwar randvoll mit Gold, aber es gab weder genug zu essen noch zu trinken. Die Fässer wurden mit Frischwasser gefüllt, der Laderaum mit Früchten, dann stachen

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